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■ Der Fall McBrideMörder in den Kosovo

Dublin (taz) – Mord ist nicht gleich Mord. Manchmal, bei „außergewöhnlichen Umständen“, wiegt die Tat nicht ganz so schwer – vor allem, wenn es sich bei den Tätern um britische Soldaten handelt.

James Fisher und Mark Wright von den Scots Guards waren 1995 wegen Mordes an dem Teenager Peter McBride in Belfast zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Im September kamen sie frei und tun wieder ihren Dienst in der Armee. Sie sind derzeit in Deutschland stationiert und bereiten sich auf ihren Einsatz für den Frieden im Kosovo vor.

Peter McBrides Mutter Jean will das verhindern. Auf ihren Antrag beginnt heute in Belfast eine richterliche Anhörung, bei der festgestellt werden soll, ob es rechtens ist, daß die beiden Soldaten nicht aus der Armee entlassen wurden. Es ist das erste Mal, daß eine Entscheidung der Armeeführung von einem Zivilgericht überprüft wird.

Das Verteidigungsministerium argumentiert, daß das Verhältnis zwischen Armee und Soldaten die Öffentlichkeit – einschließlich Jean McBride – nichts angehe.

Der damals 18jährige Peter McBride wurde 1992 in Nord-Belfast von einer Armee-Patrouille angehalten und durchsucht. Als es danach zu einem Wortwechsel kam, lief McBride davon, Fisher und Wright verfolgten und töteten ihn durch zwei Schüsse in den Rücken. Sie seien davon überzeugt gewesen, so sagten sie vor Gericht, daß McBride eine Bombe oder eine Pistole bei sich hatte.

Der Richter glaubte ihnen kein Wort, da McBride ja gerade durchsucht worden war und darüber hinaus Zeugen gehört hatten, wie einer der Soldaten rief: „Erschieß den Bastard!“

Jean McBride sagt zum Vorgehen der Armee: „Wenn die beiden schon in Nordirland die Nerven verloren haben, wie soll es ihnen dann im Kosovo ergehen? Diese Region hat genug Probleme und braucht keine verurteilten Mörder, die dort bewaffnet herumlaufen.“ RaSo

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