: Demokratiebewegung in der Mongolei
■ Opposition streitet kommunistischem Regime Legitimität ab / Parteigründung geplant
Ulan Bator (afp/taz) - Den Rücktritt des kommunistischen Regimes der Mongolischen Volksrepublik hat am Sonntag der Führer der neuen Oppositionsbewegung Demokratischer Bund (DBM), San Jasuren Sorig, gefordert. Die alte Führung habe die Fähigkeit verloren, die Gesellschaft zu leiten, erklärte der Student der Politikwissenschaften auf der ersten Pressekonferenz seiner vor einem Monat gegründeten Bewegung in der Universität von Ulan Bator. Nach seiner Darstellung hat die Revolutionäre Volkspartei zwar ihre alte Sprache abgelegt, doch habe sie am System des Stalinismus nichts geändert.
Am Sonntag hatten sich rund 7000 Menschen zu einer verbotenen Protestkundgebung der Opposition auf dem Großen Platz der Hauptstadt eingefunden. Redner des Demokratischen Bundes hatten dabei unter anderem Pressefreiheit, freie Wahlen, die Abschaffung der kommunistischen Führungsrolle sowie eine Aufwertung des Parlaments gefordert. Sorig verlangte Verhandlungen mit dem KP-Zentralkomitee. Für den 18. Februar planen die 30 vorwiegend jungen Mitglieder des Führungsgremiums einen Gründungskongreß ihrer Bewegung. Nach eigenen Angaben hat der Demokratische Bund bereits über 60.000 Anhänger.
Seit Staatsgründung im Jahre 1921 stand der zentralasiatische Staat unter Einfluß der Sowjetunion. Im Zuge der sino-sowjetischen Annäherungspolitik wurden jedoch die sowjetischen Truppenkontingente auf etwa 45.000 Mann reduziert. Die mongolische Demokratiebewegung wird in China mit Sorge betrachtet, da man ein Übergreifen auf die autonome Region der Inneren Mongolei befürchtet, zu der grenzübergreifende Verwandtschaftsbande bestehen.
sl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen