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Das kommtWirtschaft geht vor

Mit einer Wirtschaftsdelegation aus fast 50 Unternehmensvertretern besucht Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) von Samstag bis Dienstag Katar. Einziger Zweck der Tour: Die ohnehin engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Bundesland und dem Emirat am Golf sollen ausgebaut werden.

Katar gehört wegen seiner Rohstoffvorkommen zu den reichsten Ländern der Welt. Von der Sperrung des Luft-, Land- und Seeraums im Juni 2017 durch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten (mit Ausnahme des Suez-Kanals) hat sich der Staat erholt.

Gleichzeitig hält Katar an den Bemühungen zur wirtschaftlichen Diversifizierung und Industrialisierung und den Investitionen in die Infrastruktur fest – gerade mit Blick auf die Fußball-WM 2022. Der Konflikt mit den Nachbarstaaten hat die Regierung in Doha zudem bewogen, durch Investitionen in Eigenproduktionen, insbesondere im Lebensmittelbereich, unabhängiger zu werden.

Schließlich expandiert auch der katarische Tourismus stark und hat Bedarf an Waren und Dienstleistungen. Katars Seehafen soll ausgebaut und die Logistik verbessert werden, um das Land krisensicher gegenüber den Nachbarn zu machen.

Der katarische Außenminister und Chef des Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA), Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, kündigte kürzlich im Handelsblatt an, dass QIA weitere zehn Milliarden Euro in Deutschland investieren will. Ziel sei es, in fünf Jahren mit 35 Milliarden Euro der größte arabische Investor in der Bundesrepublik zu sein. Interessant sei vor allem der deutsche Mittelstand.

Es gebe Ansatzpunkte für aussichtsreiche Geschäfte, freut sich die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen, die den Trip mit der Staatskanzlei veranstaltet. Der Landesregierung liegt ein gedeihliches Verhältnis auch am Herzen, weil Katar rund 17 Prozent der Aktien von Volkswagen hält.

Angesichts solcher Aussichten bleibt die Kritik in Niedersachsen an Weils Reise in den vor allem wegen Menschenrechtsverletzungen und Terrorunterstützung angeprangerten Golfstaat leise. Im Landtag hat ausgerechnet die AfD-Fraktionsvorsitzende Dana Guth die Tour bemängelt, wegen der Missachtung von Frauenrechten und der Todesstrafe in Katar.

Derlei Einwände hat Weil wie üblich abgefedert. Fragen von Menschenrechten, Umweltschutz und auch Antisemitismus seien regelmäßig Themen während Delegationsreisen ins Ausland, ließ die Staatskanzlei in Hannover verlauten. So habe es der Ministerpräsident auch bei einer Reise 2016 in den Iran gehalten, als er dort für eine Anerkennung des Staates Israel geworben und eine Diskussion mit den Gastgebern ausgelöst habe. Reimar Paul

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