■ Daumenkino: Speed 2
Ein Auto ist schnell, ein Formel-1-Rennwagen ist noch viel schneller. Ein Zug, wehe, wenn er losgelassen, kann rasen wie der Teufel, und ein Flugzeug erst – holla! Wie ein Pfeil, sagt man nicht so? Schwieriger gestaltet sich die Sache mit einem Dampfer, einem Kreuzfahrtschiff zumal. Auch so ein dickes Ding kann ziemlich schnell werden, nur sieht es eben auch bei voller Fahrt immer aus wie ein dickes Ding. Dort wollen Annie (Sandra Bullock) und Alex (Jason Patric) einen verliebten Urlaub anstreben und Ernsteres: Alex wartet auf den hinreichend romantischen Augenblick für seinen Heiratsantrag. Doch da naht das Böse, unerquicklich lacht es mit kriminell unregelmäßigen Zähnen, aus Falten und großen Basedow- Augen. Außer Willem Dafoe hat in Hollywood niemand solche Zähne, höchstens ein Psychopath. Als John Geiger ist er der böse Wolf, der den Luxusdampfer fressen will, weil derselbe zu einem Unternehmen gehört, das Geiger ausschloß aus der Welt der Werktätigen (Ossis, aufgemerkt!). Geiger ist verrückt; der Zuschauer merkt es an den Zähnen und daran, daß der Mann sich zu italienischer Opernmusik Blutegel anlegt. Mr. Geigers Bad könnte gut und gern eine Apotheke vorstellen, so voller Verrückten-Pillenfläschchen ist es, und in Geigers Golfschläger steckt ein Bombenbastelsatz. Alles klar?
Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön... Jan De Bonts „Speed“-Fortsetzung schippert unter mäßigem Wind gerade mal so dahin, mal auf ein Felsenriff, mal auf einen Öltanker, mal auf ein lauschiges karibisches Städtchen zu. Immerhin erfreut „Speed 2“ mit einer Sandra Bullock, die selbst in high heels und mit Kettensäge praktisch, quadratisch und gut ist wie eh und je, beherzt und auch ein bißchen daneben. Als Annie bringt sie anfangs nicht nur Mut zu ein wenig Häßlichkeit auf, sondern traditionell auch eine gewisse verkehrsregeltechnische Unabhängigkeit. Unerwartet fotogen in der Rolle des Retters mit und ohne Hemd kommt Jason Patric daher. Und doch lassen Humor, türkisblaue See und gut durchwachsene gebräunte Männerbrüste nicht vergessen, was man von einem Actionfilm eigentlich erwarten darf: Tempo und Spannung. Doch das Bordorchester spielt immer nur andante. AW
„Speed 2“ (De Bont)
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