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Archiv-Artikel

Das wird hier in 2004 geschehen

Die Region steht vor einem weiteren Jahr im Strukturwandel. Und da das Land sich seine Tarot-Karten nicht selber legen kann, hat die taz dem Landesschicksal ein wenig in die Karten geguckt. Die vorhersehbaren Ereignisse in 2004

Von KOK

Ruhr taz ■ Nicht einfach wird der Start ins neue Jahr für den Schlagerfuzzi Jürgen Drews. Er muss sich schon am 7. Januar von Mallorca nach Bielefeld aufmachen. Dort soll er sich vor Gericht gegen die Vorwürfe verteidigen, er habe einen Liedtext gesungen, den sich eine Hausfrau ausgedacht hat.

Da hat es das Düsseldorfer Landgericht zwei Wochen später mit handfesteren Vorwürfen zu tun: Ab 21. Januar streitet sich dort die Staatsanwaltschaft mit den Verteidigern der ehemaligen Mannesmann-Managern und auch Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann darf sich als ehemaliger Aufsichtsrat des Telekommunikationsunternehmens für die hohen Abfindungen rechtfertigen. Während der Übernahme durch die britische Mobilfunkfirma Vodafone wurden 111 Millionen Mark an beteiligte Personen ausgezahlt.

Freunde des französischen Elektrosounds sollten sich Ostwestfalen und den 21. Februar vormerken. Dann spielen im Bielefelder Ringlokschuppen die Mucker Nicholas Godin und Jean-Benoit Dunckel der Band AIR.

Am 29. Februar haben in Deutschland 55.000 Menschen Geburtstag. Im nächsten Jahr werden sie am 1. März oder am 28. Februar feiern müssen. Genauso die Blutempfänger des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Zum 52. Mal jährt sich die erste Blutspendeaktion des DRK, Anlass gab das Grubenunglück auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen. Am 18. Mai wird es in Nordrhein-Westfalen Jubel und Trauer geben, denn das Olympische Kommitee wird an diesem Tag, verkünden, ob Leipzig offizielle Kandidatenstadt für die olympischen Spiele 2012 wird. Im Land mit der höchsten Sportplatzdichte werden sich dann entweder die „Siehste-Sager“ oder die stillen Sportfreunde freuen. Wenn Leipzig untergeht, freuen sich die, die es sowieso schon immer besser konnten. Dann sollen die aber bitte auch endlich das „So bunt wie die Welt“-Plakat abhängen, das Olaf Thon vor Jahresfrist auf der Zeche Auguste Viktoria in 1000 Metern Tiefe in den Schacht hing.

Am 26. Mai findet in der Arena auf Schalke das Champions-League-Finale statt.

Am 6. Juni haben Sie wieder einmal die Wahl. Welche Hinterbänkler der renommierten Parteien sich in welcher Zahl im Europäischen Parlament wiederfinden, entscheiden Sie. Beziehungsweise nicht Sie, sondern Sie da in der zweiten Reihe. Denn 1999 gingen bundesweit gerade einmal 45 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne.

10. Juli, Bocholt, Münsterland. Jetzt aber erstmal zurücklehnen. Da hätte es der kleine Ort doch einmal fast geschafft, in der Kategorie „Woodstock“ der Nabel Deutschlands zu sein, und dann macht der einstige Nabel Bonn einfach wieder alles kaputt. Die Mitarbeiter der Marketingabteilung hatten den Auftritt von Carlos Santana auf dem Bocholter Open Air zum einzigen in Deutschland erklärt und jetzt machen die piefigen Rheinländer den Westfalen einen Strich durch die Vorankündigung: Am 6. Juli spielt der Eso-Rocker einfach mal in Bonn.

Am 26. September dieses Jahres sind endlich wieder Kommunalwahlen. Seit fünf Jahren hat die SPD mal wieder Zeit zur Revanche. Die Ergebnisse in den Städten des Ruhrgebiets gilt als wichtiger Test für die im nächsten Jahr folgenden Landtagswahlen. Ob die Grünen an ihrem sozialdemokratischen Partner im Landtag festhalten, hängt auch vom Abschneiden der SPD in den Städten ab. 1999 konnten die Sozialdemokraten ihre Wähler nicht motivieren. Die Wahlbeteiligung vor fünf Jahren lag nur bei 55 Prozent. KOK