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Der Bart ist ab

Al-Qaida und die Taliban verlieren letzten Stützpunkt in Tora Bora. Ussama Bin Laden bleibt weiterhin unauffindbar. Auch Taliban-Chef Mullah Omar verschwunden. Kandahar voller Leichen

KABUL afp/rtr/taz ■ Bislang war sich der afghanische Nordallianz-Kommandeur Mohammed Saman sicher, wo Ussama Bin Laden sich versteckt hatte: Im Höhlenkomplex von Tora Bora, den die von Bin Laden geführte Organisation al-Qaida aufgibt. Jetzt wisse er das nicht mehr so genau, sagte er gestern nach der Eroberung von Tora Bora und den Kapitulationsverhandlungen mit al-Qaida. Über Bin Laden, bekannte er, „haben wir nicht gesprochen“. Während die noch schätzungsweise 1.500 Kämpfer von al-Qaida, überwiegend Araber und Tschetschenen, gestern mit dem Rücken zum letzten Berg standen, blieb Bin Laden unauffindbar.

Die heftigen Gefechte um Tora Bora hatten gestern Morgen nach acht Tagen aufgehört. Seit Montag hatten die Anti-Taliban-Truppen große Geländegewinne gemacht. Die Truppen von Saman sowie die der verbündeten Kommandeure Hasrat Ali und Hadschi Saher nahmen mehrere Schlüsselstellungen der al-Qaida ein. Deren Kämpfer wurden auf ihren allerletzten Stützpunkt Spin Ghar südlich von Tora Bora zurückgedrängt. Dann bot ihnen die Nordallianz eine Feuerpause an und setzte ihnen eine Frist bis heute Früh, sich zu ergeben.

Die USA warnten gegen Mutmaßungen, der Krieg sei nun vorbei. Die Kämpfe dauerten an, Bin Laden sei vermutlich auf der Flucht, sagte ein US-Militärsprecher. Seine Möglichkeiten zur Kommunikation seien aber nur minimal. Sollte er lebend gefangen werden, will die US-Regierung ihn vor ein Militärgericht stellen. US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz sagte, die Jagd auf Bin Laden könnte noch Monate dauern. Al-Qaida bleibe „eine Bedrohung für Amerika und die Welt“.

Auch wo Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar steckt, ist unbekannt. Unbestätigten Berichten zufolge hielten sich auch noch Taliban-Krieger in einem Krankenhaus ihrer einstigen Hochburg Kandahar verschanzt. In der Nähe der offiziell von den Taliban aufgegebenen Stadt begannen US-Soldaten damit, die Waffen versprengter Krieger einzusammeln. Die Kontrollen gälten auch Kämpfern der al-Qaida. „Wer von den Taliban ist und seine Waffen friedlich abgibt, kann glücklich seiner Wege gehen. Wer von al-Qaida ist, wird festgenommen, es sei denn, er zeigt feindseliges Verhalten. Dann wird er erschossen“, sagte der US-Militärsprecher.

Unklar blieb die Situation in Kandahar selbst. Auf dem internationalen Flughafen der Stadt lägen etwa 1.000 Tote, berichteten Hilfsorganisationen unter Berufung auf Augenzeugen. Es handele sich vermutlich um Opfer der langen und heftigen Kämpfe zwischen Taliban-Milizen und ihren Gegnern. Das Rote Kreuz begann, Leichen einzusammeln. Wegen andauernder Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Kommandanten in Kandahar verschob der designierte afghanische Regierungsschef Hamid Karsai ein für gestern geplantes Treffen mit UNO-Sonderbotschafter Brahimi in der Hauptstadt Kabul, um in Kandahar weiter zu verhandeln.

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