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Dennis Coopers Blog ist wieder onlineGoogle gibt die Daten frei

Der gelöschte Blog von US-Autor Dennis Cooper ist erneut online, aber nicht mehr bei Google. Und wieder vollständig ist er noch lange nicht.

Dennis Cooper, 2010 Foto: imago/Leemage

„Wenn ich mir eines wünschen dürfte, dann wäre es, in der Literatur so furchtlos, so eisklar und beseelt zu sein wie Dennis Cooper,“ schrieb Schriftsteller Clemens Setz in einer Hommage an den amerikanischen Autor. Nun geht der von Google gelöschte Blog des US-Autors Dennis Cooper tatsächlich wieder online. Allerdings unter anderer Adresse.

Nach wochenlangem Rechtsstreit zwischen Autor und Konzern sind erste Posts unter denniscooperblog.com wieder abrufbar. Google hatte am 27. Juni Coopers Blog und Gmail-Account ohne Begründung gesperrt. 14 Jahre E-Mail-Merkehr und Posts sowie ein GIF-Roman, an dem Cooper gerade arbeitete, waren damit kurzerhand verschwunden.

Cooper erhielt dazu nur eine automatisierte Benachrichtigung. Auch auf Anfrage erklärte Google nicht, warum sein Blog entfernt wurde. Mittlerweile sind die Hintergründe bekannt. Seit Jahren führt Cooper auf seinem Blog eine Rubrik namens „Self-Portrait Day“. Dazu lässt er sich von seinen Lesern auch assoziativ Bilder, Videos, Audios oder Texte schicken. 2006 stellte Cooper die Frage „Was ist sexy?“ Nach den ersten Antworten, so schreibt Cooper auf der Facebook-Seite seines Blogs, habe er diesen Post mit einer Altersbeschränkung versehen und von seinem restlichen Blog separiert. Der Beitrag sei so nur noch über einen gesonderten Link und mit einer Warnung vor den Inhalten zugänglich gewesen. Eine bisher unbekannte Person habe nun – zehn Jahre später! – bei Google diesen Post wegen angeblich kinderpornografischer Inhalte gemeldet.

Cooper weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Ich versichere, dass, wenn mir jemand kinderpornografisches Material zugeschickt hätte, ich es niemals hochgeladen hätte. Punkt.“ In seinen Werken stellt Cooper Sexualität und Gewalt oft explizit dar. Es gebe Menschen, so Cooper, die das alles einfach tabuisieren wollten.

Das Unternehmen habe ihm nun zugesichert, die Daten von Blog und E-Mail-Postfach zuzuschicken. Bis Coopers Blog wieder vollständig ist, wird es dennoch ein wenig dauern. Der Autor muss die alten Posts einzeln wieder hochladen. Der GIF-Roman „Zac’s Freight Elevator“ soll aber wie geplant im November frei zugänglich erscheinen.

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4 Kommentare

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  • Da kann man Cooper nur wünschen, nie nach Deutschland zu reisen. Denn „Menschen, die das alles einfach tabuisieren wollen”, stellen hier die gesetzgeberische Mehrheit und würden nicht sein Blog abschalten, sondern ihn für sechs Monate bis zehn Jahre inhaftieren. Und die Verjährung setzt selbstverständlich nicht ein, solange er die Inhalte noch aktiv verbreitet.

  • Einer der Gründe warum man Google, Facebook etc. nicht mit Inhalten (inkl. E-Mails) füttern sollte die einem etwas bedeuten. Irgendwann rächt sich die Gratis-Mentalität.

    • @JoWall:

      ...manch einer bewahrt sich eben ein bisschen Naivität.

       

      Theoretisch dürfte man auch kein Onlinebanking machen, tut man aber oft trotzdem, ist einfach zu bequem.

      • @Berliner Berlin:

        Endlich mal ein Mutiger Mensch, der bekennt, dass er für jede Überweisung dreißig Kilometer fährt.