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Archiv-Artikel

Das ganze Spektrum der Weltmusik

Das Welthaus Bielefeld feiert sein 25-jähriges Bestehen mit einem Umzug von 1.500 bunten Vögeln in der Innenstadt. Am Wochenende startet in Ostwestfalen-Lippe das interkulturelle Weltnacht Festival. Seit über zehn Jahren ist es ein Identität stiftendes Kulturprojekt für die ganze Region

VON YVONNE THYEN

Einmal im Jahr wird Bielefeld in ein glitzerndes Meer der Farben und Formen getaucht. Beim Carnival der Kulturen beleben 1.500 Akteure unter dem Motto „People Need People“ multikulturell die Innenstadt, formieren eine Parade der Masken, Kostüme, fantastische Installationen aus Tanz, Theater und Musik. Der Umzug ist Teil des Weltnacht Festivals in Ostwestfalen-Lippe, veranstaltet vom Welthaus Bielefeld. Das soziokulturelle Zentrum, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert, kümmert sich ansonsten NRW-weit um Bildungs- und Kulturarbeit, entwickelt verschiedene Projekte in Lateinamerika und Afrika.

Seit zwölf Jahren gibt es das Kultur-Festival. Lyrische Lieder aus Zentralasien, klassischer Gesang aus Indien, Flamenco, Fado und viel Salsa stehen auf dem Programm, durch die 16 vertretenen Länder ist das musikalische Angebot ausgesprochen vielseitig. Ein Höhepunkte ist das Afro Open-Air in Detmold. Unter den zehn Bands ist auch Schlagzeuglegende Tony Allen, der Mitte der 60er mit „Black President“ Fela Kuti den „Afrobeat“ prägte. Und die deutsch-eritreische Sängerin Senait Mehari, bekannt als taz-Kandidatin beim Grand Prix 2003. Top-Act ist Dawn Penn, die Reggae-Queen aus Jamaika. Die Sängerin mit der magischen Stimme schrieb mit ihrem „No No No“ 1995 Reggae-Geschichte.

Das Welthaus präsentiert auf seinem Festival aber nicht nur international renommierte Spitzengruppen, auch hierzulande weniger bekannte Musiker sind zu hören. Mit finanzieller Unterstützung vom Land konnten Künstler wie Trilok Gurtu, Nippy Noya oder Dudu Tucci eingeladen werden, die auf drei reinen Percussions-Konzerten ihr Können zeigen. Oder zum Beispiel Terezinha Araújo, eine kapverdische Sängerin, die mit wunderbarer Stimme die Tradition der ebenso poetischen wie temperamentvollen Musik ihrer Heimat pflegt. Und Telmo Pires, der zur neuen Generation von Fado-Interpreten gehört und traditionelles mit Elementen aus Klassik und Jazz verbindet. Der Portugiese, der heute zwischen Paris und Berlin pendelt, ist Teil der Konzertreihe „Music made in Germany“. Mit der sollen herausragende Musiker unterschiedlicher kultureller Herkunft gefördert werden, die in unserem Land leben. Gleichzeitig dokumentieren die Konzerte das breite Spektrum guter Weltmusik in Deutschland, werben für Offenheit, Toleranz und Respekt. Denn das Welthaus will mit seinem Festival nicht nur ein Forum für gute Musik, sondern auch für politische Themen bieten. Mit fast 30 Veranstaltungen auf 13 Bühnen hat sich das Festival nicht nur zu einer der größten Weltmusikveranstaltungen Europas entwickelt, es ist heute ein Identität stiftendes Vorzeigeprojekt für die ganze Region.