Datenschutz für Holocaust-Opfer: Allianz sammelt Daten
■ Anwalt erhebt schwere Vorwürfe
Der Münchner Rechtsanwalt Michael Witti hat die Allianz-Versicherung beschuldigt, bei Länderbehörden datengeschützte Angaben über Holocaustopfer angefordert zu haben, die gegen die Allianz auf Entschädigung klagen. In Hessen und Nordrhein-Westfalen seien von den Länderentschädigungsbehördenohne Vollmacht auch Unterlagen aus Akten herausgegeben worden, sagte Witti gestern in Bremerhaven. Der Anwalt vertritt zusammen mit dem US-Anwalt Edward Fagan rund 25.000 Holocaustopfer in Ansprüchen gegen 16 europäische Versicherungen und Schweizer Banken.
Ihm sei bekannt, daß die Allianz Informationen über mindestens 600 Personen angefordert habe, betonte Witti. In den Unterlagen der Opfer befinden sich nach seinen Worten Nachweise über Gesundheitsschäden, Vermögensschäden und ihre Holocaust-Vergangenheit. Bei einer Anfrage an die hessische Entschädigungsbehörde habe „die Allianz auch gelogen“.
„Unterlagen aus den Akten der Opfer haben jetzt nichts bei den beklagten Versicherungen zu suchen“, sagte Witti weiter. Deshalb forderte er von den Ländern, keine Daten an Versicherungen herauszugeben. Außerdem verlangte er alle Namen, mit denen Versicherungen an die Entschädigungsbehörden herangetreten sind. Die nächsten Schritte wären die formelle Forderung der Namen auf dem Rechtsweg sowie Schadensersatzforderungen gegen die Länderregierungen, die Unterlagen herausgegeben hätten. Außerdem müsse versucht werden, über die Datenschutzbeauftragten eine Art Untersuchungsausschuß zu erzwingen. „50 Jahre nach Holocaust sollte den Opfern Gerechtigkeit zukommen. Und es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, daß Allianz und Regierung wie in den 30er und 40er Jahren zusammenarbeiten“, sagte Witti. dpa
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