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Debatte NahostIsrael unter Druck

Seit dem Krieg hat Israel die Blockade des Gazastreifens nicht gelockert. Statt auf Frieden zu warten, muss der Westen auf die Menschenrechte pochen.

V or einem Jahr setzte der dreiwöchige israelische Angriff auf Gaza ein. Er kostete nicht nur über 1.000 Menschen das Leben, sondern führte auch zur beträchtlichen Zerstörung der lokalen Infrastruktur. Noch immer können 20.000 Menschen nicht in ihre Häuser zurück, denn Israel verweigert die Einfuhr von Zement, Glas und Ziegeln, die zum Wiederaufbau nötig wären.

Während der schmale Gazastreifen mittlerweile im 30. Monat unter dieser Blockade leidet, nehmen Deutschland, EU und USA die Kollektivbestrafung von 1,5 Millionen Menschen einfach hin. Das hat nicht nur mit der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen zu tun, wie oft behauptet wird. Denn Israels Blockade erstreckt sich, wenn auch in anderer Form, auch auf das Westjordanland. In diesem Teil der palästinensischen Gebiete stehen 70 Prozent unter direkter israelischer Kontrolle. Auch hier bestimmt Israel, welche wirtschaftliche Entwicklung erlaubt ist - und welche nicht: Während die Infrastruktur der israelischen Siedler dort hoch subventioniert wird, sind ihre palästinensischen Nachbarn zur Armut verdammt. So ist dort ein Enklavensystem entstanden, das, wie Israels Expremier Ehud Olmert sagte, einem Apartheidsystem ähnelt.

War Israels Besatzung nach 1967 immer stärker unter internationalen Druck geraten, so änderte sich das mit dem Abkommen von Oslo 1993 grundlegend. Fortan standen "Friedensverhandlungen" zwischen den beiden Parteien im Mittelpunkt, und die Welt drückte angesichts der fortschreitenden israelischen Siedlungs- und Verdrängungspolitik ein Auge zu, um das Ziel eines endgültigen Friedensabkommens nicht zu gefährden. Israel lernte so, einerseits über Frieden und eine Zweistaatenlösung zu reden und beidem zugleich aktiv entgegenzuwirken. Doch diese Politik des Westens ist gescheitert: Spätestens Israels Angriff auf Gaza hat die Machtverhältnisse vor Ort vor Augen geführt: Es handelt sich nicht um einen Konflikt zwischen zwei gleichrangigen Nationen, die auf Augenhöhe miteinander ringen. Sondern um einen Kampf zwischen zwei ungleichen Gegnern, namentlich Besatzern und Besetzten.

Weil die Macht so ungleich verteilt ist, darf die Weltgemeinschaft die beiden Konfliktparteien nicht alleinlassen, sie muss sich nach Völkerrecht und den Menschenrechten richten. Sie kann auch nicht erst auf die Zeit nach einem Friedensschluss warten, sondern muss hier und jetzt aktiv werden.

Dieser Paradigmenwechsel hat in den letzten Monaten stattgefunden. So forderte Großbritanniens größte Gewerkschaftsunion TUC ihre Regierung jüngst auf, keine Waren aus den völkerrechtswidrigen Siedlungen im Westjordanland mehr in ihr Land zu lassen. Das französische Großunternehmen Veolia (vormals Vivendi) verlor anderswo Milliardenaufträge, weil es sich beim Bau einer S-Bahn-Verbindung auf besetztem Gebiet engagiert hatte. Israelische Politiker werden von Brasilien bis Skandinavien von Protesten empfangen und müssen, wie Ex-Außenministerin Zipi Livni in Großbritannien, sogar ihre Verhaftung fürchten. Niederländische oder schwedische Fonds ziehen aus Angst vor schlechter Presse ihre Beteiligungen aus israelischen Firmen zurück. Aus Brüssel wird die EU-Kritik schärfer, und in Washington mausert sich die besatzungskritische jüdische Lobbygruppe J Street zu einem gewichtigen Gegner der mächtigen Pro-Israel-Lobby Aipac. Inzwischen tasten sich in den USA die ersten Elite-Universitäten vor, ob sie sich der BDS-Bewegung (Boykott, Diversifizierung, Sanktionen) anschließen sollen, die seinerzeit gegen Südafrika so erfolgreich war.

Diese Entwicklungen haben zwar kaum Eingang in die deutschen Medien gefunden, doch auch hierzulande wächst das Unbehagen. In einem offenen Brief haben 24 hochrangige deutsche Exdiplomaten die Bundesregierung jüngst dazu aufgefordert, mehr Druck auf Israel auszuüben, die Blockade von Gaza zu beenden und zur Verwirklichung der Zweistaatenlösung "eine entschlossenere Gangart" einzulegen. Die Alternativen sind klar: Entweder es läuft auf eine für beide Seiten akzeptable Zweistaatenlösung hinaus - deren Skizzen liegen, in Form der "Genfer Initiative" und der "Arabischen Friedensinitiative" von 2002, längst auf dem Tisch. Oder die Gebiete wachsen am Ende zu einem Staat zusammen, indem die Juden in naher Zukunft zur Minderheit werden könnten.

Israels politische Klasse hat den Ernst der Situation bereits erkannt. Indem das Ausland darauf beharrt, dass Völker- und Menschenrecht eingehalten werden, und sich gegen jeden apartheidähnlichen Zustand sperrt, setzt es Israel und seine besatzungsvergessene Öffentlichkeit unter Druck. Noch fehlt Israels Regierung der politische Wille, eine Wahl zu treffen. Denn jede Entscheidung würde sofort von populistischen Gegnern attackiert, schon jetzt lässt die Siedlerbewegung mit Manifestationen die Muskeln spielen.

Die Bundesrepublik kann dem Problem nicht länger aus dem Weg gehen. Verantwortung für Israel zu übernehmen kann nicht heißen, über die Diskriminierung der Palästinenser hinwegzusehen. Und ohne Deutschland kann Europa keine einheitliche politische Linie finden. Gegenwärtig wäre es schon ein Fortschritt, wenn die Bundesrepublik aufhören würde, einer verbindlichen, am Menschen- und Völkerrecht orientierten EU-Außenpolitik im Wege zu stehen. Aber können deutsche Politiker auch Druck auf Israel ausüben? Das ist eine schwierige Frage. Auch deutsche Politiker agieren nach dem Prinzip des geringsten Widerstands: Würden sie von Studenten, Kirchen, Gewerkschaftlern nach ihrem Beitrag zur Lösung des Nahostkonflikts gefragt, stünden sie in der Pflicht. Andererseits haben viele auch Angst, als Antisemiten abgestempelt zu werden, wenn sie in dieser Frage zu deutlich Positionen beziehen.

Würden deutsche Politiker den nach wie vor virulenten Antisemitismus im eigenen Land mit aller Macht bekämpften, hätten sie keinen Grund, sich gegenüber Israel mit falscher Vorsicht zurückzuhalten. Um eine berühmte Redewendung des israelischen Staatsgründers Ben Gurion abzuwandeln: Es gilt, gegen die israelische Besatzung zu kämpfen, als ob es keinen Antisemitismus gäbe - und gegen den Antisemitismus, als ob es diese Besatzung nicht gibt.

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23 Kommentare

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  • F
    free.jamal-juma.abdulla-ramah.mohammed-othman

    Machen wir es kurz:

     

    Mohammad Othman stammt aus Jayyous - hat mit einem 'Abu Qatada' exakt gar nichts zu tun. Das ist schlichter Blödsinn - da sollte die isr. Regierung schon etwas mehr Geld für die Desinformanten einstellen.

     

    Wer sich für die Realität interessiert: http://freemohammadothman.wordpress.com

     

    Die 'israelin' ist im übrigen sicher eine. Viele Grüsse nach Kairo. Ich hoffe es klappt doch noch mit Gaza - trotz der Medienblockade - an der sich ja auch die taz beteiligt.

     

    Zuletzt: Das Deutsche wieder mal wieder darüber bestimmen wollen, wer Jude ist oder nicht - das hat ja schon Tradition. Staatsraison, Staatsraison über alles - wie gehabt.

  • F
    free.jamal-juma.abdulla-ramah.mohammed-othman

    proisrael >>> sondern sachlich stelle ich hier einige Dinge fest

     

    Ihre 'sachliche' Behauptung, dass der aus Jayyous stammende Mohammad Othman ein gewisser 'Abu Qatada' sei, ist schlicht surreal. Und dazu passen Ihre unappetitlichen Konnotationen zwischen Arabern und 'Schmutz' bzw. 'Tiere' ganz ausgezeichnet. Tiervergleiche sind ja immer sehr populär - in ganz gewissen Kreisen.

     

    Was Mohammad Othman betrifft, so kann man sein Schicksal in den Händen der geronnenen deutschen Staatsraison auf den folgenden Seiten nachlesen: http://freemohammadothman.wordpress.com

     

    Der 'Israelin' - die natürlich auch eine ist, auch wenn Deutsche im Jahr 2009 wieder mal meinen darüber befinden zu müssen wer Jude sei und wer nicht - wünsche ich viel Glück in Kairo - auch wenn es ja leider nicht allzugut aussieht.

     

    Bin mal gespannt - ob sich in der taz doch noch was bewegt.

  • V
    vic

    Israel unter Druck?

    Niemals, die haben eine lebenslange Freikarte. Was sie auch anstellen, wieviel Bomben sie werfen, Land besetzen, Menschen aushungern, Leben nehmen, gegen jede Regel verstoßen, Verträge ignorieren - alles wird vom Westen toleriert.

    Ganz vorne bei der Versorgung mit der notwendigen militärischen Hardware und jedweder sonstiger Unterstützung, sowie grenzenlosem Verständnis ist die BRD.

  • DG
    Dirk Gober

    Aha, eine Israelin mit einem kritischen Artikel...

    Löblich, löblich, wenn es nur kein Fake wäre.

     

    Immerhin spricht es für die Logik der Fäscher, daß niemand auf die Idee kommt, einen Beitrag eines Verfassers mit dem Namen "Palästinenser" zu veröffentlichen, der mit der palästinensischen Politik ins Gericht geht. Wäre ja auch zu abstrus, trotz unzähliger palästinensischer Bewegungen, die sich für einen bedingungslosen Frieden, dem Stop der Terrorangriffe auf Israel, der Abschaffung der Todesstrafe für angebliche Israel-Kollaborateure, den Sturz der faschistischen Hamas, Rechte der Frauen u.s.w. einsetzt.

    Hoppla, das war jetzt Sci-Fi.

  • I
    Israelin

    oh, ich liebe diese "Proisraelis", normalerweise handelt es sich um Deutsche, die ihrem alten schlechten Nationalismus durch Israel ausleben können.

    Mittlerweile verlassen die Israelis Israel selber, während die hier zu Lande Nationalisten die israelische Politik Beifall schenken.

    Die immer groß werdende israelische Exil-Gemeinde in Berlin macht auch dieses Ereignis mit, anlässlich ein Jahr Gaza Massaker, nicht für Nationalisten gemeint, aber für die, die es abgewohnen wollen:

    Auch wir lieben das Leben, wann immer wir zu ihm finden

     

    so der Refrain eines Gedichts von Machmoud Darwish.

     

     

    Vor einem Jahr mussten wir uns fragen, ob er jetzt noch so lauten kann für die Menschen in Gaza.

     

     

    Wir wissen nicht, ob sie heute noch oder wieder die Kraft aufbringen, das Leben zu lieben. Wir wissen nicht, ob sie noch daran glauben, dass irgend jemand sie hört, wenn sie rufen „Auch wir lieben das Leben“.

     

     

    Vor einem Jahr wurde weißer Phosphor, nicht nur als Smoke Screen eingesetzt, sondern auch zur Verbrennung menschlicher Haut. Fortschritte der Waffentechnik waren zu bestaunen, und andere solche Fortschritte wurden experimentell erprobt. Die Ärzte in Gaza waren vor ungeahnte Anforderungen und Rätsel gestellt: Verwundungen, die sie noch nie gesehen hatten und nicht zu behandeln wussten.

     

    Abgesehen davon fehlten ihnen auch zu jeder Routinebehandlung die Mittel.

    Auch 1 Jahr danach fehlen ihnen die Mittel, um ihre Patientinnen und Patienten zu versorgen. Es fehlen in Gaza die Mittel, um die Zelte und die Plastikplanen zu ersetzen, unter denen die seit einem Jahr Obdachlosen seither hausen müssen. Um diese Jahreszeit ist es auch in Gaza kühl und regnerisch.

     

    An den Grenzen des Gazastreifens wird weiterhin Jagd auf Bauern und Hirten gemacht, die versuchen, zu ernten oder ihre Tiere zu weiden. Fischer werden in nächster Nähe zum Ufer unter Beschuss genommen oder gekidnappt.

     

    Die UN, die USA, die EU und Hilfsorganisationen haben Aufbau-Hilfe versprochen. Israel – und als dessen Erfüllungsgehilfe Ägypten – lässt diese nur in geringem Maß über die völkerrechtswidrig geschlossenen Grenzen des Gaza-Streifens.

     

     

    Die Eingeschlossenen in Gaza wissen, dass die ganze Welt weiß und zusieht.

    Sie hören das Schweigen und die schweigende Zustimmung der „Internationalen Gemeinschaft“ mit ihren Machthabern, Meinungsmachern, Militärstrategen, Diplomaten und internationalen Institutionen.

     

    Sie wissen und erleben auch, dass eine ganz andere „internationale Gemeinschaft“, sich weigert schweigend zuzusehen: Aktivistinnen des International Solidarity Movement, der Free Gaza Boats, von Code Pink und viele andere haben zu Wasser oder zu Land kontinuierlich die Grenzen nach Gaza überwunden und tun dies weiterhin.

     

    Am 27.12.2009 machen sich über 1300 Gaza Freedom Marchers aus aller Welt, 40 von ihnen aus Deutschland, von Kairo aus auf den Weg nach Rafah, um auf dem Recht der Palästinenserinnen und Palästinenser auf Bewegungsfreiheit, auf Sicherheit, auf Selbstbestimmung und auf einem Leben zu bestehen, das sie wieder lieben können.

     

    Die Autorin Alice Walker, die ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Luisa Morgantini, die französische Senatorin Alima Boumediene–Thiery, der syrische Komiker Duraid Lahham, der globalisierungskritische Autor and philippinische Parlamentarier Walden Bello, Hedy Epstein, die den Holocaust überlebt hat, und viele andere werden dabei sein.

     

    Wir wollen sie auf dem Gaza Freedom March begleiten und

     

    am 27.12.2009 ab 18 Uhr in der Filmbühne am Steinplatz

     

    (Hardenbergstr.12 U/S Zoo)

     

    mit ihnen Kontakt aufnehmen.

     

    An diesem Abend werden wir weitere Aktivitäten beraten, mit denen wir in Berlin dazu beitragen können, die Belagerung Gazas zu durchbrechen. Es gibt schon Ideen und Pläne – bitte bringt noch weitere!

     

    Wir sehen den Dokumentarfilm gaza-strophe – the day after von Samir Abdallah

     

    http://gaza-strophe.cinemeteque.com/GAZASTROPHEaffiche_V2a4_ENGLISH.pdf

     

    Sehr willkommen sind an diesem Abend auch Eure Gedanken, Gedichte, Lieder ... 1 Jahr danach.

     

    www.gazafreedommarch.org

    www.codepinkalert.org//article.php?id=5022

  • S
    Sagery

    Ein Gefängnis mit Meerblick nenne ich so etwas, den Gazastreifen mit Riesen Betonmauern, Gräben und sonstigen Absperrmittel komplett abzusperren also 1,5 Millionen Menschen einzusperren. Und die 'Operation gegossenes Blei' hatte es wirklich in sich, habe in mehreren Meldungen gehört und gelesen das innerhalb von 3 Wochen 1400 Menschen getötet wurden. Im Gegensatz dazu um auf die Kassam Raketen zurückzukommen - Am 28. Juni 2003 gab es die ersten zwei israelischen Todesopfer, bis Mai 2008 stieg die Zahl der durch Kassam-Raketen getöteten Israelis auf 15 bis November 2008 trafen über 3.700 Raketen israelisches Territorium. Besetzte wehren sich gegen den Besatzer das ist mir persönlich verständlich.

     

    Ich bin Deutscher dennoch kein Nazi auch Türke sorry kein Antisemitismus vorhanden, ja ich bin Muslim aber auch hier kein Islamist, Jihadist oder sonst irgend ein medial erfundener Mist.

     

    Wenn es den Antisemitismus gibt, dann sollte auch ein Wort das die Diskriminierung der Palästinenser beschreibt neu erfunden werden.

     

    Ich danke dem Autor und natürlich der taz, all denen die der Veröffentlichung des Kommentars beigetragen haben. Meine Meinung und in diesem falle die Meinung vieler Menschen in Deutschland, kann einseitig sein und doch ist es eine Meinung die es Menschenrechtlich verdient veröffentlicht zu werden.

  • M
    Martin

    Ich verstehe es nicht, wie man diesen sehr guten Kommentar von Seiten eines 'Pro-Israel'-Schreibers für 'doppelt verächtlich' halten kann, weil er von einem Juden geschrieben wurde. Ebensowenig hatte ich es verstanden, warum es gerade die Juden sind, auf die von Seiten der 'Pro-Israel-Fraktion' haßerfüllt herumgehackt wird, wenn sie die derzeitige Politik der israelischen Regierung kritisieren. Ist es nicht das Recht eines jeden, hierzu eine Meinung zu äußern? Oder wollen wir, um israel-solidarisch zu sein, es den Juden diesbezüglich verbieten, sich äußern zu dürfen? Was für eine Anmaßung.

  • P
    proisrael

    23.12.2009 17:12 Uhr:

    Von Siegmar Grapentin:

     

    Ihr Denken in allen Ehren, ich gestehe Deutschland auch ein Existenzrecht zu, trotz allem, aber was hier proklamiert wird, ist genau das, was ich als Jude immer befürchtet habe.

     

    Lesen sie mal die palästinsische Presse, lesen sie die europäische, es kann einem wieder Angst und Bange werden. Israel ist wieder NEU gegründet worden, weil die Juden weltweit verfolgt wurden und solange Israel als Judenstaat besteht, haben auch weltweit die Juden, wenn es brenzlich wird, einen Rückzugsort.Lesen sie die Geschichte, ob sich Juden jemals sicher gefühlt haben unter dem Islam. Bat Ye'or kann Ihnen da behilflich sein.

     

    Sie vergessen bei all dem das religiöse Problem, der Islam wird sich nicht damit zufrieden geben, wie blauäugig hier manche sind ist mir unbegreiflich.

  • P
    proisrael

    ich weiss ja nicht, warum meine Beiträge nicht freigegeben werden, sie sind weder persönlich, noch beleidigend, sondern sachlich stelle ich hier einige Dinge fest, die der Artikel nicht erwähnt.

     

    1.) Diese 24 Ex-Boschafter waren fast ALLE Botschafter in arabischen Ländern, Herr Hofmann ist sogar zum Islam konvertiert und sitzt im Vorstand des Zentralrates der Muslime in Deutschland, ich weiss nicht, warum der muslimische Antisemtismus übersehen wird.

     

    2.) Hier wird sich auf die "arabische Friedensintitiative 2002" berufen, ich denke, die wenigsten kennen auch deren Inhalt, sollte diese durchgezogen werden, gibt es morgen kein Israel mehr, das mag für viele wünschenswert sein, völkerrechtlich aber mehr als verwerflich. Diese Intiative bedeutet in der Wortwahl im Arabischen etwas Anderes als im englischen.

     

    Normalisierung und nicht wie ursprünglich vorgeschlagen "vollkommene Normalisierung" kann im arabischen auch der Umgang mit Tieren bedeuten.

     

    so heisst es wortwörtlich b. im Rahmen dieses umfassenden Friedens "normale Beziehungen" zu Israel aufbauen.

     

    [Obwohl die Formulierung „normale Beziehungen“ nicht an die „vollständige Normalisierung“ heranreicht, stellt sie doch einen bedeutenden Fortschritt gegenüber vergangenen Resolutionen (Die drei Neins in kartoun) dar. Im Arabischen konnotiert der Begriff der Normalisierung (tatbi’) die Zähmung von Tieren, im klassischen Arabisch auch „Schmutz“ und „Infektion“.

     

    Hier geschieht das nächste große Unrecht.

  • SG
    Siegmar Grapentin

    Was würde passieren, wenn es eine 1- Staaten-Lösung gebe, die Israel+Palästina heißt? Natürlich müßten dann alle Einwohner die gleichen Rechte haben und Israel wäre nicht mehr nur der Staat der Juden (und ein paar Christen) sondern aller Einwohner Palästinas... Es müßten Gesetze eingehalten werden und die Wirtschaft, Bildung, Landwirtschaft und Infastruktur müßten gemeinsam aufgebaut - weiterentwickelt, neu erfunden werden.

     

    Gaza ist alleine nicht lebensfähig - und war es auch vor dem Bombardement nicht. Offene Grenzen unter der Kontrolle Israels würden daran nichts ändern: Die Abhängigkeit von Israel würde fortdauern.

     

    Der Flickenteppich Westbank funktioniert auch nicht als Staat. Es gibt weder ein funktionierendes politisches noch ein eigenständiges witschaftliches System, das irgendwie ohne Israel funktionieren würde.

     

    Aber mit wem auf Palästinensicher Seite sollten denn frei denkiende Israelis über sowas sprechen? Und wer sollte das auf israelischer Seite tun? Wo sind denn die Leute, die sich von all den unsinnigen "Friedens-", Sicherheits-", "Kriegs"- Strategien lösen und völlig neu nachdenken?

     

    Gibt es denn innerhalb der in national-religiös und individualistisch-materialistisch gespaltenen Gesellschaft in Israel überhaupt noch Kräfte, die die Abspaltung / Apartheid nicht für normal oder gar notwendig halten?

     

    Und gibt es in Palästina Leute oder gar politische Gruppen, die Israel nicht nur als Todfeind sehen und die sich ein Zusammenleben in einem Land vorstellen können?

     

    Ich weiß, dass all diese Fragen wahrscheinlich naiv klingen und gehe auch davon aus, dass Israel zur Zeit mehr darüber nachdenkt, wie es das Regime in Iran stürzen kann bzw. wie es möglichst effektiv anzugreifen wäre und sich kaum damit beschäftigt, wie es mit den direkten Nachbarn in einen menschlichen Kontakt treten kann.

     

    Aber all die alten Denkweisen, die amerikanische Präsidenten und europäische "Diplomaten" bisher geäußert haben sind eh gescheitert.

     

    Also warum nicht neues Denken wagen?

  • S
    schade

    daß es eben KEIN ausgewogener Artikel ist, sondern einseitig Israel verurteilt, wieder einmal wie so oft, und dass sich auch noch Juden dazu hergeben ist doppelt verächtlich.

     

    Von Alexander Roda Roda stammt der Satz: “Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden.” Man könnte auch sagen: Der Antisemitismus ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie den Nichtjuden überlassen könnte. Zur Zeit ist er allerdings wieder so

    verbreitet wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

     

    Manche präsentieren sich als „gute

    Juden“, die sich vom jüdischen Staat distanzieren und ihn als militaristisch,nationalistisch, theokratisch bezeichnen. Die Art und Weise, wie sie

    das tun, verbindet sie häufig mit Antisemiten.

  • P
    proisrael

    23.12.2009 12:42 Uhr:

    Von free.grassroot.activists.in.israel:

     

    Dazu könnte die taz zum Beispiel über die Verhaftungswelle berichten, die zur Zeit durch die besetzten Gebiete rollt.

    _____________________________________

    Sie reden Unsinn, wenn in Deutschland jemand einreisen will, der nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hat, wird ihm das auch nicht so ohne Weiteres gewährt, ich hasse doppelte Standarts, gerade Herr Othmann ist umstritten, er soll sogar terroristische Verbindungen haben und Gelder in Europa gesammelt haben. Aber bei der massivsten gesamten Pressehetze derzeitig gegen Israel, bei dem sich auch manche Juden nicht zu schade sind, kann es nicht verwundern, daß Antisemiten Hochkonjunktur haben, genau dort liegt aber das Problem.

     

    Tatsächlich handelt es bei sich diesen "Amministationshäftlingen" aber um Ausländer und feindliche Ausländer im Fall von Israel. Werden illegale Immigranten nach Europa nicht auch in eigenen Lagern festgehalten (jetzt erst in Frankreich und Griechenland), ohne dass ihnen ein "fairer Prozess" gemacht wurde?! Dabei kann man in der EU davon ausgehen, dass die wenigsten illegalen Immigranten in irgendeiner Weise mit Terror zu tun haben, in Gegensatz zu den Leuten, die illegal nach Israel einreisen wollen.

     

     

    Der "palästinensische Menschenrechtsaktivist" Mohammed Othman ist vor einigen Tagen (September 2009)von israelischen Soldaten an der Allenby-Brücke, die Jordanien mit dem Westjordanland verbindet, „verhaftet“ worden. Othman kam gerade aus Norwegen. Omar Mohammed Othman, auch unter dem Namen „Abu Qatada“ bekannt, ist ein jordanischer Staatsangehöriger.

  • J
    johannes

    Der Artikel spricht mir aus dem Herzen.

    Nur wenn Ross und Reiter konkret genannt werden (und zwar auf beiden Seiten), kann die Weltgemeinschaft angemessen reagieren.

  • T
    Tim

    Ein großartiger, ausgewogener Artikel, der sich sowohl gegen unerträglichen Antisemitismus als auch gegen unerträgliche Kollektivbestrfung der Bürgerinnen und Bürger Gazas wendet.

    Wunderbar auch deshalb, weil es nicht gelingen kann, die Argumente des Autoren mit dem Antisemitismusvorwurf vom Tisch zu wischen.

    Ein gutes Beispiel!

    Danke Taz, Danke Tsafrir Cohen.

  • F
    free.grassroot.activists.in.israel

    >> nicht mehr abwarten ...

     

    Dazu könnte die taz zum Beispiel über die Verhaftungswelle berichten, die zur Zeit durch die besetzten Gebiete rollt.

     

    Nach Mohammed Othman, Abdallah Abu Rahmah (Bil'in) wurde jetzt auch Jamal Juma - eine der Schlüsselfiguren der gewaltfreien pal. Grassroot Aktivisten verhaftet.

    Othman wird mittlerweile nach dem in Israel nur für Palästinenser - welche eine Ehre - geltenden Militärrecht ohne Prozess oder Anschuldigungen festgehalten.

    Auch gegen Jamal Juma liegen nur 'geheime' Beweise vor, die weder er noch sein Anwalt zu sehen bekommen.

     

    Während etwa im DLF über Gerichtsverfahren gegen chin. Bürgerrechtler berichtet wird, lässt die angeblich einzige Demokratie des Nahen Osten Aktivisten des gewaltfreien Widerstands in seinen Kerkern verschwinden - ohne das darüber irgendwo berichtet wird - bisher auch nicht von der taz - und zu 100% auch sicher nicht von der IDF-Verlautbarungs-Korrespondentin Susanne Knaul.

     

    Hintergrund ist nicht nur der Antritt der Regierung Netanjahu - die offen für ethnische Säuberung wirbt und dies auch praktiziert - nicht nur nur in Sheikh Jarrah - sondern auch der Umstand, das Boykott, Divestment und Sanktionen langsam anlaufen - ganz speziell in Grossbritannien.

     

    Was in Südafrika funktioniert hat - wird letztlich auch in Israel funktionieren.

    Und das - Freiheit und Demokratie für alle - ist en passant auch die einzige Langzeit-Perspektive für den Fortbestand einer jüdischen Präsenz in Palästina.

  • M
    max

    Danke für diesen Kommentar.

  • D
    Damaris

    Ein vollkommen einseitiger Kommentar. Als ob allein Israel verantwortlich für die Misere der Palästinenser wäre. Was ist mit der Verantwortung der Hamas? Eine faschistische Terrororganisation, die in ihrer Charta nicht nur jegliche Friedensverhandlungen ablehnt, die Zerstörung des Staates Israel und Vernichtung der Juden fordert und den Worten auch Taten folgen lässt: Zehntausende von Raketen wurden in den letzten Jahren auf unschuldige israelische Zivilisten abgefeuert, jede einzelne stellt ein Kriegsverbrechen dar. Wo war denn da der Aufschrei im Westen?

     

    Im Gazastreifen selbst werden Oppositionelle ermordet, Christen unterdrückt, Homosexuelle verfolgt, demnächst soll die Todesstrafe für Drogenhändler und -konsumenten eingeführt werden. Es gibt keine Religions-, Meinungs-, Pressefreiheit - DAS ist der palästinensische Staat, wie ihn sich die Hamas vorstellt. Kein einziger Jude darf im Gazastreifen wohnen. Und da wirft man ISRAEL Rassismus, Apartheid vor? Das ist doch Heuchelei! Was ist mit den Massakern, die palästinensische Terroristen begangen haben? Und warum sind denn die Grenzen zum Gazastreifen geschlossen? Doch nur, um Selbstmordattentäter daran zu hindern, israelische Zivilisten umzubringen. Solange die Palästinenser meinen, der sog. "Widerstand" rechtfertige die abscheulichsten Verbrechen, muß die Grenze eben geschlossen bleiben.

