: Demokratie durch Meditation
Das Kanzleramt strahlt wieder mächtig Energie aus – nach innen und nach außen
Brigitte A. hat einen Traum: die Öffnung des Kanzleramtes. Die 47-jährige Berlinerin plädiert dafür, dass die Steuerzahler nicht nur am Tag der offenen Tür die Möglichkeit haben, in die Schaltzentrale der Macht zu schauen. Für dieses Ziel meditiert die Künstlerin wöchentlich vor dem Bundeskanzleramt. Dessen Pressesprecher weiß zwar nichts von Frau Brigitte A., sie aber kann alle nötigen Genehmigungen vorweisen. Die Künstlerin setzt sich während der Meditation mit Größe und Raum auseinander. Außerdem ist ihr aufgefallen, dass wenig vor und hinter dem Tor passiert. Ihrer Meinung nach müsste es mehr Bewegung an diesem Ort geben. Deswegen lässt sie sich bei ihrer wöchentlichen Aktion gerne beobachten. Gleichzeitig ist des Kanzlers Arbeitsgebäude für sie eine Art Ruhepol, ja Tempel. Morgen Abend zwischen 17 und 18 Uhr meditiert sie wieder. Nach dem man sich der Kraft des Kanzleramtes bewusst geworden ist, kann man im Anschluss gleich weiterpilgern. Bundeskanzler Schröder schwört seine Jünger in der Französischen Friedrichstadtkirche unter Zuhilfenahme von Willy Brandts Erfolgsgeschichte auf die letzten Tage des Wahlkampfes ein. War es nicht eben dieser Willy Brandt, der forderte: „Wir müssen mehr Demokratie wagen!“ Vielleicht finden der Kanzler und die Künstlerin ja einen gemeinsamen Nenner. Wie hieß doch gleich die Straße in der das Kanzleramt steht? Richtig, Willy-Brandt-Straße. CHB
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