piwik no script img

Debatte ums NichtwählenGeht’s euch zu gut? Ja, klar!

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Zahlreiche Kampagnen mahnen zur Stimmabgabe. Dabei ist Nichtwählen kein Beitrag zum Untergang der Demokratie, sondern ihr Luxus.

Warum? Weil es geht Bild: imago/Torsten Leukert

W ahlwerbung, überall Wahlwerbung. Mal für diese Partei, mal für jene. Immer wieder aber auch: für die Wahl selbst. Kein Wunder. Der Urnengang an sich scheint ein Akzeptanzproblem zu haben. Die Friedrich-Ebert-Stiftung sieht gar schon die Demokratie gefährdet, weil große Teile der Bevölkerung mit der Wahl nichts zu tun haben wollen. So ein Drama.

Entsprechend setzen die Wahlwerber auf den erhobenen Zeigefinger. Gerade lag zum Beispiel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Heftchen mit dem Titel „Denk ich an Deutschland 2013“ bei. Auf dem Titel: Demonstranten, die am 17. Juni 1953 in Ostberlin freie Wahlen forderten. Innen fünf Seiten über Länder, in denen „der Urnengang zu einem mutigen und stolzen Akt politischer Willensbekundung werden“ kann. Ein Foto zeigt eine lange Reihe von Kenianern durch die Steppe zum Wahllokal wandernd.

Schön.

Oder anders gesagt: Geht’s nicht noch platter?

Diese Demokratieromantik erinnert fatal an Eltern, die ihren das Esssen verweigernden Kids mit dem Argument „Denk doch an die hungernden Kinder in Afrika!“ ein schlechtes Gewissen machen wollen. Dabei erkennt schon ein Achtjähriger, dass niemand am Äquator davon satt wird, wenn er selbst den letzten Krümel vom Teller verzehrt. In einer gut versorgten Gesellschaft wie Deutschland ist man eben nicht gezwungen, alles zu essen, was auf den Tisch kommt. Zum Glück.

Denn Freiheit ist immer nur die Freiheit, auch mal „Nein“ zu sagen. Besser noch: Mal nichts zu sagen. Keine Position haben zu müssen. Zumal die großen Schlachten geschlagen sind.

Es geht schon lange nicht mehr um Kapitalismus versus Kommunismus, sondern nur noch um die Frage, ob die soziale Marktwirtschaft etwas sozialer oder etwas marktwirtschaftlicher sein soll. Es geht nicht mehr um pro und contra Atomkraft, sondern nur noch um die Frage, wie viel Cent pro Kilowattstunde die Energiewende wen kosten soll. Es wird nicht einmal mehr diskutiert, ob Frauen, Homosexuelle, Migranten und so weiter grundsätzlich gleichgestellt werden sollen, sondern nur noch, wie das in der Praxis auch gewährleistet werden soll und muss.

Nur noch?

Aber das sind doch genau die entscheidenden Punkte, werden nun viele aufstöhnen.

Stimmt!

Und wer das so sieht, sollte auch zur Wahl gehen. Unbedingt. Aber eben nicht, weil man sich den heroischen Vorkämpfern für ein Wahlrecht verpflichtet fühlt. Oder den armen, nach Beteiligung hungernden Menschen in Afrika, Vorder-, Hinter- und Mittelasien. Sondern weil man das Bedürfnis hat, sein Kreuz zu machen.

Wer als Anhänger der demokratischen Republik seinen urnenignorierenden Mitmenschen nur ein empörtes „Euch geht’s wohl zu gut!“ entgegenschleudert, muss sich nicht wundern, wenn die kurzerhand antworten: „Ja, stimmt! So what?“

Ist das dann Dekadenz? Ach Quatsch. Was soll schlimm daran sein, sich mal ganz entspannt auf dem Status quo auszuruhen? Solche Wahlverweigerer sind keinesfalls unzufriedene, enttäuschte und parteiverdrossene Politikverächter. Im Gegenteil: Sie sind ein Zeichen satter Zufriedenheit mit dem Gesamtzustand. Umgekehrt formuliert: In dem Staat, dessen Bürger so sehr nach Veränderung gieren, dass bis zum Letzten jeder abstimmen will, will man nicht leben. Dort wären Wahlen aller Wahrscheinlichkeit nach sogar verboten.

Für alle, die immer noch partout mit diesen entspannten Nichtwählern nichts anfangen können, noch ein kleiner Trost: Je weniger von allen anderen ihre Stimme abgeben, desto stärker zählt das eigene Votum. Und das ist doch eh das Wichtigste, oder?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • I
    Influenza

    Mit jedem weiteren Hetzbericht gegen Nichtwähler steigt in mir der Wunsch eben das zu tun: nicht wählen!

     

    Und das fällt mir noch nicht mal besonders schwer. Denn wenn sowieso nur Pest und Cholera zur Auswahl stehen, entscheide ich mich lieber für gar nichts von beidem.

  • C
    Chris

    Hi!

     

    Ich selbst bin Nicht-Wähler. Irgendwie kann ich keine Partei guten Gewissens wählen, die wenigstens ein absolutes Ausschlußkriterium vertritt. Auch kann man drüber streiten, ob man einen "Führerschein" für das Wahlrecht einführen sollte :-D

     

    Aber auch Nicht-Wähler können politisch sein, so nehme ich meine "Bürgerpflicht" wahr und texte die eine oder andere Behörde und Organisation mit meinen E-Mails zu oder sammle unter liga-deutschland.de einfach ein paar Anregungen zur Politik in Form einer fiktiven Partei.

     

    Politisch unpolitisch halt!

     

    Chris

     

     

    P.S.: Und wenn ich nicht gewählt habe, kann ich wenigstens guten Gewissens auf die Barrikade gehen, wenn's zu schlimm wird :-)

  • TK
    Thomas K.

    Thomas K.

    Nichtwählen ist keine Alternative für mich.

    Wir wählen ja nicht eine neue Regierung, wir wählen ein Parlament. Wir sind selbst schuld, wenn dort nur die Regierungsparteien und die ehemalig/zukünftigen Regierungsparteien sitzen. Wir brauchen mehr "knapp über 5% Parteien" die verschiedene Interessen vertreten.

    "Man muss sich vorstellen, dass wenn nur Merkel und Steinbrück zur Wahl gingen sie immerhin eine große Koalition für die nächste Legislaturperiode gründen könnten."

    http://blogvonthomas.wordpress.com/2013/09/02/warum-fallt-es-nur-so-schwer-die-leute-an-die-wahlurnen-zu-bringen/

  • F
    Freidenker

    Der Autor des Artikels sollte sich mal mit dem Politischen System beschäftigen :)

     

    Wenn WAHLEN ETWAS VERÄNDERN WÜRDEN, WÄREN SIE VERBOTEN!!

     

    Sagte einst Rosa Luxemburg und RECHT HATTE DIESE FRAU!!

     

    Wer etwas verändern will, muß sich anderwertig engagieren!

     

    Wie verdummt ist die taz eigentlich schon?! Unfassbar..und so etwas nent sich links? Lachhaft!

  • K
    Kinnal

    »Es wird nicht einmal mehr diskutiert, ob Frauen, Homosexuelle, Migranten und so weiter grundsätzlich gleichgestellt werden sollen, sondern nur noch, wie das in der Praxis auch gewährleistet werden soll und muss.«

     

    Ja, klar – die Migranten zumindest sehen die etwas anders:

    http://www.berliner-zeitung.de/bundestagswahl-2013/wahlrecht-und-bundestagswahl-ein-traum-vom-wahlrecht-fuer-alle,20889098,24233348.html

  • A
    Anon

    Liebe TAZ,

     

    zunächst sei gesagt, dass die Enthaltung von einer Wahl zwischen mehreren Eimern voll Scheisse keineswegs von Zufriedenheit zeugt.

     

    Zum anderen... manche Menschen gehen nicht wählen, da sie seit Einführung der Zwangs-RFID Ausweisdokumente des Dr. Mabuse *err* Schäuble mit biometrischen Fotos und automatischer Übermittlung all dieser Daten an *wasweißichnichtwenalles* über keine gültigen Dokumente mehr verfügen, da sie vorgenannte Daten eben nicht herausgeben wollten - und somit nicht wahlberechtigt sind.

     

    Aber vielen Dank für eine weitere Beleidigung derjenigen Nichtwähler, für die die Nichtwahl auch Ausdruck der Ablehnung des Systems ist.

    • R
      Raphi
      @Anon:

      Lieber Anon,

       

      das alleinige Enthalten seiner Stimme bringt aber nicht immer unbedigt nur reine Ablehnung des Systems mit sich. Leider gibst du so auch Parteien die Chance "größer" zu werden, die du mehr ablehnst als andere. Natürlich gebe ich dir recht wenn es um den Faktor geht...."wer nicht wählt ist selbst dran schuld". Immerhin ist es auch nich unbedingt einfach sich aus einer galagtisch großen Auswahl an Parteiprogrammen sich eins rauszusuchen welches zu einem passt. Davon mal abgesehen das nicht jeder die Zeit hat sich durch diese Parteibibliothek durchzuarbeiten.

       

      Was ich ganz witzig finde sind die Beschreibungen welche man bei Briefwahlen verwendet ;)

       

      http://www.myheimat.de/hannover-gross-buchholz/gedanken/satirischer-beitrag-vom-verein-zur-foerderung-der-wahlverdrossenheit-d2545331.html

  • Ich finde es schade, daß der Tenor der meisten redaktionellen Beiträge ist: Wer nicht wählt, ist doof (wahlweise: undankbar, zynisch, elitär ...).

    Hat die TAZ ihre außerparlamentarischen Ursprünge vergessen? Hat sie nichts aus der "rot-grünen" Ära, nichts aus den demokratischen Präsidentschaften von Clinton und Obama gelernt?

    Jedenfalls hätte sich spätestens daraus etwas ableiten lassen können: Mit welchem Reformprogramm linke Politiker auch immer antreten - werden sie in die Regierung gewählt, scheitern sie am politischen System. Unsere Regierungsform ist so eingerichtet, daß grundlegende Systemänderungen nicht möglich sind. Die wären aber notwendig, um wirklich das Leben in der Zukunft zu meistern. Stattdessen "Green New Deal", "friedenserhaltende" Kriegseinsätze, "Agenda 2010 [/20 .. 30]", "Bankenrettung" - alles hübsch von SPD/Grünen mit abgenickt wenn nicht initiiert - mit anderen Worten: Politik für das extrem kurzsichtige Profitinteresse des Kapitals.

    Ich kann Welzer gut verstehen, mir ist es gleichgültig, ob er als Professor zur "Elite" gehört oder nicht, am Ende des TAZ-Interviews bekommt er in wenigen Zeilen die Chance, die tatsächlichen Alternativen zu nennen: "Genossenschaften ... Gemeinwohlökonomie .. praktische Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen ..." - eigentlich alles Anliegen meiner TAZ, die ich abonniert habe, seitdem dies in Ostdeutschland möglich war. Warum nur seid ihr so staatsfromm geworden?

  • B
    Ben

    Der Autor des Artikels hat recht. Alle, die sich echauffieren, dass ihnen Zufriedenheit unterstellt wird, obwohl sie ja in Wirklichkeit eigentlich total radikal was aendern wollen, aber ihnen halt nichts passendes "angeboten" wird, sind absolut laecherlich. Euch wird nichts angeboten? Dann bietet was an! Ihr werdet daran gehindert was anzubieten? Macht konkret publik was euch hindert und kaempft! Warum liest man aber nicht, welche konkreten Schritte diese gequaelten Nichtwaehler unternehmen um die Situation ertraeglicher zu machen? Weil die Position, in der sie automatisch Recht haben, bequem ist.

  • R
    RedHead

    Das ist doch ein ganz offensichtlicher Widerspruch. Hier wird doch ganz korrekt dargelegt, inwiefern bei der Wahl keine ganz grundsätzlichen Entscheidungen getroffen werden. Wen soll denn dann jemand wählen, der ganz grundsätzliches Verändern will? Hier direkt hinein zu interpretieren, die Leute gehen nicht wählen, weil sie mit allem im wesentlichen einverstanden sind und sie sich nicht für Kleinigkeiten interessieren ist eine dreiste Unterstellung. Selbstverständlich ist die Verweigerung der Wahl nichts anderes als der folgenden Regierung die Legitimation zu verweigern.

     

    Zur Wahl steht schließlich nur die Bestätigung des Schweinesystems.

  • Unglücklicherweise ist dieser Text typisch deutsch: Hauptsache, man kann seine persönliche Verantwortung leugnen, und am liebsten immer dadurch, dass man sich einer Handlung enthält. "Ich habe ja nichts getan, also bin ich auch nicht verantwortlich." Einfach nur erbärmlich. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, auch die Entscheidung, nicht zur Wahl zu gehen, und die Konsequenzen gehen mit Verantwortung einher.

     

    Daher gibt es schlicht keine Nicht-Wähler - es gibt nur Leute, die nicht zur Wahl gehen.

    Ein Teil der Wahlberechtigten beeinflusst das Wahlergebnis, indem sie einen Wahlzettel abgeben oder einsenden.

    Der Rest der Wahlberechtigten beeinflusst das Wahlergebnis, indem er darauf verzichtet, einen Wahlzettel abzugeben oder einzusenden.

    Verantwortlich für das Ergebnis am Ende sind sie alle gleichermaßen - egal ob sie zur Wahl gegangen sind oder nicht, gewählt haben sie in jedem Fall.

     

    Und da unterschiedliche Parteien nuneinmal unterschiedliches Wählerverhalten haben, und (nur bspw.) manche Parteien ihre Wähler halt etwas besser in Bewegung gesetzt bekommen als die anderen, gibt es fast keinen Unterschied zwischen "Nicht-Wählen" und "die Parteien wählen, deren Mitglieder williger zur Wahl gehen".

    Der einzige wirkliche Unterschied ist der, dass der Nicht-Wähler sich selbst in die Tasche lügt, er sei ja gar nicht verantwortlich.

  • DD
    Der Duderich

    Geht's noch? Wahlenthaltung als Zeichen satter Zufriedenheit umzudeuten ist ja wohl so was von daneben!

    Wahlenthaltung ist doch wohl viel mehr Ausdruck einer Resignation, des Gefühles keine Alternativen zu haben, der Feststellung, dass die Parteien sich kaum unterscheiden, man also keine Alternativen wählen kann.

    Die Abwicklung von unten nach oben wird weiterhin durchgeführt, egal ob von Schwarz-Gelb, Rot-Grün oder Schwarz-Rot.

     

    Dies zu erkennen ist beileibe kein Gefühl 'satter Zufriedenheit'!

     

    Der Duderich

    http://aufzeichnungen-eines-gutmenschen.blogspot.de/

  • M
    Max

    Ein klassischer Gereon Asmuth: Ein wenig in die Gegend pöbeln und so tun, als sei das intellektuell wertvoll. Das ist so eine Art pseudoantiautoritärer Habitus, den wir hier gepredigt bekommen. Bestenfalls belanglos.

    Wer wirklich glaubt, er würde von der Politik in Ruhe gelassen werden, weil er gerne "mit Politik in Ruhe gelassen" werden möchte, der hat das nicht zu Ende gedacht.

  • D
    derSchreiber

    Danke für diesen Artikel. Endlich mal jemand der Argumente fürs nichtwählen vorbringt.

     

    Ich habe einmal ein schönes Gleichnis gehört, ich glaube von einem Mitglieder der Partei der Nichtwähler:

     

    "Wenn Sie immer wieder zur Eisdiele gehen, und der Verkäufer bietet Ihnen nur Erdbeere, Vanille und Schokolade an. Sie aber alle 3 Sorten nicht mögen. Dann gehen Sie irgendwann dort nicht mehr hin. Daraus aber zu folgern dass Sie kein Eis mögen ist falsch."

     

    Warum eigentlich immer diese Kritik an Nichtwählern? Gibt es nicht auch Enthaltungen wenn Politiker bei Abstimmungen anwesend sind?

     

    Mal ganz von Abstimmungen abgesehen in denen keiner dasitzt weil ja Deutschland Fußball spielt...

     

    Und eine hohe Wahlbeteiligung sagt nicht gleich dass alles gut wird.

     

    Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 gab es eine Wahlbeteiligung von 84,1% und ein Ergebnis von 37,7% für NSDAP...

     

    Zu guter Letzt noch eines, ja ich gehe zur Wahl, mit der Hoffnung Frau Doktor Merkel aus dem KanzlerINNENamt zu bekommen

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Zumal die großen Schlachten geschlagen sind."

     

    @Gereon Asmuth

     

    Ach, dann glauben sie also auch an die Propaganda vom "Wirtschaftswunder" und den "sozialen Errungenschaften", obwohl diese nun deutlich nur Geschenke auf Zeit waren, solange der "Kalte Krieg" ...?

  • S
    Sokrates

    Vielleicht geht ja Nichtwählern auch folgendes durch den Kopf:

    Warum soll ich zur Wahl gehen, welche Wahl habe ich? Egal was im jeweiligen Parteiprogramm niedergeschrieben steht, versprochen wird, egal für welche Richtung die jeweilige Seite steht oder stehen will, nach der Wahl geht es in der gleichen Richtung wie bisher weiter weil Haushaltlage, Sachzwänge, Grundgesetz, internationale Beziehungen und Verpflichtungen einen so engen Korridor vorgeben der praktisch keinen Richtungswechsel auch nur im geringste Sinne ermöglicht.

    Ich legimentiere also mit meiner Stimme die neue Regierung so weiter zu machen wie bisher, egal welche Namen unter Gesetzen und Beschlüssen stehen. Ergo kann ich mir auch einen ruhigen Sonntag machen und mich Erholen, die nächste Woch wird wieder hart an der Werkbank oder beim unzähligen Bewerbungen schreiben.

  • Dass Merkel wieder Kanzlerin wird, kann ich vermutlich nicht verhindern. Aber dass die FDP über 5 % kommt vielleicht schon. Deshalb geh ich wählen.

  • AP
    aud Prinzip-Nichwähler

    @Kai Felobias

    du sprichst zu 110% wahrheit...

    zusätzlich impliziert der Begriff Freiheit außerdem das ich mir meine Kandidaten selber auswähle (oder was heißt denn Freiheit eigentlich?) die ich dann frei aus meinem Umfeld raussuche oder mich selber wähle. Vielleicht sollte auch einfach mit der Pseudodemokratie-Propaganda aufgehört werden und die Wahlfreiheit in Zustimmungsverpflichtung umbenannt werden... das ist ja das was Viele fordern auch wenns irgendwie nach DDR-mäßig rüberkommt

    • @aud Prinzip-Nichwähler:

      @AUD PRINZIP-NICHTWÄHLER-Gast: Vielen Dank für dieses Lob. Es gibt inzwischen übrigens eine Neuformulierung des Bundeswahlgesetzes (BWahlG), so dass sowohl Ja- als auch Nein-Stimmen erlaubt sind, die perverse 5-%-Hürde mittels der Nein-Stimmbefugnis abgeschafft ist, der ebenfalls verfassungswidrige Fraktionszwang (beschönigend "Fraktionsdisziplin" genannt) ebenso abgeschafft ist, Vorwahlen (d.h. Nominierungswahlen) durch die Wahlbevölkerung AM WAHLTAG (also nicht wie in den USA ein Jahr lang vorher) stattfindet und auch Abwahl unter bestimmten Bedingungen möglich ist. Wenn Sie das interessiert, dann schreiben Sie mir eine Mail an die erste der zwei im Impressum von "www.volksvetokraft.de" genannten Mail-Adressen.

      Übrigens fordern auch die Erfinder von "approval voting" (siehe die AMERIKANISCHE Wikipedia Seite zu diesem Stichwort; dort Abschnitt "Ballot types; dort den zweiten und den vierten ballot) die zwei von mir genannten Anforderungen an WahlFREIHEIT.

  • J
    Jay

    Dieses "Wählen um jeden Preis" ist totaler Quatsch. Wenn man jemanden wählt, ist man voll und ganz verantwortlich für alles, was dieser tut. "Das geringere Übel wählen" ist damit komplett verantwortungslos.

    Die ganzen Werbungen von wegen man müsse doch wählen kommen von den großen Parteien, die damit einfach unbedingt Legitimität erlangen wollen.

    Also bittebitte: Hört endlich auf mit solchen Hetzkampagnen gegen Nichtwähler.

    Und Nichtwähler sind genauso unterschiedlich wie Wähler und nicht eine homogene Masse.

  • LA
    Lena Ackermann

    [Dies ist eine gekürzte und leicht veränderte Version eines Kommentars, den ich auch bei facebook zum Artikel verfasst habe.]

    [...]

    Ja, viele große Streitfragen der letzten Jahrzehnte sind inzwischen so weit geklärt, dass sich die Parteien nicht mehr mit dem "Ob", sondern mit dem "Wie" beschaffen. […] Es reicht nicht, die Slogans auf den Wahlplakaten zu studieren. Zwischen den Zeilen muss man lesen, und das ist anstrengend. Zu anstrengend für die, die keine Zeit haben oder keine Lust.

    Aber: Das ist kein Problem des Einzelnen, das ist ein strukturelles Problem, das in der momentanen Situation der Bundesrepublik verankert liegt. [unsere] stabile Demokratie [hat] zwei Schwächen: Sie ist festgefahren, und sie macht faul. Was wir brauchen, sind keine Diskussionen um Nichtwähler und keine Werbespots, die mir das Kreuzchen schmackhaft machen wollen.

    […]

    Was wir brauchen, ist eine dynamische Demokratie[…]. Es wird Zeit, die Demokratie neu zu formen, und zwar aus dem Volk […] heraus. In einer Demokratie, in der eine unüberwindbare Barriere herrscht zwischen denen, die wählen, und denen, die gewählt werden, ist Wählen zu abstrakt. […] Wozu auch wählen? Ist doch egal, wer die Regierung bildet, unser Staatssystem funktioniert doch. Aber - könnte es nicht […] besser, basisnäher, beweglicher [sein]?

    Es könnte. Aber um das zu erreichen, müssen wir wählen. Unsere Stimme hat immer ein Gewicht. […] Ich teile mein Votum mit Millionen von Bundesbürgern. Wenn mehr Leute, die meine Überzeugungen und Ideale teilen, ihr Kreuzchen an der gleichen Stelle machen, zählen unsere Stimmen mehr. In der Demokratie, wie wir sie heute als Institution leben, wähle ich nicht als Individuum, sondern als Teil einer Gruppe […]. Doch diese institutionalisierte Demokratie muss sich verändern, muss sich bewegen, denn Stillstand ist auf Dauer schädlich. Damit sie sich bewegt, müssen wir wählen - auch ohne Werbespots, die uns dazu auffordern.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @Lena Ackermann:

      "... denn Stillstand ist auf Dauer schädlich."

       

      Da erzählen die Profitler des geistigen Stillstandes seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (geistiger Evolutionssprung) aber etwas anderes, und meinen nun den "freiheitlichen" Wettbewerb um ... ;-) (Wettbewerb - Ursache aller Probleme unseres "Zusammenlebens" im Wachstumswahn wie ein Krebsgeschwür).

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @Lena Ackermann:

      "Es wird Zeit, die Demokratie neu zu formen, und zwar aus dem Volk […] heraus."

       

      Dabei sollte aber nicht ausser acht gelassen werden, daß alle Produktivität vom Volk für's Volk ausgeht, also Vernunft aus einer Verantwortung zum GRUNDSÄTZLICHEN Volkseigentum / Menschheitserbe (globalisiert!), wobei PRINZIPIELL ein erarbeitetes Privateigentum (auf Lebenszeit) den Anreiz zur Leistung an dieser menschenwürdigen Ordnung genau definiert werden muß (wirklich-wahrhaftig demokratisch).

  • Ich will ja wählen. Aber meine präferierte Partei sagt mir, daß sie meine (männliche) STimme gar nicht will:

     

    "Die Mehrheit der Deutschen ist weiblich: 31,8 Millionen Frauen sind am 22. September aufgerufen, ihr Kreuz zu machen. Möglichst viele sollen dies bei der SPD tun. Wir wollen einen Gender-Gap im Wahlergebnis - wir wollen mehr Frauen als Männer überzeugen. Denn: Die SPD war immer dann am stärksten, wenn Frauen der alten Tante ihre Stimme geben."

     

    https://www.spd-fem.net/damenwahl/it%C2%B4s-women%C2%B4s-vote-honey

     

    Aber Nichtwählen ist auch doof. Dann wähl ich ebend die AfD.

  • T
    tzapatu

    Demokratie?

    Kann ich Dieter Schwarz oder Friede Springer wählen, oder abwählen?

    Die wirklich Mächtigen, der Geld-Adel, steht natürlich nicht zur Wahl.

    Und unseren Geld-Monarchen ist es ziemlich egal, wer unter ihnen Kanzler spielt...

    Die letzten Kanzler waren alle gekauft, Bimbes...Gasprom... Bei Merkel höchstwahrscheinlich Deutsche Bank. Wer den deutschen Kanzler gekauft hat, erfährt man ja immer erst, wenn die Figuren abgewählt sind...

    Die Linken sind noch nicht gekauft, weil es so unwahrscheinlich ist, dass die rankommen. Falls die rankommen, ist es eine Frage des Preises...

    Nicht Wählen, jetzt!

  • @Kai Feloibas: Da haben Sie etwas falsch verstanden, wie mir scheint. Sie sagen bei der Wahl nicht Ja!, sondern sie geben darüber Auskunft, welcher Politiker für Ihren Wahlkreis und welche Partei Sie im Bundestag vertreten soll. Es geht nicht um Ja oder Nein, es geht um eine Auswahl aus einer Menge bestimmter Möglichkeiten. Wobei Sie ja in gewisser Weise doch mit Nein stimmen. Wenn Sie zu einem Abgeordneten und einer Partei Ja sagen, dann sagen Sie automatisch zu den anderen Nein. Das ist doch logisch und genau so funktioniert Demokratie.

    • @Jan Berger:

      @Jan Berger: Nein, nein, ich habe da gar nichts "falsch verstanden" wie Ihnen "scheint". Freilich läßt sich auch INDIREKT Nein stimmen. Genau das VERKRÜPPELT aber die Wähler/innen getreu dem sogenannten ZWANGS-Freund-Feind-Denken des letztlich mit Hitler liebäugelnden bekanntlich faschistoiden Weimar-Juristen Carl Schmitt. Gewählt wird dann etwa die CDU/CSU, um die SPD zu verhindern oder umgekehrt (auch wem weder die CDU/CSU noch umgekehrt die SPD als zu befürworten gilt), und zwar nach dem scheinbar "logischen" Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund". Haben Sie den Eindruck, dass dieser 3.Satz des Zwangs-Freund-Feind-Denkens im Sinne von Carl Schmitt den USA in Afghanistan weiterhalf, wo sie die Islamisten als ihre "Freunde" betrachteten, weil die die Feinde des USA-Haupt-Feinds Sowjetunion waren ? Die zerstörten Türme des Welt-Handels-Zentrum müsste doch eigentlich den riesigen Irrsinn dieses laut Carl Schmitt (ZWANGS-"Freund-Feind-Denken") angeblichen Kerns der Politik entlarvt haben. Genau dasselbe absurde Denken widerfährt jedem/jeder Wähler/in, der/die glaubt, er/sie könne ja genausogut INDIREKT Nein stimmen.

      Logisch ist das nicht und mit Demokratie hat es auch nichts zu tun, stattdessen aber sehr viel mit SPALTUNG.

  • Es ist natürlich die Strategie derjenigen, die an der Macht sind, zu suggerieren, als wären eh alle Parteien gleich. Die Lethargie nützt der CDU und auch der SPD.

    Nichtwähler sind mir im Prinzip gleichgültig - sie mögen ihre Gründe haben oder auch nicht.

    Wirklich nervig sind Lamentierenden, die sich ständig darüber beschweren, dass "die-da-oben" ja sowieso bloß machen, was sie wollen, alle gleich sind und sich überhaupt nur in die eigene Tasche wirtschaften. Ich weiß nicht, wie viele Länder es gibt, die eine solch breite Palette an zur Wahl stehenden Parteien haben. Wer unzufrieden ist, soll wählen - und aufhören, die Öffentlichkeit mit Lamenti zu belästigen.

  • DU
    der Uli

    Genau: Immer schn schönreden, die eigene Ignoranz - und wenn das nicht reicht, anderen Ignoranten Argumentationshilfe geben.

     

    Ein einzelner Punkt ist dieser:

    Mit geringer Wahlbeteiligung steigt die Chance rapide, daß die Nazis über die 1% kommen und somit Kohle abziehen können. Für neue Hetze und neue Morde.

     

    Wer nicht wählt, spuckt auf die NSU-Opfer, und das ist nicht 'Luxus', das ist eine verdammte Schweinerei.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @der Uli:

      Wie bitte, es ist eine VERDAMMTE Schweinerei, wenn man NICHT ein "Bewußtseins-Analphabet" im Kreislauf des geistigen Stillstandes und seiner faschistischen Symptome im "Recht des Stärkeren" des nun "freiheitlichen" Wettbewerbs sein will - stets die GLEICHERMAßEN unverarbeitete und somit leicht MANIPULIERBARE Glauben- und Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf systemrationaler Sündenbocksuche???

       

      Wenn sich ALL SO (durch Nichtwählen und deshalb auch sonst nichts für wirklich-wahrhaftige Menschlichkeit tun) der Nationalsozialismus (der Spiegel eurer dunkel-gehaltenen "Seelen" in UNWAHRHEIT) WIEDER zur Macht eurer Schwäche in "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" erheben sollte, dann ist das zumindest EINE EINDEUTIGE Wahrheit - Wo längst ein GLOBALES Zusammenleben OHNE Wettbewerb und seine Symptomatik in "gesundem" Konkurrenzdenken, OHNE parlamentarisch-lobbyistische Regierungsarbeit, OHNE zynische und manipulativ-schwankende "Werte" der Aktienmärkte und ihre Profitler von unten nach oben, OHNE Steuern zahlen, OHNE "Sozial"-Versicherungen, usw., organisiert hätte sein sollen!!!

      • 6G
        688 (Profil gelöscht)
        @688 (Profil gelöscht):

        Und noch etwas: Wer "wählen" geht und "brav" das Kreuzchen auf dem Blankoscheck macht, also seine Verantwortung wie herkömmlich-gewohnt leichtfertig an die "Treuhänder" dieser "Demokratie" delegiert, der spuckt auf die sehr viel eher, vor allem auf die größere Mehrheit der ausgebeuteten und unterdrückten Opfer von "Entwicklungshilfe", Umweltverschmutzung, Globalisierung, Kolonialisierungen, dem "Spiel" von arm & reich, "gut" & böse, usw.!?

  • Herr Asmuth schreibt u.a. "Denn Freiheit ist immer nur die Freiheit, auch mal „Nein“ zu sagen."

     

    Dürfen wir auch beim Wählen NEIN sagen? Leider nicht, obwohl die WahlFREIHEIT scheinheilig auf dem Papier gewährleistet ist in Art.38 Abs.1 S.1 Grundgesetz (GG).

    Wir dürfen nur eine einzige JA-Stimme abgeben, sind also insbesondere zum Jasagertum verdammt.

     

    Ein solches verkrüppeltes "Wahlrecht" hätten die Demokraten der ersten Stunde (1848) mit Sicherheit entschieden abgelehnt.

     

    Echte Wahlfreiheit würde zweierlei erfordern:

     

    Zum ersten, dass wir zu JEDER Kandidatur eine einzige Stimme abgeben dürfen.

     

    Zum zweiten, dass wir statt mit JA auch mit NEIN abstimmen dürfen.

     

    Beides wird uns wohlweislich verweigert.

     

    Die wohl zur Europawahl 2014 erstmals kandidierende politische Vereinigung "Volksvetokraft" (www.volksvetokraft.de) fordert genau diese beiden Grunderfordernisse echter Wahlfreiheit und ist von daher als einzige politische Gruppierung verfassungsgemäß.

  • "..Zumal die großen Schlachten geschlagen sind..."

     

    Und nach den großen Schlachten werden die Kleinen geschlachtet. Weil Sie glauben, der "Status Quo" sei durch Ausruhen zu erhalten. Und dann finden sie sich plötzlich in irgend einer Steppe wieder. Viel Spaß beim Marsch durch diese "Institutionen".

  • PH
    Peter Haller

    @LINCOLN

    Stimme Dir voll und ganz zu !!

    Wie wär's denn mit einer satten CDU/Merkel/Wohlfühl-Diktatur ?

     

    Wenn ich z.B. die taz vom Wochenende so betrachte, habe ich das Gefühl, eine reine CDU-Wahlkampf-Gazette vor mir liegen zu haben. Merkel-Hudelei über Merkel-Hudelei. Über Seiten !! Ich brauch das nicht, deswegen rate ich jedem dagegenzuwählen. Wenn man kann ! Ich kann das nicht, denn trotz 40-jähriger "Pflichterfüllung" in diesem Land werden mir die Rechte der Wahl "meiner Vertreter" nicht gewährt ! Also bin ich auf andere angewiesen ! Bitte geht wählen, wen auch immer !!

  • JE
    Janis Ehling

    Der Artikel geht an der Wirklichkeit leider vorbei. Als Politikwissenschaftler muss ich nämlich sagen: Die Nichtwähler kommen nicht aus allen Teilen der Gesellschaft. Das sieht man auch an der Wahlbeteiligung in den unterschiedlichen Wahlkreisen. In der Tendenz lässt sich sagen: Je vermögender ein Mensch ist, desto eher geht er/sie wählen und umgekehrt. Das heißt, die die am schlechtesten gestellt sind, gehen nicht mehr wählen. Die, denen es gut geht, gehen wählen. Der Artikel ist gut und richtig argumentiert, hat aber leider mit der Empirie kaum etwas zu tun

    • R
      Rosta
      @Janis Ehling:

      Ein großer Teil der Nichtwählenden (ob mehr oder weniger über Geld verfügend!) kommt aus der Bewegung zur Stärkung der Souveränität des Volkes in Form der Volksabstimmung. Siehe als Politikwissenschaftler vielleicht auch mal unter "Aktion Volksabstimmung": http://www.aktion-volksabstimmung.de bzw. www.omnibus.org

  • F
    Flickenseele

    was ist denn dass für ein trojanisches pferd? anstatt hier ne klare aussage zugunsten von fortschrittlichen und sozialen alternativen zu machen wird von dem autor der schönen neuen welt der kanzlerin gehuldigt...in den bonzenvierteln der republik ist die wahlbeteiligung allerdings immer hoch genug um den neoliberalen pöbel an der macht zu halten!

  • L
    Lincoln

    Ich finde diesen Artikel einen Hohn und Spott an alle Menschen, die für Demokratie mit ihrem eigenen Leben eingetreten und dafür gestorben sind. Ihnen sind wir verpflichtet dieses Recht auszuüben!

  • A
    Aaron

    Liebe Taz Redaktion,

    Ich bin überzeugter Nichtwähler und bin es leid, von verschiedenen Seiten abwechselnd Verdrossenheit, politisches Desinteresse oder nun auch noch Zufriedenheit unetrstellt zu bekommen.

    Ich bin weit ab davon, mit allem glücklich zu sein, aber die Auswahl, die mir alle 4 Jahre angeboten wird hat leider garnicht das Potential, dies zu ändern.

    Ich möchte nicht regiert werden, ich möchte nicht, dass alle 4 Jahre überall diese dummen Fressen aufgehängt werden, während ich von deren Bullen verjagt werde, wenn ich Plakate für Umsonstkonzerte aufhänge, ich bin nicht dumm genug zu fressen, dass sich meine Möglichkeit, mich politisch einzubringen, darauf beschränkt, eben dieses Recht im 4-Jahresrythmus weiterzudelegieren und erst recht habe ich kein Interesse daran, mich in eienr Form einzubringen, die andere dazu motiviert, etwas an mich zu delegieren.

    Politisch sein ist eben nicht nur im Fernsehen über Krieg und Sparmaßnahmen streiten, Politik ist für die eigene Meinung auf die Straße gehen, sich solidarisch mit anderen Menschen zu zeigen, Bullen anzupöbeln, wenn sie sich ohne Grund im Halteverbot parken oder mal wieder Obdachlose von öffentlich Plätzen verjagen. Politik sind Veranstaltungen, die keinen Eintritt kosten und auf Spendenbasis funktionieren, weil somit der kapitalistische Nomrzustand hinetrfragt wird. Politik ist Food not Bombs mit Essen aus dem Müll.

    Zufrieden bin ich also sicher nicht. Nur nicht so kaputt, dass ich noch glaube, das durch Wahlen ändern zu können.

     

    Weitere Informationen siehe hier:

    http://antiwahl.noblogs.org/

    • W
      Wattsoldat
      @Aaron:

      Meine (fast) volle Zustimmung zu Allem, das du da schreibst!

      ABER: 'Nichtwählen' heißt eben keineswegs 'nicht wählen'.

      Im Gegenteil; nichtwählen heißt (in diesem Jahr jedenfalls) dreifach wählen. Die FDP und Die Piraten sind darauf angewiesen, dass ihr Stimmanteil bei geringer Wahlbeteiligung über 5% steigt. Die CDU hat (höchstwahrscheinlich in diesem Jahr) den größten Zuwachs an Sitzen im Parlament durch Nichtwähler. Je mehr Nichtwähler - umso größer die Differenz der Sitze[Warum? Eine 40%-Partei erhält von den 30% Nichtwählern 12% der Sitze zusätzlich; eine 20%-Partei nur 6% der Sitze]

      Nun darf jeder Nichtwähler das natürlich so akzeptieren.

      Wer gerne CDU, FDP und Piraten wählen möchte, soll nichtwählen.

      Sollte sich aber überlegen, eine Partei davon gezielt zu wählen und die anderen beiden damit zu schwächen. Wer alle drei nicht wählen will sollte IRGENDWAS wählen. Es gibt da einige, die den Sprung in den Bundestag sicher nicht schaffen. DAS ist AKTIVE Enthaltung. Deine PASSIVE Enthaltung ist kontraproduktiv.

      btw - Das Kreuzchen 'Enthaltung' sollte auf dem Wahlzettel zur Verfügung stehen denke ich!

  • Bei den Griechen gab und bei den Belgier gibt es eine Teilnahme- bzw. Wahlpflicht. Aber wer sich die 5 % - Klausel gefallen laesst, weil das Parlament funktionsfaehig sein muesse, versteht das nicht.

  • P
    Pyrrhon

    Der Autor hat seinen Artikel zum Schluss selbst relativiert, indem er von einer Gruppe entspannter Nichtwähler spricht. Aber Leute, die irgendwie keine Lust haben, ihren Wahlschein verlegt haben oder alles ziemlich in Ordnung finden, sind doch gar nicht das Problem.

    Ein Problem sind jene unentspannten Leute, die einmal darüber meckern, dass eh alle Parteien das Gleiche wollen, man deshalb eh keine Wahl habe, und ein anderes Mal darüber meckern, dass Parteien zu viel streiten, sich lieber einigen sollten. Schön ist es auch, wenn Leute doch mal wählen waren und sich wundern, warum ab da nicht alles in ihrem Sinne glaufen ist.

    Einige unentspannte Leute scheinen einfach mit unserem Wahlsystem überfordert zu sein. Es ist doch gut, wenn denen durch Infomaterial versucht wird zu helfen.