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Der Lobbyist der WocheDer Mann, der das Endlager sucht

Gorleben-Skeptiker haben einen neuen potenziellen Verbündeten: Wolfram König ist Chef des Amts, das für die Atomlagergenehmigung zuständig ist.

Union, FDP und der Atomwirtschaft ist das Grünen-Mitglied Wolfram König nicht geheuer Foto: dpa

Er ist der neue Chef des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), der künftigen zentralen Aufsichts-, Genehmigungs- und Regulierungsbehörde in Sachen Atommüll. Wolfram König, dem langjährigen Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), kommt damit eine Schlüsselfunktion bei der anlaufenden Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Abfall zu. Das BfE ist außerdem für Zwischenlager und Atommülltransporte zuständig. Vorläufig bleibt König auch Leiter des BfS, das in seinen Befugnissen zurückgestutzt wurde.

Bundesumweltministerin Barba­ra Hendricks lobt den 58-jährigen Grünen als ausgewiesenen Experten in Fragen der Endlagerung und des Strahlenschutzes. Seine Erfahrungen und Empfehlungen seien von großer Bedeutung für die Neuorganisation im Endlagerbereich gewesen.

So viel Wertschätzung gab es nicht immer. CDU/CSU, FDP und Atomwirtschaft starteten in der Vergangenheit immer wieder Versuche, das Grünen-Mitglied König von der BfS-Spitze abzusägen oder die Behörde in ihren Befugnissen zu beschneiden. Denn König hatte es als riskant bezeichnet, bei der Endlagersuche nur auf den Standort Gorleben zu setzen. Und er hatte darauf hingewiesen, dass längere AKW-Laufzeiten auch mehr Atommüll bedeuten.

Bei der Installierung Königs als BfE-Präsident haben sich nun SPD und Grüne durchgesetzt – möglicherweise weil sie sich nicht dagegen sperren, dass Gorleben im Verfahren bleibt. Mit Wolfram König haben die Gorleben-Skeptiker in der Sache also einen potenziellen Verbündeten. In seiner neuen Funktion soll er den Suchprozess aber vor allem moderieren. Wie König mit diesen Erwartungen umgeht, muss er nun zeigen.

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5 Kommentare

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  • Dass CDU/CSU, FDP und Atomwirtschaft versuchen, jemanden abzusägen, einfach weil er darauf hingewiesen hat, dass längere AKW-Laufzeiten auch mehr Atommüll bedeuten, finde ich irgendwie faszinierend.

  • 3G
    34970 (Profil gelöscht)

    Mit den Ansprüchen die man an ein Endlager stellt (stellen muss) ist der Atommüll am besten in Gegenden aufgehoben in denen kein Mensch freiwillig leben wird und die geologisch nicht aktiv sind. Auch nicht in Millionen von Jahren. Also kann man sich das alles sparen und am besten schonmal anfangen die ersten Millliarden an zentralasiatische Republiken zu überweisen damit die uns einen ihrer "Hinterhöfe" zur Verfügung stellen in dem wir dann das Endlager ausheben dürfen.

  • Naja ich denke der Mann ist ein guter Kompromiss zwischen Fachwissen und wirtschaftlicher Beeinflussbarkeit.

  • Liebe Taz, wieso wird der Mann von euch als "Lobbyist der Woche" verunglimpft?

    • @Grisch:

      Weil er der Atomlobby hilft, das Märchen vom Endlager und damit die Lüge von der Lösbarkeit des Atommüllproblems aufrechtzuerhalten.