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Der Gerichtssthriller "Der Mandant"Kaltschnäuzigkeit aus Eigeninteresse

"Dunkel" ist in "Der Mandant" nur eine Metapher für das Innere des Menschen. Und für jene Winkel im Rechtssystem, die von Urteil und Strafe nicht erfasst werden.

Mickey Haller (Matthew McConaughey) und sein Klient Louis Roulet (Ryan Phillippe) im Gerichtssaal. Bild: Universum

Hierzulande gelten Juristen ja eher als Langweiler, die bestenfalls Stoff für biedere Vorabendserien abgeben. In den USA dagegen genießen Rechtsanwälte einen zwiespältigen Ruf und werden gerne als Geier oder Haifische beschrieben. Keine Frage, wo man die interessanteren Kinofilme dreht.

In der Tat könnte man sich das lauernd-bedrohliche Thema aus dem "Weißen Hai" gut als Begleitmusik zu Mick Hallers Fahrten durch Los Angeles vorstellen. Aber auch die scharfen HipHop-Beats, die aus dem Innern seines schwarzen Lincoln ertönen, unterstreichen effektvoll das Raubtierhafte seines Auftretens. Ins Bild passt auch, dass Haller, gespielt von Matthew McConaughey, seine Anwaltsarbeit größtenteils vom Rücksitz dieses Oldtimer-Wagens aus erledigt.

Zwischen Polizeistationen, Gerichten und seiner Straßenklientel bewegt er sich mit Geschick und Geschäftsinstinkt. Nein, Haller ist keiner jener Anwälte, die sich aus Gerechtigkeitssinn ihre Kunden bei den Unterprivilegierten, den Drogenhändlern und Prostituierten suchen. Sein wenig zimperlicher Umgang mit ihnen belegt, dass er aus Eigeninteresse die Schuldigen mit trickreichem Einsatz vor dem Gesetz verteidigt und oft genug der Strafe entzieht: Er lässt sich seine Dienste bezahlen.

Konventionell, aber spannend

Ein Mann seiner Weltanschauung kann deshalb kaum leugnen, von einer gewissen Gier erfasst zu sein, als ein Kautionsagent (John Leguizamo) ihm einen lukrativen Fall vermittelt. Der Immobilienmakler Louis Roulet (Ryan Phillippe) ist angeklagt, ein Call-Girl brutal misshandelt zu haben. Er streitet die Tat ab und will unbedingt von Haller verteidigt werden. Haller versucht, das Angebot als Kompliment für seine Arbeit zu verstehen, zögert allerdings, weil er so selten Unschuldige verteidigt. Doch dann siegt natürlich wieder sein Geschäftssinn.

Alles Weitere entfaltet sich zu einem zwar konventionellen, aber doch ausreichend spannenden Gerichtsthriller. McConaughey macht sein früheres Pretty-Boy-Image vergessen und lässt seine Figur gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen gewieft und gehetzt balancieren. Regisseur Brad Furman gelingt doch etwas Ungewöhnliches: Er setzt die Film-noir-Kaltschnäuzigkeit seiner Helden auf raffinierte Weise mit Bildern eines grell von der Sonne ausgeleuchteten Los Angeles in Kontrast. "Dunkel" ist hier nur noch eine Metapher für das Innere von Seelen und Köpfen. Und für jene Winkel im Rechtssystem, die von Urteil und Strafe nicht erfasst werden.

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