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Debatte über Olympia-FokussierungRegierungschef Wegner weiter gegen Expo-Bewerbung

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wünscht sich mehr Traute für 2 parallele Anläufe zu Großereignissen – und enthüllt dabei eine Art Plagiat.

Foto: Sven Hoppe/dpa

Im schwarz-roten Senat ist man sich weiter nicht einig darüber, dass eine Bewerbung für die Weltausstellung Expo parallel zu einer Olympia-Bewerbung nicht möglich sein soll. Regierungschef Kai Wegner (CDU) sagte zwar am Dienstag auf Nachfragen von Journalisten, dass sei „Mehrheitsmeinung“ der Landesregierung. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) aber will sich damit offenbar nicht abfinden.

„Ich würde mir wünschen, dass wir alle Chancen, die unsere Stadt hat, auch nutzen“, sagt Giffey in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung, „ich glaube, dass eine 4-Millionen-Stadt sich das zutrauen kann.“ Sie hatte trotz eines voran gegangenen „Nein“ von Wegner bereits am Wochenende angeregt, nochmals über eine Expo-Bewerbung nachzudenken

Wegner hielt das am Dienstag für die falsche Betrachtungsweise. „Es geht nicht darum, was wir uns zutrauen“, sagte er. Entscheidend ist nach seinen Worten vielmehr die Sicht derer, die darüber befinden, wer die olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 austrägt – erst der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dann das Internationale Olympische Kommitee (IOC). „Die Signale, die wir hier bekommen, sind eindeutig“, sagte Wegner. Sie würden lauten: „Wenn Ihr Euch nicht fokussiert, werdet Ihr die Spiele nicht bekommen.“

Die eher passiv und vorsichtig anmutende Herangehensweise Wegners schien am Dienstag so gar nicht zu passen zu einem Motto, das dem Regierungschef seit dem Sommer 2023 zugeschrieben wird: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“

Darauf nach der Pressekonferenz von der taz angesprochen, hatte Giffey eine Erklärung für das beim Thema Parallelbewerbung aus ihrer Sicht mangelnde Zutrauen: Der Wegner zugeschriebene Satz sei ursprünglich gar nicht von ihm, den habe sie schon vor ihm verwendet. Tatsächlich sagte Giffey – die selbst mit einer Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit zu tun hatte – die Worte „Machen ist wie wollen, nur krasser“ bereits 2019 in einem Doppelinterview der Rheinischen Post mit ihrem damaligen Bundeskabinettskollegen Jens Spahn (CDU).

Die Expo wäre im Jahr 2035, Olympia frühestens 2036

Eine Expo, eine Weltausstellung, gab es in Deutschland erst einmal, im Jahr 2000 in Hannover. Sie 2035 nach Berlin zu holen, fordert neben Giffey, führenden Stimmen aus der Berliner Wirtschaft und Grünne-Fraktionschefin Bettina Jarasch auch SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach. Damit ist seine Partei in der Bewerbungsfrage in zwei Lager gespalten: Denn die auch für Sport zuständige SPD-Innensenatorin Iris Spranger teilt Wegners Haltung, dass eine Olympia-Bewerbung ohne Fokussierung darauf nicht klappenn kann.

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