Das war: Bio-Hühner ohne Federn
Es ist ein elendes Leben, von dem die heimlichen Aufnahmen der Tierschützer*innen zeugen. Braun gefiederte Hühner mit offenen Wunden. Von ihren Artgenossen wurden ihnen großflächig die Federn ausgepickt. Die Flügelknochen liegen frei. Tote Tiere liegen zwischen den lebenden. Manchen ist anzusehen, dass sie nicht vor Kurzem gestorben sind.
Der Tierrechtsverein Deutsches Tierschutzbüro hat vergangene Woche Strafanzeige gegen einen niedersächsischen Bio-Hühnerbetrieb in Bad Iburg im Landkreis Osnabrück gestellt. Die Aufnahmen zeigen etwa 13.000 Legehennen, die übereinandergestapelt in offenen Gitterkäfigen hausen.
Sie seien Ende August bis Anfang September entstanden. Versteckte Kameras nahmen zudem über mehrere Tage hinweg auf, wie tote Hühner nicht ordnungsgemäß entsorgt wurden. Der Tierrechtsverein wirft dem Betrieb Tierquälerei vor.
„Die Haltung erinnert mehr an einen Käfig- als an einen Biobetrieb“, sagt Jan Peifer vom Deutschen Tierschutzbüro. Auf den Bildern ist zudem zu sehen, dass sich eine Henne komplett in einer langen Schnur verheddert hat. Die Aktivist*innen befreiten das Tier.
Die Eier wurden bei Edeka und Marktkauf verkauft. Edeka teilte laut Tierschutzbüro nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit, dass die Eier aus dem Sortiment genommen wurden.
Die zuständigen Kontrolleure sehen jedoch kein Fehlverhalten in dem Betrieb: Laut dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) und der Öko-Kontrollstelle liegen „keine Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen das gültige Öko-Recht vor“.
Am Dienstag folgte eine unangekündigte Kontrolle des Laves gemeinsam mit dem für Tierschutzüberwachung zuständigen Landkreis Osnabrück. „Diese Kontrolle des Betriebes hat dem Bericht des Landkreises zufolge ergeben, dass eine Krankenbucht vorhanden war, jedoch den acht dort untergebrachten Legehennen ein Nest fehlte“, sagt Natascha Manski, Sprecherin des Agrarministeriums.
Der Sprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff meint, dass bei einer so großen Zahl an Hühnern gezielt die kranken gefilmt worden seien. „Nicht jedes Huhn“ könne „gefönt und gewaschen werden“. Die 74 Wochen alten Hennen hätten alle gut ausgesehen.
Die Kontrollbehörden wiesen den Betrieb nun an, tote Tiere unverzüglich in einer gekühlten Tonne zu entsorgen. Das Video zeigt nur einen offenen Eimer, in den ein Mitarbeiter die Hühner warf.
Für Peifer ändert die Vorgabe nichts: „Das einzige Mittel, was den Tieren wirklich hilft, ist die vegane Lebensweise.“ Katharina Gebauer
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