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Archiv-Artikel

Das größte Museum der Welt

Der Weg zu einem virtuellen Museum. Entdecken Sie die islamische Kunst mit dem Museum ohne Grenzen (MOG). Das ehrgeizige Projekt der Museenvernetzung will auch touristische und kulturelle Perspektiven vor Ort erschließen

VON EDITH KRESTA

Nehmen wir an, Sie stehen im Berliner Pergamonmuseum vor der Fassade von al-Mushatta und wollen gerne wissen, wo diese einst wirklich stand und wie sie dort wirkte. Dann gehen sie einfach zum Computerterminal und lassen sich den Ursprungsort in der jordanischen Wüste zeigen. Von dort kann der Besucher den Pfaden der Umayyaden-Expansion bis zur Iberischen Halbinsel folgen. Das Pergamonmuseum wird mit dem Projekt „Discover Islamic Art“ im Rahmen des Projekts „Museum ohne Grenzen“ (MOG) mit anderen teilnehmenden Museen beispielsweise aus Syrien, Tunesien, der Türkei und einigen europäischen Ländern verbunden sein. Besucher jedes der teilnehmenden Museen können dann nicht nur die ausgestellten Stücke vor Ort betrachten, sondern über ein Computerterminal auch die islamischen Sammlungen aller anderen Museen einsehen.

Anstatt Kunstwerke mit großem Aufwand zu transportieren, wird der Besucher unter Anleitung eines Ausstellungskatalogs dazu bewegt, die Geschichte eines ausgestellten Objekts vor Ort über das Terminal weiter zu verfolgen. Darüber hinaus können die Ausstellungsstücke mit Monumenten und archäologischen Stätten verbunden werden. Es werden verschiedene Reiserouten angezeigt, die Reisen zu islamischen Kunstwerken und ihre Geschichte darstellen. Dazu gibt es entsprechende Reisebücher etwa zu Jordanien, Tunesien oder Marokko. Diese Bücher beschreiben Reiserouten zur islamischen Kunst in den jeweiligen Länder.

Ein Projekt mit Synergieeffekt, so hoffen es auf jeden Fall die Initiatoren. Es will nicht nur einen umfassenden Überblick über islamische Kunst des Mittelmeerraums geben, sondern auch neue touristische und kulturelle Perspektiven vor Ort erschließen. Die Ausstellungsrouten sollen beispielsweise den Individualtourismus in Ländern wie Tunesien, Syrien oder Jordanien entwickeln. Die Kataloge oder Routenführer dazu werden von ortsansässigen Wissenschaftlern geschrieben. So sollen Monumente und archäologische Stätten entwickelt werden, die vom bisherigen Tourismus ausgeschlossen waren. Längerfristig soll dies auch zum Erhalt und zur Restaurierung kultureller Stätten beitragen.

Bis 2007 wird das Projekt „Discover Islamic Art“ mit dem Museum ohne Grenzen verwirklicht werden. Mit finanzieller Hilfe der EU und dem Euromed-Heritage-Programm sollen Türen zu Ausstellungsorten in ganz Europa und dem südlichen Mittelmeerraum geöffnet werden.

Der Zyklus islamische Kunst im Mittelmeerraum umfasst über 1.500 Monumente und archäologische Stätten von der Zeit der Umayyaden bis zum Osmanischen Reich in Ägypten, Algerien, Italien, Jordanien, Marokko, Palästina, Portugal, Spanien, Syrien, Tunesien und der Türkei. Ein illustriertes Buch mit CD-ROM wird in mehreren Sprachen inklusive einer vollständigen arabischen Version herausgebracht. Das virtuelle Museum „Discover Islamic Art“ wird unter www.museumwnf.org erreichbar sein.