piwik no script img

Debatte SPD-KanzlerkandidatDer rechte Kandidat

Die SPD steuert mit Peer Steinbrück am Ruder einen gefährlichen Kurs. Doch einen besseren Ersatzkapitän haben sie nicht.

Jetzt muss die SPD ihren Kandidaten wärmen! Bild: dapd

E s ist leicht, sich bei Peer Steinbrück von den Antipathien leiten zu lassen, die der Kanzlerkandidat der SPD in spe so vielfältig gegen sich mobilisiert. Steinbrück ist ein Mann aus der Ministerialbürokratie, der oft kalt, eitel, arrogant wirkt. Aber es geht um Macht.

Da ist es besser, die Dinge nicht mit heißem Herzen, sondern besonnen vom Ende her zu betrachten und sich somit am trockenen Pragmatismus von Angela Merkel zu orientieren. Nutzt es, den Kandidaten Steinbrück auszuwechseln? Steigen die Chancen der SPD mit einem anderen Kandidaten? Mit wem?

Richtig ist: Wenn schon im Sommer klar gewesen wäre, wie viel gut dotierte Vorträge Steinbrück gehalten hat, wäre er kaum Kandidat geworden. Die SPD hat nur eine Chance, wenn sie Merkel an der sozialen Flanke attackiert. Dazu passt ein Kandidat, der sich nur selten im Bundestag sehen lässt und viel Geld für Reden anderswo kassiert, wie Marmelade zu Senf.

Bild: taz
Stefan Reinecke

ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.

Es gab zuvor das Kalkül, dass Steinbrücks Qualitäten in der Krise, die 2013 Deutschland erreicht, zum Vorschein kommen. Ihm traut man zu, Unangenehmes auszusprechen, er verkörpert die Härte, die man in Krisen braucht, so jedenfalls seine Selbstinszenierung. Im besten Falle sollte Steinbrück beim unteren Fünftel der Gesellschaft (zumindest dessen männlichem Teil) punkten.

Steinbrück auf Klientelsuche

Die Klientel aus Geringverdienern und Arbeitslosen zählte früher zur sozialdemokratischen Stammwählerschaft. Doch sie hat sich, aller Aufstiegshoffungen längst beraubt, in spektakulärem Ausmaß aus der Politik zurückgezogen. 1980 lag der Unterschied in der Wahlbeteiligung zwischen dem oberen und dem unteren Fünftel bei 3 Prozentpunkten, 2009 bei 32.

Das letzte Mal, dass die SPD von der Unterschicht an die Macht gewählt wurde, war 1998. Damals trat Gerhard Schröder mit einer Mixtur aus Sozialpopulismus (der an der Regierung schnell im Wandschrank verschwand) und markigen Law-and-Order-Sprüchen an. Der Mittelschicht versicherte Schröder, wie Steinbrück ein rechter Sozialdemokrat, dass es ganz pragmatisch zugehen werde.

Nach diesem Muster sollte, so der Traum der SPD-Strategen, auch der Kandidat Steinbrück 2013 funktionieren. Das Raue, Machohafte, Kantige des Kandidaten sollte die Unterschicht ansprechen, die bei Kik kauft, grünen Lifestyle verachtet und auch wenig Antennen für die weichgespülte, mittige Merkel-CDU hat. Zudem sollte Steinbrück, der wie Clement stets zum Industrieflügel der SPD zählte, bei Wirtschaftsverbänden und obererer Mittelschicht reüssieren, die nach all dem handwerklichen Stümpern von Schwarz-Gelb kuriert sein müssten.

Außerdem gibt es sogar die begründete Hoffnung, dass eine rot-grüne Steinbrück-Regierung mit mehr Steuern für Reiche Ernst machen würde. Der Zeitgeist ist eher pro-etatistisch, und die Schuldenbremse zwingt zu mehr Staatseinnahmen.

Talente mit Schwächen

Steinbrück 2012 ist nicht Schröder 1998. Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Von den Hoffnungen der Steinbrück-Unterstützer ist nicht viel übrig. Als Projektionsfläche für Unterschichtswähler ist der Vortragsmillionär disqualifiziert. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Vergesslichkeit des Publikums. Es sieht nicht gut aus.

