■ Debatte: Nochmals: Hooligans
Wenn Menschen ein Fußballspiel nutzen, um verhaßten Mitmenschen auf die Fresse zu geben, ist das verwerflich. Punktum. Wenn eine Demonstration friedlicher Fußballfans gegen Gewalt in und um Stadien angegriffen wird, ebenso. Darum steht an dieser Stelle ein Nachklapp zum Artikel „Steine und Bälle“ in der taz Hamburg vom Dienstag zu den Ausschreitungen am Sonntag vor und während des Derbys zwischen St. Pauli und dem HSV.
„In der Fanszene des FC St. Pauli sind Hooligans zwar nicht unbekannt, doch in ihrer Anzahl äußerst gering und treten fast überhaupt nicht in Erscheinung“, schrieb der Fanladen in einem Leserbrief und fügte hinzu: „Im Vorfeld beschloß die Fan-Club Delegierten-Versammlung des FC St. Pauli, eine Demonstration gegen Hooligans, Rechtsextremismus und Rassismus in allen Bundesligastadien durchzuführen... Diese Demonstration bestand aus Fußballfans, und zwar St. Pauli- und HSV-Fans, die friedlich demonstrieren wollten.“
Schon während der Zug sich formierte, gab es erste Auseinandersetzungen, bei denen die ersten Flaschen flogen, weil HSV-Hools das Fan-Lokal „Zum Letzten Pfennig“ angreifen wollten, so ein Teilnehmer. Auf dem Spielbudenplatz angekommen, wurden die Fans bereits von 50 bis 60 Angehörigen der HSV-Hool-Fraktion „Ultras“ erwartet, darunter nach Augenzeugenberichten auch einige bekannte Rechtsradikale und Neonazis aus Hamburg und Tostedt. Hier kam es zu weiteren Ausschreitungen. Dennoch zog die Demo weiter und hielt ihre Abschlußkundgebung vor dem Oase-Kino ab.
Soweit zum Sachverhalt, wie er sich aus Augenzeugenberichten rekonstruieren ließ. Keinesfalls sollten an dieser Stelle die Demonstranten oder gar alle Fans pauschal als Hooligans abqualifiziert werden. Allerdings nimmt die Gewalt in den Stadien – auch in Hamburg – wieder zu. Darum soll in den kommenden Wochen in diesem Blatt eine Debatte über die Situation in den Stadien geführt werden – wenn Gruppierungen wie Fan-Laden, Verein Jugend und Sport oder auch der Innensenator dazu bereit sind. Eberhard Spohd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen