Die Freiheit, die wir meinen. Caput II
Nun, wir haben hier einerseits Herrn Buschmann, der die umfassende Liberalität der FDP aus einer
gewissen Vereinzelung heraus als Tatbestand behauptet, und Herrn Monnerjahn, der eben dies zuvor
ablehnte. Man muss etwas tiefer in beide Darstellungen hineinblicken, um zu merken, das beide von
unterschiedlichen Dingen sprechen. Während Herr Monnerjahn maßgeblich auf die Art und Weise
eingeht, wie sich die FDP-Politiken und Politiker, aus der Makro- oder Außenperspektive gesehen,
zur Thematik einer umfassenden und primären Politik der Freiheit verhält (nämlich in vielen
Punkten unverträglich);
meint Herr Buschmann, dieses Reflexionsdefizit der FDP ausgleichen zu können, indem er sich auf
J. S. Mill bezieht und sich auf das Thema der Bildungspolitik verrennt. Doch schlagen wir Herrn
Buschman mit seinen eigenen Waffen.
Mill´s weitere Ausführungen über die Grenze zwischen der Sphäre des Individuellen, als der Sphäre
die vor staatlichen Eingriffen geschützt werden muss, und der Sphäre welche vom Staat
durchdrungen, beeinflusst, reglemtiert etc. werden darf, sind maßgeblich zwei Unterscheidungen
verhaftet:
1. Rechtmäßiges vs. Unrechtmäßiges Handeln auf Kosten anderer. (Vgl. „On Liberty“ nach der
Meiner Ausgabe 2009, S. 79)
2. Unmittelbare vs. vermittelte (negative) Folgen des eigenen Handels für andere. (Vgl. S.
110ff, v.a. S: 116-117)
Lieber Herr Buschmann, wenn Sie diese Millschen Unterscheidungen, die für ihn die einzigen
wären, die aus der Freiheitsproblematik eine gelebte, gefühlte und nicht bloß gedachte Freiheit (für
alle) hervorbringt, der FDP Politik als schon vorhandenes und gelebtes Fundament unterstellen
wollen, so denke ich, dass Sie entweder Mill nicht verstanden haben, oder ihre Partei nicht
verstanden haben. Welcher Teil unserer Gesellschaft hat denn die Chance, sich gegenüber dem was
Wirtschaft und Banken (die ihre Partei immerzu fern von Staatseingriffen wissen wollen)
hervorbringen, vermittelt zu verhalten? Nicht sehr viele, das ist allein über Bildungspolitik nicht
änderbar. Dazu müsste man auch andere Variablen verändern; z.B. eben das von Herr Monnerjahn
genannte Grundeinkommen: wenn die Menschen nicht mehr abhängig wären von Lohnarbeit,
Arbeitssituation etc., dann hätten diejenigen, die jetzt noch von ihr abhängig sind, ein vermitteltes
Verhältnis zu derselben: Sie kämen auch ohne Lohnarbeit aus. Das Prinzip der Leistungsbereitschaft
und der Eigenverantwortung ist davon nicht direkt berührt, da a) Anreizsysteme zu Mehrleistungen
möglich sind und b) bei einem von ihnen vorausgesetztem positiven Menschenbild schlichtweg
nicht einmal nötig wären.
Ich fasse also zusammen:
Die Kritik Herr Monnerjahns und auch vieler anderer an der FDP in Bezug auf das Freiheitsthema,
ist einfach die, dass für die FDP die Freiheit des Kapitals, der Märkte und der Eliten oft über dem zu
stehen scheint, was John Stuart Mill vorgeschwebt haben muss; und was anderen, noch lebenden
Menschen aus finanziellen und anderen Nöten, oder einfach nur aus Verbundenheit zur Idee der
Freiheit, immer noch vorschwebt. Ihre Formeln, werden nie dahin führen...zu der Freiheit, die wir
meinen.
Gruß,
Wolf Kettering, Frickenhausen.
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