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Demo von den Omas gegen RechtsHecken­schere gegen Konto

Die Berliner Volksbank führt das offizielle Spendenkonto der AfD. Die Omas gegen Rechts protestieren und fordern eine Auflösung des Kontos.

Omas gegen Rechts zerschnippeln symbolisch das AfD-Konto Foto: Omas gegen Rechts

Berlin taz | Mit ihren bunten Schals und Bommelmützen sind sie kaum zu übersehen. Gut 25 Omas gegen Rechts stehen am windigen Dienstagmorgen vor der Berliner Volksbank in Wilmersdorf, „Kein Konto für die AfD“ steht auf den (laminierten!) Plakaten. Unter lautem Trillerpfeifen und Kuhglocken-Geläute geht die Veranstaltung los, kurz darauf wird auch schon geschnippelt: Mit einer Heckenschere zerteilen die Omas gemeinsam eine übergroße Volksbank-Kontokarte der AfD.

Die Gruppe (mit 5.300 Fol­lo­wer:­in­nen bei Instagram) hat zu einer Demo aufgerufen, weil die Berliner Volksbank das offizielle Spendenkonto der AfD führt. Und das, obwohl sich die Bank klar gegen Rechtsextremismus positioniert und für Toleranz einsetzt, besonders zuletzt während der großen Demos gegen Rechtsextremismus im Januar.

Öffentlich diese Werte zu vertreten und trotzdem einer rechtsextremen Partei weiter ermöglichen, Geld zu sammeln, das passt für die Hauptstadt-Omas um Betina Kern nicht zusammen. Mit einer Petition fordern sie Carsten Jung, den Vorstandsvorsitzenden der Berliner Volksbank auf, sich klar gegen die AfD zu stellen und ihnen das Konto zu kündigen.

Volksbanken in anderen Städten sind, was die Haltung zur AfD angeht, entschlossener unterwegs. Im bayrischen Dachau und auch Mittelhessen wurden die Konten der AfD-Ortsverbände vor Kurzem dichtgemacht, mit eindeutiger Ansage: Man wolle sich mit der AfD und ihrer Politik nicht solidarisieren. Dafür erfuhren die Volksbank-Filialen von der AfD starken Gegenwind.

Zum Glück kein Konto

Dieses Durchgreifen wünschen sich die Berliner Omas auch. Einige von ihnen sind langjährige Volksbankkund:innen, die nun aber ihre Konten am liebsten kündigen würden. Für andere ist das schon geklärt: „Zum Glück habe ich kein Konto bei der Berliner Volksbank“, meint eine der Teil­neh­me­r:in­nen, als sie ihr Fahrrad wieder aufschließt.

Die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu, Vorstandsvorsitzender Jung ist trotz Einladung nicht zu einer Stellungnahme nach draußen gekommen. Die Volks­bank­mit­ar­bei­te­r:in­nen schauen dem Geschehen nur durch die Fensterscheiben zu. „Ich find uns wacker“, meint eine der Omas, die bis zum Schluss geblieben ist. Jetzt aber erst mal irgendwo rein, sich aufwärmen.

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1 Kommentar

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  • Ich muss sagen, dass mich bei der AfD auch der blanke Brechreiz überkommt.

    Gleichwohl finde ich es bedenklich, wenn sich die Zivilgesellschaft hier in einem öffentlichen Scherbengericht Einfluss darauf nimmt, wer mit wem Geschäfte machen kann und wer nicht.

    Wem es nicht passt, dass die AfD bei der Berliner Volksbank ein Konto hat, der mag sein eigenes Konto dort kündigen. Aber diese öffentliche Einflussnahme und der Drang zum virtue-signalling hat ein tschekistisches Geschmäckle.

    Ungeachtet, welche ehrenwerte Motivation dahintersteht: Am langen Ende kommt es dann wohl nur noch darauf an, wer aktuell als ausreichend "rechts" gilt, um den Zorn der Omas auf sich zu ziehen. Oder vielleicht bald auch "nicht links genug"?! Solche Macht sucht selten Beschränkung sondern in der Regel nur immer neue Ziele.

    In den 80ern gab es mal ein satirisches Spiel von Steve Jackson Games namens "Illuminati". Da kam es auch zu so skurillen Kombinationen und Beziehungsstrukturen, die den Vergleich mit Verschwörungstheorien absichtlich nicht scheuen: "Die Gnome von Zürich kontrollieren über die kommunistische Internationale und die Omas gegen Rechts die Berliner Volksbank und greifen die AfD an."