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Das warAlnaturas Taktikgeht auf

Klar habe Alnatura vor dem Bundesarbeitsgericht am vergangenen Mittwoch eine Niederlage erlitten, sagt Sandra Schmidt von der Gewerkschaft Ver.di in Bremen. Ein Grund zum Jubeln sei das dennoch nicht. Denn der Fall wurde lediglich an das Bremer Arbeitsgericht zurückverweisen – ein Betriebsrat für die Alnatura-Filiale in der Bremer Faulenstraße ist nach wie vor nicht in Sicht.

Dabei sollte der schon 2015 gewählt werden. Aber die Bio-Supermarkt-Kette verhindert seither die Wahl. Einen Wahlvorstand musste 2016 schließlich das Arbeitsgericht berufen. „Seitdem hat Alnatura aber immer wieder Beschwerde dagegen eingelegt“, sagt die ehemalige Alnatura-Angestellte Kai Wargalla, die damals im Wahlvorstand saß. „Als sie das nicht mehr durften, legten sie dagegen Nichtzulassungsbeschwerde vor dem Bundesarbeitsgericht ein.“

Die wies das Gericht nun zwar zurück, aber: „Weil drei der Beteiligten nicht mehr in der Filiale arbeiten, wurde der Fall nach Bremen zurückverwiesen“, sagt Schmidt. Alnatura, räumt sie ein, hätte aber nicht locker gelassen, wenn das Verfahren am Mittwoch mit der Bestätigung des Wahlvorstands beendet worden wäre: „Die haben für diesen Fall mit einer Verfassungsklage gedroht.“

„Union Busting“ nennt das Kai Wargalla, also das vorsätzliche Behindern von Gewerkschaften und Betriebsräten sowie deren Gründung. Und ein Ende ist auch ohne Verfassungsklage nicht in Sicht: „Ich rechne damit, dass es sechs Monate dauern wird, bis wir einen Termin vor dem Bremer Arbeitsgericht bekommen“, sagt Schmidt.

Alnatura hat die Zahl der Angestellten in der Bremer Filiale seit 2016 auf höchstens 20 Mitarbeiter*innen gedrosselt: Bei fünf bis 20 wahlberechtigten Arbeitnehmer*innen besteht ein Betriebsrat aus einer Person. Die Stellenreduzierung hatte Alnatura seinerzeit betriebswirtschaftlich begründet. „Interessanterweise haben dort zwischenzeitlich aber Leiharbeiter*innen gearbeitet – die also nicht wahlberechtigt wären“, sagt Wargalla.

Alnaturas Verzögerungstaktik hat Erfolg: „Die Leute, die noch in der Faulenstraße arbeiten, haben mittlerweile keine Lust mehr auf diese Auseinandersetzungen“, sagt Wargalla. Schmidts Prognosen sind auch eher verhalten: „Wir werden jetzt im Betrieb schauen, wie wir den Beschluss des Bundesarbeitsgerichts für uns nutzen können, aber wenn da nur noch zwei Angestellte sind, die sich für einen Betriebsrat einsetzen wollen, bringt’s das natürlich nicht.“

Von den bundesweit 113 Alnatura-Filialen verfügt lediglich eine einzige Filiale über einen Betriebsrat. Käme ein zweiter hinzu, könnte ein Gesamtbetriebsrat eingerichtet werden. Alnatura hat aber viel dafür getan, dass das so schnell wohl nicht geschehen wird. Simone Schnase

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