: Das blanke Gesäß
SCHWERIN Peter Lenks Denkmal von Heinrich dem Löwen sorgt durch explizit dargestellte nackte Hintern für schlechte Stimmung
Schwerin hat sich seit der Wende herausgeputzt wie kaum eine andere Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Perfekt sanierte klassizistische Gebäude schmiegen sich aneinander, das Schloss strahlt märchenhaft, das Straßenpflaster ist neu, aber auf alt gemacht. Auch ein neues Denkmal hat Schwerin im Rausch der Renovierung bekommen: Es zeigt den Stadtgründer Heinrich den Löwen. Enthüllt wurde es im Jahr 1995.
Gestaltet hat das Denkmal der Bildhauer Peter Lenk, der mit seinen derben Darstellungen schon vor dem Schweriner Auftrag mitder einen oder anderen Provokation bekannt geworden war – unter anderem an der Fassade der Berliner taz-Zentrale. Sein Schweriner Denkmal besteht aus einer viereckigen Säule, auf der ein Löwe steht, der blöd grinst. Auf den Seiten der Säule sind Szenen aus dem Leben Heinrichs des Löwen abgebildet.
Zu sehen sind unter anderem Totenköpfe, über denen sich ein Pferd mit erigiertem Penis aufbäumt. Außerdem zeigt eine der Seiten die historische „Bardowicker Gesäß-Huldigung“: Die Bürger Bardowicks, einer Ortschaft bei Lüneburg, sollen seinerzeit ein Spalier für Heinrich den Löwen gebildet haben, um ihm gemeinsam den nackten Arsch zu zeigen. Der Grund war, dass Heinrich der Löwe Bardowick seine Schlüsselrolle als Handelsplatz nahm und statt dessen ab 1158 Lübeck aufbaute.
Lenks Denkmal zeigt die Gesäß-Huldigung explizit, was in Schwerin nicht durchgängig auf Wohlgefallen stößt. Die Leserbriefe aus dem Jahr 1995 sind vergessen, aber noch heute kann man in Schwerin erleben, wie die Stadtführerin kein Verständnis dafür hat, ein Denkmal mit blanken Ärschen aufzustellen. Von Totenköpfen und Pferdepenis ganz zu schweigen. KLAUS IRLER