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Archiv-Artikel

Den Alltag spucken

Zur Eröffnung des Spitkingdom-Clubs reist der Human-Beatbox-Virtuose Killa Kela an

Es hat in dieser Stadt schon so manchen regelmäßigen HipHop-Club gegeben – längst nicht nur bespielt durch die einheimischen Gewächse aus Eimsbush oder Altona. Nein, aufgeführt und -gelegt wurde hier stets auch die internationale Ausprägung des Genres – zumindest, nachdem die ersten „richtigen“ Tanz- und Konzertschuppen sich dem Phänomen gegenüber geöffnet hatten.

Und mag der US-HipHop auch in der Hansestadt inzwischen das Maß aller Dinge sein, beschäftigte man sich hier gerade in den Anfängen besonders mit der britischen Szene. Diese Vorliebe lässt sich wohl nicht mit der Affinität der Hamburger für Britannien und alles Britische erklären. Und so sollte auch nicht überbewertet werden, dass ein daheim in London bestens etabliertes Party-Konzept künftig alle zwei Monate in Hamburg gastiert: der Spitkingdom-Club.

„HipHop im Herzen, aber nicht verschlossen gegenüber Artverwandtem“, so möchten die Veranstalter die neue Reihe verstanden wissen, „die mit künstlerisch anspruchsvollen Gästen aufwarten kann, nicht nur Kinder unter 18 anspricht und dabei auch noch Spaß macht“. Ja, hier richtet man sich offensichtlich an ein über die Jahre dem Genre treu gebliebenes, wissendes Publikum: „Wie viele Nächte haben wir nach der Party gesucht, auf der wir uns einfach wohl fühlen können und dabei auch noch HipHop hören? Die den Baggie-Boy, den Neneh-Cherrie-Fan und auch denjenigen glücklich macht, der schon ewig nicht mehr vor der Tür war?“ Im KdW am Nobistor soll das kleine Wunder vollbracht werden, der einflussreichen Pop-Spielart wieder ein erwachsenentaugliches Image zu geben – ohne jede bemühte Exklusivität.

Zum Auftakt des Hamburg-Standbeins nun reist (beinahe) die ganze Londoner Spitkingdom-Posse an. Einen Höhepunkt bildet der Auftritt von Killa Kela, einem Mittzwanziger aus Südengland, der sich um eine eigentlich fast anachronistische HipHop-Teildisziplin verdient macht: das „Human Beatboxing“, eine avancierte Form des Lippenfurzes – nicht Eingeweihte mögen sich an die „Police Academy“-Filmreihe erinnern, in der Michael Winslow mit dem Mund Alltagsgeräusche imitierte.

Bereits als Dreikäsehoch begann Kela, das Schaffen seines Vaters, eines Jazzschlagzeugers, zu imitieren, heute weiß er weit mehr als bloße Breakbeats zu zischen, spucken und schnalzen. Und so richtig erschließt sich die Virtuosität seines Zungen-, Lippen- und Kiefer-Einsatzes auch wirklich nur in der Live-Präsentation. Hier muss immer gleich sitzen, was im Studio nötigenfalls zurechtgebastelt werden kann – da steht eine ziemliche Schau zu erwarten. Alexander Diehl

Sa, 13.8, KdW, Nobistor 24; 21 Uhr: Konzert Killa Kela (Feat. The Spitkingdom Crew: The Mixologists, MC Trip, Roodwood, DJs Skelektrik, Porge1 und Spider J); 23 Uhr: Spitkingdom-Nacht (mit den DJs First Rate und Illvibe)