Der 3. Bundesliga-Spieltag: Geld schießt keine Tore
Hoffenheim beisst sich an der Spitze fest. Trotz der hochkarätigen Neuzugänge bleiben Wolfsburg, Schalke und Stuttgart ohne Sieg. Leverkusens Star Ballack gibt verletzt auf – und wird lange fehlen.
BERLIN dpa | Ausgerechnet die beiden mit weit mehr als 30 Millionen Euro verstärkten Teams des FC Schalke 04 und des VfL Wolfsburg haben mit drei Niederlagen wie auch der ambitionierte VfB Stuttgart einen kapitalen Fehlstart in die 48. Saison der Fußball-Bundesliga hingelegt. Mit dem 0:2 bei Spitzenreiter 1899 Hoffenheim verschärfte sich vor dem Champions-League-Auftakt bei Olympique Lyon am Dienstag die Schalker Krise. Trainer Felix Magath gab sich nach außen gelassen, weiß aber auch: "Wir brauchen vor allem ein Erfolgserlebnis."
Der FSV Mainz hat dagegen seine gute Startbilanz ausgebaut. Das Team von Trainer Thomas Tuchel gewann am Sonntag auch das Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 und feierte den dritten Sieg im dritten Saisonspiel. Srdjan Lakic hatte den FCK in Führung gebracht, doch die Mainzer drehten nach Toren von Niko Bungert und André Schürrle wie bereits beim 4:3-Sieg in Wolfsburg am 2. Spieltag einen Rückstand. Im zweiten Sonntagsspiel landete der 1. FC Köln einen Befreiungsschlag und schaffte beim 1:0 gegen den FC St. Pauli durch ein Tor von Taner Yalcin seinen ersten Sieg.
Dem nach dem personellen Totalumbruch verunsicherten FC Schalke leisten Magaths Ex-Club Wolfsburg (0:2 bei Borussia Dortmund) und die Stuttgarter nach der 1:2-Pleite im Derby beim SC Freiburg mit null Punkten tief im Tabellenkeller Gesellschaft. Wie die hochkarätigen Schalker Neuverpflichtungen Klaas Jan Huntelaar, José Manuel Jurado und Nicolas Plestan konnten auch dort die neuen Hoffnungsträger Diego (Wolfsburg) und Mauro Camoranesi (Stuttgart) noch nicht die Wende einleiten. "Ich wusste, dass es am Anfang schwierig wird. Aber es wird schwieriger als gedacht", kommentierte Trainer Steve McClaren den schlechtesten Bundesliga-Start der VfL-Geschichte.
1899 Hoffenheim - FC Schalke 2:0
Borussia Dortmund - Wolfsburg 2:0
Hamburger SV - 1. FC Nürnberg 1:1
Mönchengladbach - Frankfurt 0:4
SC Freiburg - VfB Stuttgart 2:1
Hannover 96 - Leverkusen 2:2
Bayern München - Bremen 0:0
FSV Mainz 05 - Kaiserslautern 2:1
1. FC Köln - FC St. Pauli 1:0
***
Die Tabelle (Tordiff, Punkte)
1. Hoffenheim+6 9
2. Mainz +4 9
3. Hamburger SV +3 7
4. Hannover +2 7
5. Kaiserslautern +3 6
6. Bor. Dortmund +2 6
7. SC Freiburg 0 6
8. Mönchengladbach -1 4
8. Bayer Leverkusen -1 4
10. Werder Bremen -1 4
11. Bayern München -1 4
12. Eintracht Frankfurt +1 3
13. FC St. Pauli 0 3
14. Köln -3 3
15. Nürnberg -1 2
16. VfL Wolfsburg -4 0
17. FC Schalke -4 0
18. VfB Stuttgart -5 0
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4. Spieltag
Freitag: Eintracht Frankfurt - SC Freiburg (20.30), Samstag: Bayern München - 1. FC Köln, Werder Bremen - Mainz 05, VfB Stuttgart - Mönchengladbach, VfL Wolfsburg - Hannover, Kaiserslautern - Hoffenheim (alle 15.30), Sonntag: FC St. Pauli - Hamburger SV (15.30), Schalke 04 - Borussia Dortmund, Leverkusen - 1. FC Nürnberg (beide 17.30)
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Toreerzieler
4 Tore: Papiss Demba Cissé (SC Freiburg), Srdjan Lakic (1. FC Kaiserslautern)
3 Tore: Ruud van Nistelrooy (Hamburger SV), Edin Dzeko (VfL Wolfsburg)
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Verbalie des Spieltags
"Wir kennen uns ja schon lange, haben am selben Tag, 26. September, Geburtstag, sind Waagen." (Rolf Töpperwien interviewt Michael Ballack. Aber was war noch mal die Frage?)
Den schwächsten Auftakt der Clubhistorie beklagt auch Stuttgart. "Der Fehlstart ist perfekt", gestand Trainer Christian Gross, der nach der fulminanten Rückrunde der Vorsaison vor einem Scherbenhaufen steht. Doch wie Magath begreift auch Gross die anstehenden englischen Wochen als Chance. "Wir haben uns das selber eingebrockt. Jetzt müssen wir auch gemeinsam da wieder rauskommen", sagte er vor dem Europa-League-Spiel am Donnerstag gegen Young Boys Bern.
Eine gelungene Generalprobe vor der Rückkehr auf die internationale Bühne am Donnerstag in Lwiw (Ukraine) feierte dagegen der BVB. "Wir dürfen jetzt mal stolz sein", sagte Trainer Jürgen Klopp.
Auch bei Meister Bayern München, der am 65. Geburtstag von Franz Beckenbauer nicht über ein 0:0 gegen Werder Bremen hinauskam, läuft längst nicht alles rund. Mit jeweils vier Zählern dümpeln Münchner und Bremer im Mittelfeld der Liga herum. "Am Ende werden die Preise verteilt. Wir kriegen das schon hin", beruhigte Bayern-Trainer Louis van Gaal vor dem Champions-League-Auftakt gegen den AS Rom. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sieht die Ursachen für den Holperstart in den Nachwehen der Fußball-WM und dem internationalen Spielkalender mit den unglücklichen Länderspielansetzungen. "So kann man keinen Rhythmus aufbauen", klagte Rummenigge.
Anders als die Bayern konnte Bremen angesichts des Ausfalls der drei Leistungsträger Per Mertesacker, Naldo und Claudio Pizarro mit dem Punkt gut leben. Der Hamburger SV geht nach dem 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg ungeschlagen in das Stadtderby beim Aufsteiger St. Pauli am kommenden Sonntag.
Zwei Wochen nach dem deftigen 3:6 gegen Borussia Mönchengladbach, das daheim gegen die bisher sieglose Eintracht aus Frankfurt mit 0:4 unter die Räder kam, schrammte Bayer Leverkusen an einer weiteren Pleite knapp vorbei. Patrick Helmes rettete mit seinem Tor in der 90. Minute in Hannover zwar noch einen Punkt und verdarb 96-Coach Mirko Slomka die Party zum 43. Geburtstag. Doch die erneute Verletzung und der lange Ausfall von Michael Ballack gibt Trainer Jupp Heynckes vor dem Europa-League-Spiel gegen Trondheim am Donnerstag Anlass zu größter Sorge.
Der Nationalmannschafts-Kapitän musste nach einer halben Stunde verletzt vom Platz und fällt wegen einer Fraktur im linken Schienbeinkopf rund sechs Wochen aus. Das ergab eine Untersuchung am Sonntag in Köln.
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