Demonstranten-Mord in Guinea: Junta soll für Massaker büßen
Nach dem Massaker an mehr als 150 Gegnern des Regimes verhängt der Militärherrscher in Guinea Demonstrationsverbot. Menschenrechtler warnen vor noch mehr Gewalt.
BERLIN taz | Nach dem Massaker an mindestens 157 Oppositionsdemonstranten durch das Militär in Guinea an Montag droht der regierenden Junta von Kapitän Moussa Dadis Camara die internationale Isolation. Frankreich, die ehemalige Kolonialmacht, brach die militärische Zusammenarbeit mit Guinea ab und forderte gestern auf einer EU-Sitzung "zusätzliche Maßnahmen".
Die Verantwortlichen für das Massaker müssten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es weiter. Dies wird in Guineas Opposition als Forderung nach einem Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof interpretiert. Auch die US-Regierung forderte "die sofortige Freilassung von Oppositionsführern und die baldmögliche Rückkehr zur Zivilherrschaft". Auch die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) verlangte eine internationale Untersuchungskommission zu dem Massaker.
Aus der guineischen Hauptstadt Conakry wird von anhaltenden Übergriffen durch Soldaten berichtet, die die Junta nach eigener Beteuerung nicht unter Kontrolle hat. "Zu sagen, dass ich die Armee kontrolliere, wäre Demagogie", sagte Dadis Camara in einem Interview und machte zugleich die zivile Opposition, die zu der Kundgebung am Montag aufgerufen hatte, für die Gewalt verantwortlich. Die Regierung verfügte ein komplettes Verbot aller "subversiven" Kundgebungen und rief eine zweitägige Staatstrauer aus.
Guineische Menschenrechtler warnten vor weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen. "Die nächsten Tage werden schwierig", erklärte gegenüber AFP Mamadi Kaba von der guineischen Abteilung der "Afrikanischen Sammlung zur Verteidigung der Menschenrechte" (Raddho). "Innerhalb der Armee gibt es faktisch eine Miliz, einen Klan in bedingungsloser Gefolgschaft des Präsidenten, der bestrebt ist, die Bevölkerung umzubringen. Sie bereiten sich auf viel schwerere Verbrechen vor. Eine Eingreiftruppe ist unumgänglich. Die Bevölkerung muss geschützt werden, das ist das einzige, was man tun kann. Dialog ist unmöglich."
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