Was nun? Was braucht die SPD für einen Kanzlerkandidaten? Der ideale Kandidat wäre intellektuell wie Steinbrück, solide und verlässlich wie Steinmeier und volkstribunhaft wie Gabriel. Leider sind Talente und Schwächen äußerst gleichmäßig auf die Troika verteilt. Frank-Walter Steinmeier war 2009 eine Fehlbesetzung. Er verkörpert die mittlere Vernünftigkeit des Technokraten, die ihn unbrauchbar für harte Kontroverse macht.

Sigmar Gabriel hat etwas Unstetes und Wankelmütiges. Man weiß bei ihm nie genau, was morgen ist. Das passt, nun ja, nicht unbedingt ins Anforderungsprofil eines Kanzlers. Es war deshalb eine kluge Entscheidung von Gabriel, angesichts bescheidener Sympathiewerte im Vergleich zu Merkel auf seine Kandidatur zu verzichten. Denn es wird 2013 sehr auf Personen ankommen, vielleicht mehr als sonst. Es wird Rot-Grün kaum gelingen, der fest in der Mitte verwurzelten Merkel ein Thema aufzuzwingen.

Partei ohne Kandidaten

Energiewende ist etwas für Fachleute, in der Eurokrise stimmen SPD und Grüne brav mit der Kanzlerin. Es bleibt die Gerechtigkeit. Doch ob ein bisschen höhere Steuern für die obere Mittelschicht das Thema sind, das Merkels Teflonschicht im Wahlkampf durchschlägt, ist fraglich. Weil uns wohl ein Wahlkampf ohne harte, zentrale Kontroverse droht, zählt das Habituelle der Kandidaten umso mehr. Da wäre Poltergeist Gabriel völlig chancenlos gegen die versierte, ausgleichende Merkel.

Kurzum: Eine dramatische Rückholaktion des Kanzlerkandidaten nutzt der SPD nichts, weil auch die Ersatzleute Steinmeier und Gabriel ins Auge springende Defekte haben. Hannelore Kraft, die Merkel gefährlich werden könnte, will nicht und hat dafür einen guten Grund. Wenn Kraft gegen alle Versprechungen doch NRW den Rücken zuwendet, zerstört sie die Quelle ihres Erfolges: ihre Authentizität.

Die SPD verhält sich daher rational. Sie steht demonstrativ hinter Steinbrück, auch wenn der das Willy-Brandt-Haus mit abseitigen Personalentscheidungen traktiert. Die Partei folgt damit der Einsicht, dass es selbstzerstörerisch ist, einen schwankenden Kandidaten zu schwächen, wenn man keine Alternative hat. Das wirkt wie eine Wagenburg, ist aber konsequent.

Masochistische SPD

Und auch komisch. Es war ja Steinbrück, der die Genossen als Heulsusen verhöhnte. Kanzlerkandidat wurde er, weil er in das Anforderungsprofil passt, dass nur SPD-Politiker, die ihre Partei mitunter wie einen Haufen Schwererziehbarer behandeln, als Kanzler in Betracht kommen.

In der CDU und CSU wäre es unvorstellbar, einen Kanzlerkandidaten zu küren, der die eigene Partei verachtet. In der SPD gilt dieser Masochismus als normal. Das mag ein fernes Echo der Zeiten sein, als die SPD vom Bürgertum aus dem nationalen Diskurs ausgegrenzt wurde. Um zu regieren, muss sie sich verbiegen.

Das Einzige, was bei Steinbrück derzeit noch auf der Habenseite steht, ist die eisern disziplinierte Partei, die ihm, trotz aller Fauxpas, applaudiert. Das ist schon kurios.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Mehr zum Thema

19 Kommentare

 / 
  • MH
    Mata Hari

    Ich habe bisher immer SPD, meist aber die Grünen, und auch einmal Linke gewählt. Dieses Jahr habe ich ein Problem damit:

     

    Die SPD will mit Peer Steinbrück die Agenda 2020 umsetzen tagesschau.de/inland/agenda-debatte100.html und damit Gerhard Schröders Kurs fortführen. Man lese sich mal die Kommentare zu obigem Tagesschau-Artikel durch. die SPD ist für mich momentan unwählbar.

     

    Wenn ich wieder die Grünen wähle, stärke ich damit die SPD.

     

    Wenn ich die Linke wähle, ist es wohl eine verlorene Stimme.

     

    Ich tendiere also zu den Linken oder einen ganz anderen Partei, oder ich wähle zum ersten Mal in meinem Leben die CDU, denn lieber ist mir wenn alles so bleibt wie es ist, als dass die SPD ihre unmenschliche Agenda 2020 umsetzt. Peer Steinbrück ändert außerdem seine Meinung sehr gern um 180 Grad, wofür steht er denn am Ende wirklich? Ich kann ihm leider nicht vertrauen. Und auch Sigmar Gabriel nicht. Ich möchte nicht noch einmal so hereingelegt werden wie damals mit Gerhard Schröder. Am besten ist echt der Spruch mit den Straßen und Schulen, die nur dann erhalten werden wenn man die Agenda 2020 umsetzt. Ja nee, is klar. Deutschland ist so arm, das tut mittlerweile echt Not mit der Agenda 2020, sonst haben wir bald keine heilen Straßen und Schulen mehr... Wo leben wir denn, in Griechenland? Geht es Deutschland wirklich so schlecht, dass das unbedingt nötig ist mit der Agenda 2020 um wettbewerbsfähig zu bleiben?

  • T
    tazitus

    @Gerald:

     

    Irrtum, Sie kennen meine Kreise nicht. Ich bin Arbeiterkind der Generation "Willy wählen" und kein "höher stehender Intellektueller". Politische Realität (be)trifft mich täglich. Und wer nicht weiß, was für ihn und andere gut ist, kann ja eigentlich nicht wählen. Natürlich habe ich eine Meinung und vertrete diese, mindestens so lange, bis mir soziologische Forschungen Irrtum nachweisen. Ich sage niemandem, was für ihn gut sei. Das habe ich nicht einmal bei meinen Kindern gemacht. Das mussten die schon selbst raus finden - oder ihre Mutter fragen.

     

    In einem Kommentar zusammen mit Sarrazin genannt zu werden, ist allerdings der bisherige Tiefpunkt meiner Leser- und Kommentarschreiber- Karriere bei taz.de.

  • N
    Nordwind

    "Intellektuell wie Steinbrück"

     

    Nun, in einer Bildungswüste mag das so erscheinen.

     

    Steinbrück als Intellektuellen zu Bezeichnen ist schon sehr gewagt. Welche PR-befreiten Argumente führen zu dieser Einschätzung?

     

    Realistischer wäre die Bezeichnung Häuptling Tu-als-ob von den Kann-nichts-weiß-nichts.

  • S
    Sören

    Die Frage wäre ja, ob es überhaupt eine gute Alternative zu P. Steinbrück gäbe. Die Antwort darauf ist wohl eher Nein, weil H. Kraft im Wahlkampf deutlich gemacht hat, in NRW bleiben zu wollen. Würde sie antreten, hätte sie gleich ein ähnliches Glaubwürdigkeitsproblem wie Steinbrück.

     

    Die SPD hat die deutliche Niederlage von 2009 nicht für einen konsequenten inhaltlichen und personellen Neuanfang genutzt. Die Ergebnisse in den Ländern täuschen über die tatsächlichen strukturellen Probleme hinweg (wobei die Ergebnisse zwar oft zu Regierungsbeteiligungen geführt haben, aber in der Größenordnung meistens ziemlich bescheiden ausfielen).

     

    Hinzu kommt, dass die Partei erschreckend wenig Talente in ihren Reihen zu haben scheint. Es fehlt an neuen Gesichtern und interessanten, innovativen Ideen. Sie sollte sich mehr an der Labour Party im UK orientieren, die sich seit 2010 immer deutlicher vom "New"-Labour Kurs entfernt, und das Thema "Umverteilung" wieder offensiv anspricht. Im Gegensatz zur SPD hat Labour gute Umfragewerte.

  • CW
    Christian Wulff

    "Dazu passt ein Kandidat, der sich nur selten im Bundestag sehen lässt und viel Geld für Reden anderswo kassiert, wie Marmelade zu Senf."

     

    Wer wie der Herr Reinecke zu solch schlampigen Metaphern greift, dem darf man Birnen nicht mit Eulen zum Vergleich geben, bevor der Abend vor dem Morgen belobigt ist...

    Peer Steinbrück ist die personifizierte Bankrotterklärung der SPD und Herr Reinecke ist genau wie der richtige Kandidat um sich bei der täglichen Abstimmung am Kiosk nicht für die TAZ zu entscheiden.

