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Der NachfolgerEin SPD-Linker als Justizsenator

■ Ehrhart Körting

Als Richter am Landesverfassungsgericht in Berlin war Ehrhart Körting im Januar 1993 an der Entscheidung beteiligt, Erich Honecker aus der Haft zu entlassen. Jetzt will die SPD den 55jährigen Rechtsanwalt als Nachfolger von Lore Maria Peschel-Gutzeit in den Berliner Senat holen. Peschel-Gutzeit wird heute als Justizsenatorin der rot-grünen Koalition in Hamburg vereidigt. Körting wird es nicht leicht haben, aus dem Schatten der Grandes Dames Jutta Limbach und Peschel-Gutzeit herauszutreten. Erstere stand von 1989 bis 1994 dem Justizressort vor, bevor sie zum Bundesverfassungsgericht wechselte.

Ehrhart Körting ist ebenso juristisch versiert wie politisch erfahren. Die Justiz kennt er als Staatsanwalt, Richter und Rechtsanwalt. Er war am Aufbau des Landesverfassungsgerichts beteiligt, dem er von 1992 bis zum Frühsommer dieses Jahres angehörte. Politische Erfahrung sammelte er von 1971 bis 1985 als Bau- und Volksbildungsstadtrat in Berlin- Charlottenburg. 1989/90 gehörte der pragmatische SPD- Linke dem Berliner Abgeordnetenhaus an.

Im Sommer 1990 schrieb Körting gemeinsam mit dem späteren Präsidenten des Verfassungsgerichts, Klaus Finkelnburg (CDU), und der grünen Abgeordneten Renate Künast zahlreiche Gesetzestexte für die zusammenwachsende Stadt. Künast schätzt Körting aus der Zusammenarbeit im – nach den Anfangsbuchstaben der Politiker benannten – „FKK“-Gremium als sorgfältigen und soliden Juristen.

Als Verwaltungsrechtsexperte habe er bislang allerdings noch keine Positionen zu Fragen der Inneren Sicherheit entwickelt. Dennoch erwartet die SPD, daß Körting stärker als Peschel- Gutzeit zum Gegenspieler von CDU-Innensenator Jörg Schönbohm wird. Anders als der Generalstochter Peschel- Gutzeit, die ihre Behörde mit Strenge und einem zuweilen ruppigen Ton führte, wird Körting ein kooperativer Führungsstil nachgesagt.

Der Vater von fünf Töchtern im Alter zwischen sechs und 29 Jahren legt Wert darauf, Politik und Familie miteinander vereinbaren zu können. Den neuen Job nahm er erst an, nachdem seine Frau zugestimmt hatte.

Mit Körting, der als Anhänger von Rot-Grün gilt, hat die SPD in kurzer Zeit einen Kandidaten präsentiert. Ob er in der heutigen Parlamentssitzung oder erst in zwei Wochen gewählt wird, stand gestern noch nicht fest. Dorothee Winden

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