Debatte Bildungsstreik 2010: Nur mit den Hochschulbeschäftigten!
Nach dem Bildungsstreik ist vor dem Bildungsstreik. Und die Studierenden können Erfolg haben, wenn sie den Schulterschluss mit den Hochschulbeschäftigten suchen.
D as Studentenleben der Generation Bologna ist nicht mehr lustig: Die Bachelor-Studis sammeln von früh bis spät „creditpoints“, werden vom „workload“ erdrückt und sollen schon nach sechs Semestern „employable“ sein. Für anderes bleibt keine Zeit mehr, schon gar nicht für stundenlanges Debattieren in Vollversammlungen oder gar für eine Demo durch die Altstadt.
Mit diesem Klischee hat der Bildungsstreik 2009 in zweierlei Hinsicht aufgeräumt: Auch heute wehren sich Studierende, wenn sie ihre Interessen verletzt sehen. Und: Damit haben sie der Politik erste Zugeständnisse abgetrotz. Ohne die Bildungsproteste hätte Bundesbildungsministerin Schavan nicht zum Bologna-Gipfel am 17. Mai eingeladen.
Beim Bologna-Gipfel im Mai und beim Bildungsgipfel am 10. Juni müssen Bund und Länder Farbe bekennen, wie aufrichtig ihr Verständnis mit den Bildungsprotesten ist. Den Kurswechsel im Bologna-Prozess und mehr Geld für die Bildung wird es nur geben, wenn die Protestbewegung jetzt nachlegt – nach dem Bildungsstreik ist vor dem Bildungsstreik.
Andreas Keller, Jahrgang 1965, ist Vorstandsmitglied in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und leitet dort den Bereich Hochschule und Forschung.
Die Studierenden können Erfolg haben, wenn sie den Schulterschluss mit den Hochschulbeschäftigten suchen. Auch HochschullehrerInnen und MitarbeiterInnen leiden unter Überlast und Unterfinanzierung - und am Ende die Qualität ihrer Arbeit in Forschung und Lehre, Beratung und Betreuung. Wir brauchen daher ein Bündnis der Lehrenden und Lernenden. Gute Bildung und gute Arbeit sind zwei Seiten einer Medaille – das sollte eine zentrale Losung der nächsten Bildungsproteste werden.
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