  • M
    Momo

    Wieso ist Merkel "fest in der politischen Mitte verwurzelt"? Ihre Europapolitik zeigt doch mehr als endeutig, daß es sich bei ihr um eine lupenreine Interessenvertreterin der neoliberalen Ideologie handelt. Sie versucht nun, die Schröder/Clement-"Reformen" (Reallohnsenkung, "Flexibiliserung" der Arbeit. "Rente mit 67", Einschnitte in die Sozialetats usw. usf.) den übrigen Staaten der Eurozone aufzuzwingen. Und Deutschland droht nach den Wahlen 2013 ein neuer "Reform"-Schub. So wird beispielsweise bereits vom Merkel-nahen Springer-Konzern eine Neuauflage der "Agenda"-Politik gefordert: "Agenda 2020". Diese sieht erneut Einschnitte v.a. für Gering- und Durchschnittsverdiener vor.

  • O
    Orangensaft

    Lieber Herr Reinecke. Das Steinbrück so viele bezahlte Vorträge gehalten hat, war schon lange vorher bekannt. Vor 1 bis 2 Jahren wurde er dafür von einem Politmagazin und vorallem von Abgeordnetenwatch dafür gescholten.

  • H
    Hafize

    1998 suggerierte die SPD noch eine Renaissance eines allgemeinen Wohlstands für Alle, eines liberalen Ausländerrechts/Doppelte Staatsbürgerschaft, Aufbau Ost, (echte) Hilfe für arbeitslose Jugendliche und nicht zuletzt ein Ende der Beton-Kohl-Zeit.

     

    2013 hat die SPD kein echtes Argument, bzw. sie meint, dass sei der Kandidat an sich das Argument sei, also amerikanischer Wahlkampf, grinsen, Sprüche an der rechten Stelle anbringen und übers TV dann die Leute wie in Trance an die Urne bringen und so irgendwie gewinnen.

     

    Das ist Unsinn und der SPD laufen nicht nur Wähler, Mitglieder und Funktionäre davon, sondern ihr fehlen mehr Dinge, als sie auf ihrer Angebotsliste vermerken kann. Mit Steinbrück hat sie einen exzentrischen Typen aufs Schild gehoben, der nur visuell, medial gut wirkt. Wie er an der Urne abschneidet, danach ist die SPD nie gegangen und so spielt sie eben volles Risiko mit diesem Mann. Sie quält sich mit diesem Mann durch den Wahlkampf und in die Niederlage.

     

    Schlimm ist eigentlich nur, dass man nach der Wahl praktisch nichts weiß, außer eines: Peer Steinbrück wird nicht Kanzler mit Rot-Grün. Wahrscheinlich wird er gar nichts, aber das ist mir auch vollständig egal.

     

    Ich will aber Merkel, von der Leyen und Schäuble nicht länger erdulden - was tun?

     

    Gute Frage, Antworten fallen mir nicht mehr ein. Mit der SPD wird's aber nix werden.

  • G
    Gerald

    @tazitus: irrtum, die Menschen 'dieser Kreise' (anscheinend nicht die Ihren) koennen auch politisiert werden, man muesste ihnen nur mal zuhoeren was sie eigentlich wollen (und nicht hingehen und ihnen aus der Position des hoeherstehenden Intellektuellen der weiss was gut fuer andere ist einen erzaehlen), und dann danach handeln. Das machen leute wie Buschkowsky und Sarrazin, aber andere haben da grosse Schwierigkeiten mit der Realitaet. Die Entpolitisierung ist kein projekt von Bild, sondern an sich ein Projekt / eine Konsequenz der intellektuellen Linken.

  • KK
    Karl K

    Na bitte - geht doch.

    Stefan Reinecke versteht sie,

    die - SPezialDemokratie!

     

    So denn SPD-Wahlkampf 2013 -

    fast wie weiland by uns Willy:

    " Mit seinem Scheckbuch in der Hand, zieht Mettmanns Steini durch das Land".

     

    Na denn man to!

    "Auch diese Partei - beim Ankreuzen nicht dabei!"

     

    ( Die EX-FDJ-Sekretärin wird den Spruch kennen;

    "Spitzbart, Bauch und Brille - sind nicht Volkers Wille!"?

    Na? Ja - ik weeß, die Gnade der späten Geburt; Kohlgelernt -

    ist gelernt!).

    Und da können sich beide - dat Merkel&Steini I. - wiedervereinigt die Hand geben:

    immer schön andere den Kopp hinhalten lassen.