  • AL
    Anti Links

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Die Krokodilstränen fließen:

     

    1) Wer Hamas wählt, ist selbst schuld.

    2) Wer die einzige Demokratie in Nahost angreift - und das jahrelang - muss mit Konsequenzen rechnen.

    3) Israel lässt sehr wohl weiter Waren durch.

    4) Wie tief kann ein Linker noch sinken?

    5) Na, werdet ihr den Kommentar veröffentlichen?

     

    http://www.paltoday.com/arabic/News-64161.html

     

    http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703478704574611594259358238.html

  • I
    Israelin

    vielen Dank für den Artikel. Als israelische Friedensaktivistin schätze ich die Lage im Nahen Osten ähnlich ein: ohne BDS (also, Boykott, Deinvestition, Sanktionen) wird sich die Lage nur verschlechtert. Israel politische Klasse ist auch davon besorgt und sie haben schon eine Arbeitsgruppe gegründet, die dagegen wirken soll.

    Alle Achtung für die taz!

  • M
    Martin

    Herr Cohen, Sie haben völlig Recht und ich danke der TAZ als einer der wenigen Zeitungen, die sich überhaupt zu Gaza zu äußern wagt! Vor einem Jahr wurde dieses Ghetto in Ruinen zerbombt, gezielt Schulen und Krankenhäuser zerstört, Überlebende einer auswegslosen Situation überlassen. Da sollte man sich doch als normaler Mensch fragen dürfen, Obdachlosen zu helfen, wie überall auf der Welt? Zumal es schockierende Erinnerungen an die von Deutschen befohlene Zerbombung des Warschauer Ghettos gibt. Aber solche Gedanken stehen in Deutschland unter Höchststrafe des angeblichen Antisemitismus, wenn er sich der Logik 'israelsolidarischer Kräfte' entzieht: 'Wir sind Juden, wir dürfen das' (mir gegenüber im Internet wörtlich hinsichtlich der Bomben auf palästinensische Schulen geäußert), also ein Sonderrecht für Bomben auf Ghettos, Phosphor auf Schulen, Ausschluss internationaler Presse, dann die Massaker. So war es und nun kommt auch das Verbrennen von Moscheen hinzu, das von Siedlern durchgeführt wird, Stichwort: Pogrom. Kommentar unerwünscht, Diskussion auch nicht. Und niemand traut sich, etwas zu sagen, die Taz und einige Randmedien einmal ausgenommen! Es war ja auch 1938 so, dass man damals nichts sagen durfte (was man jetzt wohl noch sagen darf?), aber auch damals mit etwas Mut hätte sagen können, ohne abgeführt zu werden. Widerstand ist keine Sache, die sich durch Jahrhundertverbrechen, bei denen der Widerstand fehlte!, erledigt hat. Sanktionen gegen israelischen Rassismus, Boykott gegen ein Regime der Apartheid? Die Antwort lautet: 'Wir sind antifaschistische Deutsche, wir dürfen das'.

  • D
    Denna

    Ein aufrechter Artikel!

     

    Viel Erfolg weiterhin

     

    MfG

     

    Einer ihrer neuen Leser

     

    DK

  • S
    stein

    palästinenser machen keine Fehler?

  • MP
    Margit Pernstich

    Ich stimme dem Inhalt dieses Artikels völlig zu, teile aber leider nicht den Optimismus des Autors.

    Es gibt einige Initiativen weltweit, die die Dinge beim Namen nennen und versuchen, Lösungen für das Problem zu finden. Das sind meist Personen oder Institutionen, die für ihren Einsatz Respekt und Bewunderung verdienen, die aber über keinerlei politischen Einfluss verfügen und damit in Wirklichkeit keine entscheidenden Veränderungen bewirken können. Ich sehe jedenfalls leider keine kurzfristige Lösungsmöglichkeit.