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Debatte um Menschenrechte und ESCEin Auge aufs Astreine haben

Die ARD reagiert auf die Debatte um Menschenrechte und das Pop-Event: Der Unterhaltungskoordinator der ARD will künftig die Zugangsbedingungen zum ESC prüfen lassen.

Die erste Probe auf der Bühne in Baku ist gelaufen. Alles gut. Bisher. Bild: dapd

BERLIN taz | Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator und verantwortlich für den Eurovision Song Contest (ESC) will sich zukünftig mehr um die menschenrechtspolitische Lage in den Siegerländern dieses Pop-Events kümmern. Schreiber ließ am Sonntag wissen, dass er sich dafür einsetzen will, dass die verantwortliche European Broadcasting Union (EBU) in Genf sich künftig genau überlege, ob ein in menschenrechtspolitischer Hinsicht nicht astreines Land wie Aserbaidschan den ESC ausrichten kann.

Die Regel zum ESC selbst besage jedoch, dass die Länder, die der EBU angehören, auch am ESC teilnehmen dürften – und im Falle eines Sieges nicht nur den Wettbewerb ausrichten dürften, sondern auch die Pflicht dazu hätten. Allerdings: Bereits im taz-Gespräch am 1. März 2012 bekundete Schreiber, er werde im Falle eines Sieges von Weißrussland, das nicht einmal zum Europarat zähle und jüngst erst zwei Todesurteile vollstrecken ließ, der ARD empfehlen, dem ESC in diesem Falle fernzubleiben.

Sicher ist aktuell nur: Noch gilt die traditionelle Regel. Das heißt, das Land, das am 26. Mai in Baku den 57. Eurovision Song Contest gewinnt, wird die nächstjährige Auflage des Wettbewerbs auch veranstalten dürfen und müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das totalitäre Regime in Minsk sich im Glanz dieser Trophäe sonnen könnte, ist indes nach Prognosen von europäisch arbeitenden Wettbüros in Großbritannien, Schweden und Irland eher sehr gering.

Darüber hinaus betonte Thomas Schreiber, dass der ESC sich seitens der EBU als unpolitisch verstehe – gleichwohl hätten alle Journalisten für die ESC-Zeit in Aserbaidschan akkreditiert worden, auch jene, die bereits mehrmals keine Einreiseerlaubnis erhalten haben. Auf einer Veranstaltung von Amnesty International in Köln forderte Volker Beck, Fraktionsgeschäftsführer der Bündnisgrünen im Bundestag und auch deren menschenrechtspolitischer Sprecher, die Entkoppelung der Teilnahme- von der Veranstaltungsfrage.

ESC in Baku eröffnet

Wer den ESC gewinnt, müsse sich im Anschluss einem Monitoring unterwerfen, bei dem geprüft werde, ob das betreffende Land den demokratischen Mindeststandards genüge – falls nicht, dürfe es das prestigeträchtige Festival auch nicht organisieren.

Auf dieser Veranstaltung anwesende aserbaidschanische Gaststudenten waren sich jedenfalls nicht einig: Sagten die einen, in Baku sei es gefährlich, erwiderten andere, dass der ESC sehr dazu beitragen werde, das gesellschaftliche Klima des Freisinns zu befördern – zumal die 12.000 ausländischen Gäste diese Tendenz bekräftigen würden. Baku sei jedenfalls ungefährlich!

In der aserbaidschanischen Hauptstadt ist am Sonntag der ESC bei sommerlichen Temperaturen begonnen worden – mit zweistündiger Verspätung ist die in acht Monaten erbaute Crystal Hall am Ufer des Kaspischen Meers geöffnet worden, der Probenbetrieb startete mit den Acts von Montenegro, Island und Griechenland.

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1 Kommentar

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  • L
    lorenz

    Na, da werden jetzt aber die Diktatoren und Tyrannen zittern... Kein ESC in ihrem Land oder - schlimmer noch - ohne deutsche Beteiligung. Lukaschenko und Janukowitsch werden bestimmt sofort in sich gehen und morgen als lupenreine Demokraten vor ihr Volk treten. Vielleicht gibts als Entschädigung für die politischen Gefangenen sogar noch eine CD mit den besten deutschen ESC-Hits seit Nicoles "Ein bisschen Frieden".

     

    Um zum Ernst zurückzukommen: wann wird endlich der Letzte begriffen haben, dass ein Boykott von Sport- oder Kulturveranstaltungen den demokratischen Bewegungen eher schadet als nützt? Weshalb wohl haben Diktatoren aller Coleur immer auf Abschottung ihres Volkes gesetzt? Vielleicht sollten die Damen und Herren der ARD mal darüber nachdenken.