Der Käpitän von Hertha: "Bisher lief alles fast von alleine"
Zu Beginn der Saison löste Fabian Lustenberger Peter Niemeyer als Kapitän ab. Viel zu tun hatte er noch nicht. Krisen blieben bislang aus.
taz: Herr Lustenberger, wo wird Hertha BSC am letzten Spieltag der Rückrunde stehen?
Fabian Lustenberger: Ich hoffe, auf einem guten Tabellenplatz! Unser Ziel ist und bleibt immer noch der Klassenerhalt. Entscheidend ist vielleicht gar nicht, welcher Platz es am Ende wird, sondern, dass wir möglichst schnell möglichst viele Punkte sammeln.
Sprechen die Spieler dennoch über das Erreichen der Europa League?
Nein, wir wissen, was hier in den letzten Jahren in Berlin los war …
… die ständigen Trainerwechsel, die Unruhe ins Team brachten …
… und wir wissen auch, dass die Erwartungshaltung vielleicht manchmal ein bisschen zu hoch war. Wir tun gut daran, hart zu arbeiten. Damit sind wir bisher gut gefahren. Wenn es am Ende für einen Europa-League-Platz reicht: Umso besser.
Gibt es denn irgendeine internationale Mannschaft, gegen die Sie unbedingt mal spielen wollten?
In England würde ich gerne irgendwann einmal mit Hertha spielen - und natürlich gegen Real Madrid und den FC Barcelona. Das wäre schon was Spezielles. Aber ich versuche, nicht zu viel ins Träumen zu geraten.
In der Hinrunde hat Hertha eine große taktische Disziplin und eine immense Laufbereitschaft ausgezeichnet. Könnte der größte Feind in der Rückrunde der Schlendrian sein, wenn der Klassenerhalt frühzeitig geschafft sein sollte?
Nein, das wird nicht so sein. Wir haben in allen Partien sehr diszipliniert gespielt, vielleicht fehlte gegen Nürnberg und zuletzt gegen Wolfsburg auch etwas Glück.
Sie gehören zum Schweizer Nationalkader - glauben Sie, trotz Verletzung, zur WM zu fahren?
In erster Linie zählt für mich Hertha. Ob ich für die Schweizer Nationalmannschaft nominiert werde, kann ich sowieso nur mit guten Leistungen hier bei der Hertha beeinflussen.Erst mal muss ich jetzt wieder fit werden.Und dann hoffe ich, dass der Nationaltrainer mich am Ende mitnimmt.
Sie haben bei Hertha eine lange Anlaufzeit gebraucht, bis Sie schließlich sogar Kapitän wurden. Woran lag das?
Ich kam damals mit 19 Jahren aus meinem 2.000-Einwohner-Dorf in der Schweiz in eine Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern, war das erste Mal von Zuhause weg. Das muss man als junger Mensch erst mal verarbeiten. Und dann kamen noch ein paar Verletzungen dazu.
Trainer Jos Luhukay hat zu manchen Spielern ein fast väterliches Verhältnis. Wie ist es zwischen Ihnen?
Wir haben ein ganz normales Verhältnis, eben eine Chef-Angestellter-Beziehung. Er zieht die Linie, die er hat, knallhart durch und entscheidet immer danach, was das Beste für die Mannschaft ist. Damit ist er bis jetzt sehr gut gefahren.
Wie ist Ihr eigener Führungsstil als Kapitän?
Bisher war es für mich sehr einfach, weil in der Hinrunde fast alles von alleine lief und ich noch nicht meinen großen Auftritt hatte und Plädoyers halten musste.
Die Einstieg des Finanzinvestors KKR bei Hertha war vor wenigen Wochen die große Nachricht. Was würden Sie mit 61,2 Millionen Euro machen?
Das ist nicht unser Thema! Wir als Spieler sind verantwortlich für die Leistung auf dem Platz.
Wie fühlt man sich denn als Spieler - immerhin nicht ganz unwesentlicher Bestandteil eines Klubs - wenn man finanziellen Unwägbarkeiten auf höherer Ebene ausgesetzt sieht?
Schuster, bleib bei deinen Leisten, heißt ein Sprichwort. Als Spieler muss man sich zu 100 Prozent aufs Sportliche konzentrieren.
Hätten Sie einen Traumspieler, den Sie kaufen würden, wenn Sie Sportdirektor wären?
Ach, da gibts viele? Aber im Ernst, das ist nicht mein Bereich!
Haben Sie in der Mannschaft über das Outing des Exnationalspielers Thomas Hitzlsperger Anfang des Jahres gesprochen?
Nicht so viel. Es war ja auch nicht lange ein großes Thema.
Wie würden Sie als Kapitän reagieren, wenn ein Spieler zu Ihnen käme mit dem Gedanken, sich zu outen?
Ich kann mich nicht in die Situation hineinfühlen, weil sie noch nicht eingetreten ist. Es war ein mutiges Outing von Thomas Hitzlsperger, für ihn ein wichtiger Schritt.
Die taz interviewt auch noch den Union-Kapitän Torsten Mattuschka. Kennen Sie sich eigentlich persönlich?
Wir haben uns ein paar Mal getroffen, bei Veranstaltungen und auf Feiern. Ich kenne ihn aber nicht sonderlich gut. Seine Handynummer habe ich nicht.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten von Torsten Mattuschka hätten Sie gerne?
Seine Freistöße. Die hätten, glaube ich, viele gerne. Seine Stärke bei Standardsituationen könnte er mir gerne abgeben.
Sollen wir ihm was ausrichten?
Ich wünsche ihm und seinen Kollegen viel Glück für den Rest der Rückrunde. Wir warten oben, können Sie ihm gerne sagen. Wenn sie wollen, können sie gerne hochkommen, dann gibts wieder interessante Derbys. Das würde die Berliner Fans freuen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!