    …unwählbare SPEZIALDEMOKRATEN halt!

  • T
    tazitus

    Die Entpolitisierung der Unterschicht war und ist ein (leider erfolgreiches) Projekt von Privatfernsehen, "Bild", Kohl und Merkel. Die Menschen dieser Kreise als Wähler wieder zu gewinnen, ist ein schwieriges bis hoffnungsloses Projekt. Aktuell kann auch die SPD nur in der Mitte die nächste Bundestagswahl gewinnen. Darum ist Steinbrück der richtige Kandidat.

  • E
    Eule

    Ein Steinbrück, der damals(vor dem Crash)hoch die Banken gelobt, dass sie mehr Profit machten als die Wirtschaft und -ginge es so weiter- Deutschland bald schuldenfrei sei! Wie man jetzt weiß: Ein Fantast.

    Steinbrück ist auch so jemand, der immer dann erst schlauer ist, wenn er im Rathaus war. Als Politiker sollte man selbst das Rathaus sein. Wenn man es richtig bedenkt, dann ist doch die Agenda 2010, die Deutschland sich erlaubt hat, doch die Misere, im Besonderen, Süd-Europas. Und wie kann man überhaupt Banken deregulieren? Das gleiche als würde man einem Geier das Aas verbieten. Das "Rathaus" waren in diesem Fall:die Banken und die Versicherungen. Wir haben längst ein Post-Demokratie, in der der gemeine Bürger nur noch eine sekundäre Rolle spielt(besonders die Rolle des Wählers). Also, außer ein wenig "Kosmetik" wird sich auch mit Steinbrück nichts ändern. Hat man die Wirtschaft in der Politik und die Politik in der Wirtschaft-was soll denn dabei groß herauskommen? Steinbrück möchte Kanzler werden und das ist auch schon alles,

  • PU
    Peter Unlustig

    Ein zutreffender Kommentar von Stefan Einecke. Zur Formulierung "die SPD" hat den Kanzlerkandidaten hervorgebracht ist unzutreffend. Nur die führenden Köpfe entscheiden das fast überall. Wahrscheinlich bleiben uns und den Parteimitgliedern die ganzen Schröderianer dem Alter nach noch länger erhalten. Sie haben außer vielen Fehlentscheidungen nichts vorzuweisen. Das reicht heute für Spitzenpositionen auch in der Wirtschaft! PR wird es schon richten. Die SPD wird noch lange den Entwicklungen hinterher laufen, bis sie sich mit völlig anderem Personal und einer Vision für Deutschland und Europa neu darstellen kann um damit wieder wählbarer zu werden. Ohne ehrliche Aufarbeitung ihrer Vergangenheit ist sie für mich völlig unglaubwürdig!

  • H
    Hans

    Die SPD wird mit Peer Steinbrück nie die Herzen der Menschen gewinnen und per Verstand läuft es auch nicht besser, denn der Kandidat vertritt ein krudes Sozialdarwinismuskonzept und lobt Hartz-IV, die Agenda 2010 und damit eben Niedriglohn, Ausbeutung und Teilzeit zu Armutslöhnen.

     

    Warum die SPD ihn aufstellt, aufstellen muss, das ist das eigentliche Problem dieser Partei: Sie vertritt ein Politik für 10 oder 20 Prozent und so sah auch ihr letztes Ergebnis bei den Bundestagswahlen aus. Dass es dieses Mal besser wird, daran mag ich nicht glauben.

  • C
    Clara

    Franziska Drohsel wäre glaubwürdig.

  • VB
    Volker Birk

    Diese absehbare Wahlpleite wird hoffentlich das Ende der Seeheimer herbeiführen. Die Alternative für die SPD ist, dass sie endgültig untergeht.

     

    “Der ideale Kandidat wäre intellektuell wie Steinbrück, solide und verlässlich wie Steinmeier und volkstribunhaft wie Gabriel.”

     

    Steinbrück ist kein Intellektueller – der neoliberale Ideologe, dem man kaum noch anmerkt, dass er mal Volkswirtschaft studiert hat, liess sich aus gutem Grund die Gesetze direkt von den Banken schreiben. Und, so lassen seine Auftraggeber in Vortragsdingen vermuten, auch nicht umsonst.

     

    Solide und verlässlich soll Steinmeier sein? Zu diesem Punkt würde mich sehr die Meinung von Murat Kurnaz interessieren. Vermutlich wählte jener andere Attribute.

     

    Aber ausgerechnet Gabriel als Volkstribun zu bezeichnen, das ist wieder amüsant; seine Selbstdarstellung als Popstar ist wohl noch jedem in Erinnerung. Wo hingegen hat sich Gabriel mal für die Belange der Armen und Arbeitslosen eingesetzt?

     

    Nun, Steinbrück muss es anscheinend sein, auf Biegen und Brechen. Gebogen wird auf Teufel komm raus, und zwar die Wahrheit, wenn ausgerechnet der eiskalte Geldhai Steinbrück das soziale Gewissen verkörpern soll. Und brechen werden die Restwähler, wenn sie sehen, was Steinbrück in dem Falle tun wird, dass er sich gegen Göring-Eckhardt als Vizekanzlerkandidat durchsetzen kann.

  • M
    Momo

    Wieso war das im Wahlkampf 1998 von der SPD gegebene Versprechen, in 16 schwarz-gelben Jahren von der Kohl-Regierung installierte soziale Schieflagen zu korrigieren, "Sozialpopulismus"? Liebe taz, solche elitären Denkweisen entspringen eher dem Wirtschaftsteil der FAZ sowie der Springerzeitung "Die Welt"!

     

    Im übrigen ist Steinbrück bzgl. des Themas "soziale Gerechtigkeit" nicht nur wegen dessen "Neben-"Verdiensten und häufiger Abwesenheit im Bundestag der falsche Kandidat, sondern v.a. wegen dessen bedingungsloser Unterstützung des Schröder/Clementschen "Agenda"-Kurses, der nicht nur hierzulande für die Entstehung eines großen Niedriglohnsektors, eine dramatische Verschlechterung der Arbeitsplatzqualität (massive Ausweitung von Minijobs, häufig schlechtbezahlten sowie unfreiwilligen Teilzeitjobs sowie von Leiharbeitsjobs, Ein-Euro-Jobs, zeitliche Befristung von Arbeitsverträgen), eine stark gestiegene Ungleichverteilung bei Einkommen und Vermögen, die - wie zahlreiche seriöse Untersuchungen längst aufgezeigt haben - unnötige "Rente mit 67" sowie für die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten drohende Altersarmut verantwortlich ist, sondern wegen des durch den "Agenda"-Kurs noch verschärften deutschen Lohn- und Sozialdumping auch maßgebliche Mitverantwortung für die massiven ökonomischen Schieflagen innerhalb der Eurozone trägt.

     

    Und von Steinbrück eine Wende in der die Reichen begünstigenden Steuerpolitik zu erwarten, ist mehr als gewagt. Rot-Grün hatte nach 1998 nicht nur das Wahlversprechen gebrochen, die von Schwarz-Gelb abgeschaffte Vermögenssteuer wieder einzuführen, sondern hatte zwischen 1998 und 2005 den Spitzensteuersatz drastisch gesenkt, die Unternehmeensteuern deutlich heruntergefahren und die Erbschaftsteuer reduziert. Und dies alles mit freundlicher Begleitung durch Steinbrück. Steinbrück ist als SPD-Kandidat für "soziale Gerechtigkeit" völlig unglaubwürdig!

  • L
    lupil

    Steinbrück als Kanzlerkandidat ist eine Zumutung für alle, die eine Alternative zu schwarz-gelb wollen. Weder aufrechte Sozis noch wirkliche Grüne können eine von ihm geführte rot-grüne Regierung anstreben. Die einzige Alternative und wirkliche Opposition ist LINKS.

  • R
    reblek

    Nein, Steinbrück war selbstverständlich nicht an der "Liberalisierung" der Finanzmärkte beteiligt und nicht etwa mit Schröder stolz, Hedgsfonds endlich in Deutschen erlaubt zu haben. Und er war selbstverständlich ebenso gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Serbien wie die Asozialisisierung Deutschlands durch nach einem verurteilten Straftäter benannte Regelungen für Erwerbslose. Undundund, aber ruht ja Segen auf der Sozialdemokratie. Dass ich nicht lache. Wie groß wäre der Schritt von Schmidt zu Noske gewesen? Aber was soll der Blick in die Geschichte? Es geht um "Höheres", nämlich die Ablösung der "sozialdemokratisierten" Merkel. Wodurch dann wieder alles so gut wird wie unter Schröderfischer. Humor ist, wenn mensch trotzdem lacht.