Demo in Hamburg: Israelflaggen gegen Antisemitismus
Das "Bündnis Gegen Hamburger Unzumutbarkeiten" protestierte gegen einen "aufkommenden Antisemitismus" in Deutschland. Anlass war die Verhinderung einer Filmvorführung.
HAMBURG taz | Mit Israelflaggen und USA-Fahnen demonstrierten am Sonntag in Hamburg nach Polizeiangaben rund 200 Mitglieder des Bündnisses Gegen Hamburger Unzumutbarkeiten friedlich gegen einen "aufkommenden Antisemitismus in Deutschland".
Hintergrund der Demo war die Verhinderung einer Filmvorführung: Ende Oktober hatte eine linke Gruppe aus dem "Internationalen Zentrum B5" in Hamburg gewaltsam verhindert, dass der Film von Claude Lanzmann "Warum Israel", den die Gruppe Kritikmaximierung in einem Hinterhofprogrammkino in St. Pauli zeigen wollte, lief.
Die Zensur eines Films des "Shoah"-Regisseurs hat im In- und Ausland eine Debatte über linken Antisemitismus ausgelöst.
Der Demozug traf am Sonntagnachmittag auf Gegendemonstranten der "B5"-Gruppe.
Die Blockade eines Filmes zur Staatsgründung Israels sei absolut unerträglich, sagte Olga F. vom Bündnis gegen Hamburger Unzumutbarkeiten. Wer, wie die B5, die Vorführung eines solchen Films als Provokation verstehe, der nur mit Gewalt beizukommen ist, stehe auf der Seite der Barbarei, erklärte das Bündnis. Es gehe darum, die Blockierer aus der B5 politisch zu isolieren und derartige "antisemitische Gewaltspektakel" künftig zu verhindern, sagt Bündnissprecher Andreas Bene von der Hamburger Studienbibliothek.
Um dem Vorwurf, ihre Blockade sei antisemitisch motiviert gewesen, entgegenzutreten, zeigte die B5 vergangene Woche Claude Lanzmanns Film "Warum Israel". In der anschließenden Diskussion wurden die Positionen deutlich, die im Internationalen Zentrum vertreten werden: Der Film blende die Rolle der Palästinenser weitgehend aus und diene der Gruppe Kritikmaximierung daher als ein Propagandafilm für ihre proisraelischen Thesen. Die Filmzensur Ende Oktober habe sich aber vor allem gegen die Kritikmaximierer gerichtet, sagt ein Blockierer. Statt mit ihnen im Anschluss an die geplante Filmvorführung zu diskutieren, entschieden sich die B5ler dafür, die Veranstaltung zu verhindern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu