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Debatte um Stadtentwicklung in AltonaImmer Ärger mit der neuen Mitte

Im kommenden Jahr soll es allein zum Bahngelände in Altona alle zwei Wochen eine Veranstaltung geben. Senat beziffert erstmals Wertsteigerung.

Ausgeklammert aus dem Zukunftsplan: Wo derzeit noch alte Güterhallen vor sich hin rosten, soll in Altonas neuer Mitte gleich ein ganzer Stadtteil entstehen. Bild: dpa

Mit einer Ergebnispräsentation ist der einjährige Dialogprozess zum Zukunftsplan Altona am Donnerstag Abend abgeschlossen worden. Zusammen mit dem Bezirk und Experten hatten Altonaer BürgerInnen ein Leitbild für die Stadtteile Altona-Nord, Altona-Altstadt und die Sternschanze entwickelt, das Vorgaben für die nächsten 20 Jahre machen soll.

Für das Beteiligungsverfahren hatte das Bezirksamt insgesamt rund 280.000 Euro zur Verfügung. Die Gelder kommen zum überwiegenden Teil von der Stadtentwicklungsbehörde. "Demokratie kostet Zeit und Geld", sagt der Vorsitzende der Altonaer Bezirksversammlung, Frank Toussaint (SPD).

Bei dem Leitbild handelt es sich nicht um einen konkreten Raumentwurf. Herausgekommen sind Visionen: das für den Stadtteil typische Nebeneinanders von Nutzungen und Milieus soll gesichert, der Umweltverbund gegenüber dem motorisierten Verkehr gestärkt und bezahlbare Wohnungen für alle geschaffen werden. Konkreter wird es beim geplanten Grünzug vom Fischmarkt über den Wohlerspark bis zum Bahnhof Diebsteich über die Mitte Altona zurück zur Elbe, der nach dem Willen der BürgerInnen erweitert werden soll.

Ende des Jahres will der Bezirk öffentlich erklären, wie die Ergebnisse umgesetzt werden sollen. Auch soll begründet werden, warum bestimmte Ideen gegebenenfalls fallengelassen werden.

Einer der Hauptkritikpunkte am Zukunftsplan-Verfahren gilt der Ausklammerung des stadtweit größten Entwicklungsgebietes nach der Hafencity: der Neuen Mitte Altona auf dem Areal des Bahngeländes. Denn seit die Fläche zum Vorbehaltsgebiet erklärt wurde, ist der Senat für die Planung zuständig. Der Stadtentwicklungsbehörde zufolge belaufen sich die Kosten der Bürgerbeteiligung hier auf mehrere Hunderttausend Euro. Allein der städtebaulich-landschaftsplanerische Wettbewerb kostete 300.000 Euro.

Bislang hat der Partizipationsprozess bei der Neuen Mitte Altona vor allem Informationscharakter. Unklar bleibt, inwiefern gesammelten Bürgerempfehlungen Einfluss auf die Planung haben. Künftig soll die Beteiligung aber intensiviert werden.

Strittig bei dem Großprojekt ist nach wie vor die Frage der Bodenwertsteigerung. Beim Bürgerforum zur Neuen Mitte Altona am Freitag Abend stellte die Stadtentwicklungsbehörde erstmals eigene Schätzwerte vor. Die Stadt geht demnach von einer Bodenwertsteigerung von 11,9 Millionen Euro aus.

Nach Einschätzung von Architekt Karsten Wagner ist der Wert allerdings schön gerechnet. "Aber immerhin sagt jetzt keiner mehr, dass der Investor drauf zahlt", sagt er. Die Stadt vergolde mit der Umwandlung zum Wohnviertel das Grundstück und zahle auch noch 14 Millionen Euro für die äußeren Erschließungskosten drauf. Ein anderer Teilnehmer verweis am Freitag auf das "Münchner Modell", bei dem dem Eigentümer ein Drittel der Bodenwertsteigerung gewährt wird und zwei Drittel von der Stadt abgeschöpft werden. Die Investoren würden so stärker in die Pflicht genommen.

Die Stadt hält dagegen, sie könne im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen keine Gewinnabschöpfung betreiben, weil die Flächen Dritten wie dem der ehemaligen Bahn-Tochter Aurelis und dem Einkaufszentrumsbauer ECE gehörten. Ein Ausgleichszahlung durch die Eigentümer sei nur durchsetzbar, wenn der Abschluss eines städtebaulichen Vertrages scheitern sollte.

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2 Kommentare

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  • AY
    Anon Ymous

    Die Veranstaltung zur neuen Mitte war am Donnerstag, nicht am Freitag.

  • M
    mimi-kri

    die flächen gehören nicht aurelis und auch nicht ECE - die flächen gehören der stadt altona!

     

    die grundstücke wurden vor mehr als hundert jahren der damaligen reichsbahn für gleis- und bahnzwecke zur verfügung gestellt - inzwischen ist viel passiert und niemand kümmert sich darum, dass diese flächen verscherbelt wurden - sie wurden sich unrechtmäßig angeeignet!

     

    die stadt hamburg als rechtsnachfolgerin der stadt altona muss diese flächen wieder zurück bekommen (nicht kaufen) und sollte sie - wenn überhaupt - nur im erbbaurecht vergeben!

     

    aber solange politikerinnen an diesem system mit verdienen, wird sich aus der ecke nichts rühren!