Das war die Woche in Berlin II: Geselliges Treffen gegen den Hass
Bei der dreitägigen Re:publica in der Station Berlin am Gleisdreieck ging es schwerpunktmäßig um den Hass im Netz.
Es ist nicht ganz so einfach mit dem analogen Networking. Schon am Dienstagmorgen, dem zweiten Tag der Internetkonferenz Re:publica, sind die bunten Halsbändchen aus, an die die Namensschilder geheftet werden sollen. „Lass dir was Kreatives einfallen“, rät die Frau am Einlass. Doch erst mal verschwindet das Schild in der Tasche. Und bleibt dort.
So richtig wichtig sind die Namensschilder letztlich auch nicht auf der dreitägigen Re:publica in der Station Berlin am Gleisdreieck. Vor zehn Jahren als Treffen von Bloggern gegründet, ist sie inzwischen zu einer Gesellschaftskonferenz mit Schwerpunkt auf digitalen Welten geworden, unterstützt von Wirtschaftsriesen wie IBM und Daimler, besucht von 9.000 Menschen, vom Bundesinnenminister und der Bundesarbeitsministerin. Trotzdem wirkt sie bisweilen wie ein Klassentreffen der deutschen Start-up-, Netzaktivisten- und Medienszene der frühen Zehnerjahre. Man kennt sich, trifft sich hier seit Jahren immer wieder, man plaudert – und verpasst darüber den vorgemerkten Vortrag oder die Diskussion.
Live gestreamt
Auch das ist nicht richtig schlimm: 1.000 RednerInnen sind laut den Veranstaltern dieses Jahr aufgetreten, die wichtigsten Debatten werden live gestreamt und können auch noch nachträglich angeschaut werden. Und über den hier immer noch fast kultisch verehrten Kurznachrichtendienst Twitter kriegt man letztlich meist eine Mitteilung, dass bei dem Vortrag inhaltlich doch nicht so viel wie erwartet rübergekommen ist. „Es braucht halt ein paar Rolling Stones auf der Re:publica“, sagt dazu ein langjähriger Besucher – also ein paar Namen, die ziehen. Aber wie bei den Stones auch weiß man ja, was die spielen werden und dass sie früher mal fitter waren.
Schwerpunktthema ist diesmal der weit verbreitete Hass im Internet und wie dem zu begegnen sei. Die Appelle, diesem Hass nicht mit Hass zu begegnen, sind zahlreich. Dazu kommt die Einsicht, dass ein Shitstorm schnell ausgelöst ist, aber inzwischen auch recht fix wieder abebbt.
Telefoniert hat übrigens niemand auf diesem Treffen, obwohl jede und jede das Handy stets in Reichweite hatte: Die Netze waren so ausgelastet mit Datenübertragen, dass schlicht keine Verbindung zustande kommen konnte.
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