Der Lobbyist der Woche: Mission: erfolglos
Nicht viele kannten ihn – und daran wird sich jetzt auch nicht mehr viel ändern: Jonathan Faull (Foto), 61, Beamter im Dienst der EU-Kommission, leitete seit September 2015 eine Spezialtruppe, deren Mission von Anfang an kompliziert war und jetzt krachend gescheitert ist: die Briten mit allen Mitteln der Diplomatie vom Austritt abzuhalten.
Die siebenköpfige „UK Task Force“ war die Institution, die die Verhandlungen für den im Februar ausgehandelten „Extrawurst“-Deal mit Cameron vorbereitete. Wenn man Quellen aus der Kommission glauben darf, war Faull einer der Chefstrategen des Remain-Wahlkampfs. Sämtliche Informationen liefen über seinen Tisch. Natürlich diskret – zu viel öffentliche Aufmerksamkeit für die Task Force hätte nur unerwünschte Wahlkampfeffekte gezeitigt. Bloß keine Begehrlichkeiten bei anderen Ländern wecken. Und bloß keine Vorurteile gegen die EU-Bürokratie nähren.
Faulls eigene Vita hätte gut als Feindbild für die Britain-First-Fraktion getaugt: Der Beamte ist ein EU-Gewächs par excellence: Er studierte am College of Europe, das als Kaderschmiede der Europäischen Union gilt. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise baute er als Finanzbeamter enge Kontakte zur City of London auf.
Faull verfolgte mit Hilfe seiner Kontakte still seinen Auftrag: Cameron stramm auf Remain-Kurs halten – und ihm als Gegenleistung viele Zugeständnisse für das Vereinigte Königreich versprechen, wenn es gut ausgeht.
Ist es aber nicht. Extrawürste sind durch, jetzt ist Schadensbegrenzung angesagt. Ob Faull das besser kann? Das Bittere ist, dass Faull, der aus der Grafschaft Kent stammt, selbst nicht mal seine Stimme abgeben durfte: Er hat mehr als 15 Jahre außerhalb Großbritanniens gelebt und war deshalb nicht stimmberechtigt. Nina Apin
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