Der Mediaspree-Vermarkter:: "Es wird noch lange Nischen geben"
Nur wo investiert wurde, ist das Ufer öffentlich zugänglich für alle, sagt Christian Meyer, Geschäftsführer vom Regionalmanagement mediaspree.
CHRISTIAN MEYER, 45, ist Geschäftsführer von mediaspree e.V. Das Regionalmanagement erhält Fördergelder und Mitgliedsbeiträge von Investoren; es macht Standortmarketing.
taz: Herr Meyer, Sie stehen unter Dauerbeschuss der Bürgerinitiative und schaffen es kaum, in der Öffentlichkeit offensiv aufzutreten. Macht Ihnen Ihr Job noch Spaß?
Christian Meyer: Ich kann immerhin auf eine recht erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren zurückblicken. Mich erreichen viele E-Mails und Briefe von Anwohnern, die froh sind über die Entwicklung des Gebiets hier und die keine Brachen wollen. Außerdem funktioniert die Zusammenarbeit mit Senat, IHK und Bezirk gut. Seit dem Bürgerbegehren sind leider einige Vertreter im Bezirk in die Populismusfalle getappt.
Wie erklären Sie sich die Stimmung gegen den Umbau des Spreegebiets gerade jetzt?
Das ist schwer zu verstehen. Immerhin laufen die Planungen und Sanierungen schon mehr als zehn Jahre. Vielleicht war die Fertigstellung der O2-Arena ein Auslöser. Sie verdeutlicht besonders massiv den Umbruch im Gebiet. Was mich ärgert, ist, dass nur auf emotionaler Ebene diskutiert wird, sachliche Argumente spielen überhaupt keine Rolle.
Wenn Sie die Initiative sachlich aushebeln können, warum haben Sie das nicht getan?
Wir sind bei mehreren Veranstaltungen mit den Leuten von "Mediaspree versenken" zusammengekommen. Leider fanden wir, dass viele gar nicht mit uns diskutieren wollten. Wir haben uns auch deswegen etwas aus der Öffentlichkeit zurückgezogen - ansonsten bieten wir der Initiative nur weitere Plattformen für ihre haltlosen Positionen.
"Mediaspree versenken" findet ihre Argumente aber gar nicht inhaltslos. Kernforderung ist mehr öffentlicher Raum entlang der Spree und damit Bestandsgarantie für die zahlreichen Strandbars. Ist das nicht Inhalt genug?
Zur Bestandsgarantie: Zwischennutzungen sind temporär, das weiß jeder Strandbarbetreiber. Es gibt vertraglich klar abgesteckte Rahmenbedingungen zwischen Eigentümer und Zwischennutzer. Die Strandbars sind kein gutes Beispiel für ein Spreeufer für alle. Die Angebote sind sehr auf eine bestimmte Altersgruppe sowie auf ein Party-Volk beschränkt. Da, wo investiert wurde, ist das Ufer öffentlich zugänglich, und zwar für alle - ohne Einlasskontrolle, ohne Eintritt, ohne Verzehrzwang. Alle Anrainer haben Verträge mit dem Senat, in dem sie sich dementsprechend verpflichten. Außerdem geht es ja um punktuelle Aufwertung - leer stehende Gebäude sollen ja weiter benutzt und Brachflächen belebt werden.
Besorgte Kreuzberger und Friedrichshainer fürchten, dass "ihre" Spree aussehen soll wie die schicke Hamburger Hafenstadt. Was halten sie solchen Befürchtungen entgegen?
Die Clubs und Bars sollen ja nicht alle weg, es wird vieles in Bewegung bleiben. Bei einem Uferbereich von zirka sieben Kilometern gibt es auf Jahre hinweg zahlreiche Nischen. Grundsätzlich soll hier geplant und nicht spekuliert werden. Man muss aber auch sehen: Es sind 15.000 Arbeitsplätze entstanden, zwar nicht komplett neu für Berlin, aber eben hier. Der Raum ist viel mehr im öffentlichen Bewusstsein als noch vor Jahren. Ich finde es positiv, dass sich Restaurants ansiedeln und Modelabels. Und die Mitarbeiter von Konzernen mit MTV und Universal, die wohnen zum Teil in ganz anderen Bezirken - es ist also nicht zu befürchten, dass für sie Wohnungen im Kiez luxuriös saniert werden. INTERVIEW: KRISTINA PEZZEI
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