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Der Riesen-Kalmar ist aufgetautDas größte Auge der Welt

In Wellington, Neuseeland, untersuchen Forscher derzeit den Riesen-Kalmar, den Fischer vor einem Jahr zufällig aus dem Meer geholt haben.

Mark Fenwick vom Te Papa-Museum in Wellington mit dem Riesen-Kalmar. Bild: dpa

WELLINGTON dpa/taz Das größte Auge, das Forscher bislang untersucht haben, gehört einem sogenannten Koloss-Kalmar aus der Tiefsee. Mit 27 Zentimetern Durchmesser ist es deutlich größer als ein Bundesliga-Fußball. "Es ist ein wirklich phänomenales Auge", berichtete der neuseeländische Kalmar-Experte Steve O'Shea am Mittwoch in Wellington. Es handele sich um das "einzig intakte Auge" eines Riesen-Kalmars, das je gefunden wurde. O'Sheas Team untersucht am Nationalmuseum Te Papa in Wellington derzeit den Koloss-Kalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni), der Fischern im Februar 2007 in der Antarktis ins Netz gegangen war. Der 495 Kilogramm schwere und zehn Meter lange Kopffüßer ist einer der größten je gefangenen Kalmare.

Die Fischer auf der Jagd nach Seehechten hatten das Tier zufällig gefangen. Als der riesige Tintenfisch an Bord gehievt wurde, soll das Tier noch gelebt haben. Dabei wurde jedoch das zweite Auge zerstört. Bisher war das Tier eingefroren, seit Montag wird es in einem Chemikalienbad vorsichtig konserviert. Der überaus seltene Fang zieht gleichermaßen die Aufmerksamkeit zahlreicher Forscher und Kamerateams auf sich. Interessierte können die Untersuchungen am Te Papa-Museum über eine Web-Cam im Internet verfolgen.

Mit seinem massiven Schnabel habe der Kalmar das Rückgrat von zwei Meter langen Fischen "ohne Schwierigkeiten" zerbeißen können, ergänzte O'Shea. Der harte Schnabel ist 42,5 Millimeter lang. Im Magen von Walen wurden nach Angaben der Forscher aber schon 49 Millimeter lange Kalmar-Schnäbel gefunden - daher müsse es noch viel größere Koloss- Kalmare geben.

Um das Exemplar noch in diesem Jahr möglichst originalgetreu präsentieren zu können, untersuchen die Forscher den Mageninhalt nur mit einem Endoskop. Nach Auskunft von Forschungsassistentin Kat Bolstad fraß der Kalmar hauptsächlich Seehechte, die er mit seinen hakenbewehrten Tentakeln erbeutete. Die Forscher gehen mit großer Vorsicht ans Werk, weil der sehr empfindliche Kadaver schnell einreißt. Inzwischen ist auch klar, dass es sich bei dem Tier um ein Weibchen handelt: Im Inneren fanden sich mehrere tausend Eier.

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