Das war auch: Museum gerettet
Günter Zint, Fotograf und Museumsgründer
Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren für das Sankt-Pauli-Museum turbulent: Erst gab der Trägerverein, der das Museum über die Geschichte des Stadtteils betreibt, bekannt, dass er wegen einer weiteren Mieterhöhung seine Türen in der Davidstraße werde schließen müssen. Dann folgten Gespräche im Hintergrund und am Tag vor Silvester wurde eine vorläufige Lösung verkündet: Die Koalition von SPD, CDU und FPD im Bezirk Hamburg Mitte hilft mit 20.000 Euro aus, damit ist für das Museum zumindest ein weiteres Jahr gesichert.
Vorangegangen war ein Brief des Vermieters kurz vor Weihnachten – künftig soll der Verein 6.300 Euro Miete zahlen. „Wir haben uns zusammengesetzt, durchgerechnet und erkannt, dass wir diese Miete nicht mehr tragen können“, sagt Julia Staron, Vorständin des Vereins. Zwar besuchen jedes Jahr rund 100.000 Menschen das Museum und durch den Eintritt, der mit fünf Euro vergleichsweise gering ist, sowie durch Spenden und Kooperationen kommt zwar Geld in die Museumskasse rein, städtisches Geld gibt es aber nicht. „Die Umsätze sind zwar stabil, aber unterm Strich reicht es für ein privat bewirtschaftetes Museum nicht“, sagt Staron.
Die 20.000 Euro sollen nur genutzt werden, um den Museumsbetrieb am Laufen zu halten, während man sich nach einem neuen Standort umschaut. „Wir wollen langfristig keine staatlichen Mittel für den Betrieb eines privaten Museums missbrauchen“, sagt Staron. Vor allem dann nicht, „wenn damit die hohen Mietpreise eines Vermieters unterstützt werden“.
Der Erhalt des Stadtteilmuseums ist auch wichtig, um ein Lebenswerk zu erhalten. Günter Zint, Fotograf und Chronist von St. Pauli, hat nicht nur seine Bilder zur Verfügung gestellt, sondern auch das Museum gegründet. 1989 öffnete das Museum, damals noch an anderer Stelle auf dem Kiez. „St. Pauli ohne das Museum kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Zint heute.
Und so geht nun die Suche nach einem neuen Standort los. Bezirk und Kulturbehörde haben bereits angekündigt zu helfen. Das könnte durchaus schwierig werden. Der aktuelle Vermieter hatte die Miete auf „ortsübliche“ Preise erhöht, andernorts auf dem Kiez sieht es also nicht rosiger aus. Ein Museum, das sich ohne städtische Zuschüsse erhalten will, hat es nicht leicht – eine Entwicklung, die stellvertretend für Mieter*innen im gesamten Viertel ist. André Zuschlag
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