: Das gesprochene Wort ist meine Party
Das Hörspiel hat Konjunktur, auch wenn es gerade im Radio der teuerste Programmteil ist: Die Akademie der Künste und die Hörspielredaktionen von ARD und DeutschlandRadio veranstalten dieser Tage die 15. Woche des Hörspiels
Das Hörspiel scheint wieder Hochkonjunktur zu haben. Die Verlage entdecken einen neuen Markt, im Berliner Planetarium gibt es seit Jahren „Hörspiele unterm Sternenhimmel“, die Bundesbahn plant Hörspielunterhaltung auf Reisen, und auch in Szeneclubs wird neuerdings gern mal einem Hörspiel gelauscht. Die Akademie der Künste und die Hörspielredaktionen von ARD und DeutschlandRadio veranstalten dieser Tage die 15. Woche des Hörspiels, die die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem Medium sowie die Kommunikation zwischen Produzenten, Regisseuren, Autoren und Publikum befördern soll.
Vor allem aber sind Debatten um die Zukunft des Genres zu erwarten, ist Hörspiel doch der teuerste Radioprogrammteil, der weit weniger Zuhörer findet als gängige Formate. „Da kommt man leicht auf die Idee, den Etat kürzen“, gibt WDR-Hörspielkoordinator Wolfgang Schiffer zu bedenken. Schon hätten kleinere Anstalten die Produktion von Hörspielen fast gänzlich eingestellt, dafür produzieren größere Sender mehr.
Aus rund 700 Hörspielproduktionen des Jahres werden zehn herausragende Hörspiele öffentlich im Wettbewerb zu Gehör gebracht und mit den Machern diskutiert. Am Ende verleiht die Publikumsjury den Hörspielpreis der Akademie der Künste. Radio Bremen schickt das halbstündige Hörstück „Das Geheul“ nach Allen Ginsbergs Gedicht „Howl“ ins Rennen, das mit einiger Verspätung auch die 68er-Generation in Deutschland erreichte. Düster und heiter zugleich dürfte es in „Reise, Toter“ von Durs Grünbein und Ulrike Haage zugehen. Der Lyriker und die Musikerin der Rainbirds erzählen in Miniaturdramen von schrecklichen wie komischen Todesfällen. Andere Hörspiele gehen auf Vorlagen von Sibylle Berg, Margaret Edson oder John von Düffel zurück.
Im Rahmen des alternativen „Plopp!“-Wettbewerbes serviert die Hörspielwoche binnen eines dreistündigen Programms einen Querschnitt aus über hundert eingesandten unabhängigen Produktionen. Die für den mit 3.000 Mark dotierten „Plopp!-Award“ ausgewählten Hörspiele – alles Uraufführungen – kommen aus Marburg, München, Köln, Berlin, Freiburg und Gießen. Wie in jedem Jahr gibt es auch den Kinderhörspieltag mit alten und neuen Produktionen, und neben Märchen sind Dokumentarhörspiele gefragt. „Die Geschichten gehen uns nicht aus“, sagt Matthias Wegener, Chef der WDR-Kinderhörspielredaktion, „das Geld hoffentlich auch nicht.“
Deshalb kooperieren die ARD-Sender immer öfter. Und stellen doch die eigentliche Sensation der Hörspielwoche auf die Beine: Mit „Last Minute“ geht ein Kinderhörspiel zugleich live über die Bühne und den Äther – die Geschichte einer Familie, die Hals über Kopf nach Berlin verreist. Vielleicht zur Hörspielwoche? ANDREAS HERGETH
15. Woche des Hörspiels, Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten. Programm und Termine: 39 07 61 62. www.hoerspielwoche.de
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