Das erste Gold für Argentinien: Die Gauchos lieben Karate Coreano
Der argentinische Taekwondista Sebastián Crismanich gewinnt in der Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm Gold. 64 Jahre hat das Land auf eine Einzelmedaille warten müssen.
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Was für ein Tag für Argentinien. Die letzte argentinische Hoffnung auf eine Goldmedaille betrat die Matte. Der 25-jährige Sebastián Crismanich stand im Taekwondo in der Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm im Finale. Dort versetzte er in der letzten Runde dem Spanier Nicolás García Hemme den einzigen und entscheidenden Tritt. Gold für Argentinien!
Nach Fußball und Basketball zählt Taekwondo zu Argentiniens populärsten Sportarten. Während die alle Schichten erfassen, wird Rugby, Hockey und Tennis erst ab der Mittelschicht aufwärts gespielt. Schon seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, Taekwondo in den Schulsport aufzunehmen.
Taekwondo kam Ende der 60er Jahre nach Argentinien. Weil sich darunter niemand etwas vorstellen konnte, sprachen alle nur vom Karate Coreano. Die koreanischen Meister Han Chang Kun, Nam Sung Choi und Kwan Duk Tschung brachten den Argentiniern die Technik bei. Schnell hatte Taekwondo dem wirklichen Karate und anderen asiatischen Kampfsportarten den Rang abgelaufen.
„Taekwondo findet in Argentinien so viele Anhänger, weil es der uns gewohnten vertikalen Hierarchie entspricht“, so Roberto Wulf, Meister und Träger des 5. Dan. Interessant ist auch die These, die festen Schrittfolgen des Tangos würden in den Bewegungsfiguren des Taekwondo ihre Entsprechung finden.
Nur selten die Fäuste eingesetzt
Dass sich Taekwondo in verschiedene Schulen und Verbände aufspaltete, spiegelt sich in Argentinien seit Mitte der 80er Jahre wider. So konkurrieren auch in Argentinien die International Taekwon-Do Federation (ITF) und der World Taekwondo Federation (WTF) um die Aktiven.
Während WTF-Aktive vor allem die Füße blitzschnell und nur selten die Fäuste einsetzen, agieren ITF-Aktive gleichberechtigt mit beiden. Bei Olympia dürfen jedoch nur Mitglieder der WTF antreten. Auch Olympiasieger Crismanich gehört der WTF an. Die Mehrzahl der Aktiven am Rio de la Plata kämpft und trainiert allerdings nach den Vorgaben der ITF.
Das tut der Freude der argentinischen ITF-Taekwondistas über den Finalsieg von Crismanich keinen Abbruch. Denn es hat 64 lange Jahre gedauert, bis ein Argentinier wieder eine Goldmedaille in einer olympischen Einzelsportart gewann. Und es ist erst die 18. goldene insgesamt.
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