Debatte im Abgeordnetenhaus: Zöllner fühlt sich gemobbt
Parteien liefern sich Schlagabtausch über Internet-Mobbing
Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ist in der Debatte um Mobbing per Internet - sogenanntes Cybermobbing - weiter stark in der Kritik. Die Opposition warf ihm am Donnerstag im Abgeordnetenhaus vor, das Thema Medienkompetenz vernachlässigt, sogar ignoriert zu haben. Ausgangspunkt war, dass ein 17-Jähriger von 20 Schülern zusammengeschlagen worden war. Er hatte versucht, seine Freundin gegen Beleidigungen auf einer Internetseite zu verteidigen.
In der Plenardebatte fühlte sich Zöllner mehrfach persönlich angegriffen. Als die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann von einem "sozialdemokratischen Berliner Affenzirkus" sprach und davon nicht abrücken wollte, sagte SPD-Mann Zöllner: "Ich fühle mich gemobbt." Er hielt Herrmann vor, ihrer Vorbildfunktion nicht nachzukommen: Wenn man im Parlament nicht respektvoll miteinander umgehe, werde man das in der Gesellschaft auch nicht erreichen.
Zöllner wehrte sich zudem gegen Sascha Steuer (CDU), der ihn als alten Mann darstellte, der sich erst tags zuvor ein iPad, einen Kleincomputer, gekauft habe, um Medienkompetenz zu beweisen. Gekauft habe er das iPad bereits letztes Jahr, konterte Zöllner, der Unterschied sei bloß, "dass Sie in Ausschusssitzungen damit herumsitzen, was ich mir als Senator aus Anstandsgründen nicht leisten kann".
Die Abgeordnete Gabriele Hiller (Linkspartei) verband die Debatte mit Kritik am Gymnasium, wo Internetmobbing besonders oft vorkomme. Das rief den Grünen Özcan Mutlu ans Mikro, nicht unbedingt ein Freund des Gymnasiums: "Wir haben ja hier schon vieles gehört, aber der Vorschlag, das Gymnasium abzuschaffen, um Cybermobbing einzudämmen, das ist schon ein tolles Stück." Hiller wollte das so nicht verstanden wissen, bewarb aber die von ihrer Partei propagierte Gemeinschaftsschule als den Ort, soziale Kompetenzen zu verstärken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!