: Demonstrative Harmonie zu Zeiten der Krise
■ Deutsch-französische Konsultation
Bonn (dpa/AFP) – Harmonie demonstrieren in Zeiten der EG- Krise – das war das geheime Motto der 60. französisch-deutschen Regierungskonsultationen gestern in Bonn. Vor allem militärisch will man näher zusammenrücken. So war denn auch einer der wichtigsten Diskussionspunkte zwischen Helmut Kohl und Staatspräsident François Mitterrand das geplante Eurokorps. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) wies darauf hin, daß jetzt die Verhandlungen der Nato mit den Generalstabschefs der deutschen und französischen Armee über die Zusammenarbeit beginnen könnten. Von den französischen Delegationsmitgliedern wurde nach Angaben aus Teilnehmerkreisen betont, es müsse berücksichtigt werden, daß Frankreich nur unter ganz bestimmten Bedingungen seine dem Eurokorps zugeteilten Verbände der Nato zu unterstellen bereit sei. Dies gelte für das Krisenmanagement zur gemeinsamen Verteidigung sowie für „Maßnahmen der Friedenserhaltung und -wiederherstellung“. Das Eurokorps soll mit seinen fünfzigtausend Mann 1995 einsatzbereit sein. Es wird in Straßburg stationiert. Die Franzosen stellen nach Angaben Rühes für das Korps unter anderem eine Panzerdivision, die Deutschen zwei Brigaden zur Verfügung.
Auch beim Thema Gatt gaben sich die Regierungschefs harmonisch: „Alle Möglichkeiten“ sollen genutzt werden, um Verbesserungen des von Paris abgelehnten Agrarkompromisses zwischen den USA und der Europäischen Gemeinschaft zu erreichen. Gleichzeitig äußerten Kohl und Mitterrand, sie hielten einen Abschluß des Abkommens über die Liberalisierung des Welthandels für dringend notwendig. Aber es sei auch notwendig, daß die Landwirtschaft in Europa eine verläßliche Zukunftsperspektive habe, so Kohl. Mitterrand meinte, Frankreich wolle wirklich einen erfolgreichen Abschluß der Gatt-Gespräche. Noch sei es nicht zu spät, „um alles ins Lot zu bringen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen