piwik no script img

Demo gegen die Riß-Ruine

AKW Brunsbüttel:  ■ Wenig Demonstranten , aber gute Stimmung

Trotz der andauernden Horrorschlagzeilen über den rissigen Atommeiler demonstrierten am Samstag in Brunsbüttel nur etwa 300 Menschen für eine Stillegung des Schrottreaktors. Die kleinen, aber feinen Protestaktionen in Brunsbüttel haben jedoch schon Tradition: Selbst zu Zeiten der Großdemos gegen das AKW Brokdorf waren Protestmärsche gegen den benachbarten Atommeiler meist schlecht besucht. So wertete der „Aktionskreis Stillegen“ die Versammlung am Wochende dennoch als „kleinen Erfolg“.

Gutgelaunt zogen die TeilnehmerInnen mit scheppernden Fässern durch die Einkaufstraße von Brunsbüttel. Sie protestierten dabei unter anderem gegen den fehlenden Katastrophenschutz im Falle eines Notfalls. Mit Strahlenschutzanzügen und Gasmasken ausgestattet, teilweise grell geschminkt — die Polizei sah dem bunten Umzug gelassen zu. Vergnüglich ging es bei frühlingshaften Temperaturen mit der Fähre über den Nord-Ostsee- Kanal.

Auf halber Strecke zum AKW, gleich gegenüber den Chemieanlagen des Bayer-Konzerns, fand dann auf der grünen Wiese die Abschlußkundgebung statt. Lokal-Barde Ge-

1org Gercken, ausgerüstet mit einem Banjo und einer gehörigen Portion schwarzen Humors, sang unter großem Beifall die „Brunsbütteler-Hymne“ über Schrottreaktoren, Chemieriesen, Munitionstransporten durch den Elbehafen. Trotz all der gefährlichen Großindustrie sei dennoch jeder sechste in Brunsbüttel arbeitslos.

Zum Schluß forderte Karsten Hinrichsen, Kläger gegen das AKW Brokdorf und Kreistagsabgeordneter der Grünen, daß die Schäden in den Rohren des AKW (aktueller

1Stand: bei 1100 überprüften Rohren fanden sich bislang 250 Risse) zum sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie führen müssen. Der SPD warf er vor, einen Deal mit der Atom-Mafia zu betreiben. Der Wille zum Ausstieg sei bei den GenossInnen nicht mehr vorhanden. Der Applaus war riesig. Dirk Seifert

Treffen wg. weiteren Aktivitäten gegen Brunsbüttel und für den anstehenden Tschernobyl-Jahrestag: Sonntag, 28. März, ab 12 Uhr in der Werkstatt 3 (Seminarraum), Nernstweg 32, Ottensen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen