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Das Zaudern des Jens LehmannReine Privatsache

Dortmund will ihn. Arsenal würde ihn ziehen lassen. Ein Wechsel zum BVB erhöht zudem seine Chancen, bei der EM wieder Deutschlands Torwart Nr.1 zu sein. Doch Lehmann zögert.

Jens Lehmann kann sich nicht richtig entscheiden, in welche Richtung der Ball rollen soll. Bild: dpa

DORTMUND taz Die Entscheidung fällt im Paradies. Auf der einen Seite fliegt Oliver Kahn durch den Kasten, faustet die Bälle in die Palmen und brüllt seinen Torwarttrainer an, dass der noch ein bisschen härter schießen soll. Knapp 50 Meter daneben hechtet Jens Lehmann knapp 18 Quadratmeter Fläche ab. Auf der Tribüne sitzen Boulevard-Reporter und führen eine Strichliste, wer mehr Treffer kassiert. Die Nachrichtensender übertragen natürlich live, jede Einheit. Deutschland erfährt im Januar 2008 endgültig, wer die wahre Nummer eins ist.

Noch ist das nur Fiktion, aber schon in ein paar Tagen kann es so (oder so ähnlich) kommen. Oliver Kahn wird mit dem FC Bayern München ab Sonntag im "Marbella paradise of football" das Trainingslager beziehen. Borussia Dortmund flog schon gestern unter die Sonne Andalusiens. Die Anzeichen verdichten sich, dass Nationaltorhüter Jens Lehmann im Laufe der Woche nachkommen wird. Aber so ganz gewiss, wie es einige Medien schon vermeldeten, ist die Sache doch noch nicht. "Es gibt keine Zusage von Jens Lehmann", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Gleichwohl erwartet er, dass die Angelegenheit bis zum Wochenende geklärt sein wird. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Jens in den nächsten zwei, drei Tagen entscheiden wird." Finanziell sei alles ausverhandelt. Im Gespräch ist ein Gehalt von einer Million Euro.

In London sorgten die voreiligen Berichte über Lehmanns vorgebliche Entscheidung, nach Dortmund zu wechseln, für Verwunderung. "Er ist noch nicht mit Dortmund einig, und Dortmund hat noch überhaupt nichts mit uns vereinbart", sagte Arsène Wenger, der Teammanager des FC Arsenal und fügte hinzu: "Die Entscheidung liegt bei ihm." Auf eine Ablöse für den bis Saisonende gebundenen Profi will der Klub verzichten.

Lehmann, der seit Monaten beim FC Arsenal in der englischen Premier League nur noch die zweite Wahl hinter Manuel Almunia ist, liegt seit Tagen das Angebot vor, bis zum Ende der Saison beim BVB zu spielen und damit den an der Schulter verletzten Roman Weidenfeller zu ersetzen. Dies würde seine Chance, bei der EM im Juni die Nummer eins im deutschen Tor zu sein, deutlich erhöhen. "Wenn ich die private Situation einigermaßen zufriedenstellend geregelt habe, kann es sein, dass ich komme, sonst nicht", sagte Lehmann nun dem Fußballmagazin kicker über eine mögliche Rückkehr zum BVB, für den er schon zwischen 1999 und 2003 in der Fußball-Bundesliga spielte.

Wo liegt das Problem? Warum ist es trotz der augenfälligen Vorteile für beide Seiten ein "nicht so einfacher Wechsel", wie der Torhüter sagte. Es heißt, dass Lehmanns Ehefrau Conny der drei Kinder und der Stadt London wegen nicht umziehen wolle. Schon gar nicht für ein halbes Jahr. Eigentlich müsste sie auch gar nicht in ihre Geburtsstadt kommen. Dank der Billigflieger, die auch von Lehmann schon benutzt wurden, ist es relativ komfortabel, zwischen Dortmund und London zu pendeln, wenn auch nicht täglich. Das Trainingsgelände der Borussia im Vorort Brackel liegt eine Viertelstunde Autofahrt vom Flughafen entfernt. Der BVB würde Lehmann, der 2002 mit dem Klub Deutscher Meister wurde, in der Freizeitgestaltung vermutlich sogar entgegen kommen.

Die Bemühungen von Borussia Dortmund dürfte vor allem Roman Weidenfeller mit gemischten Gefühlen verfolgen. Der derzeit verletzte und zuletzt oft schwächelnde Torhüter, der für so manches der 30 Gegentore, die der BVB in der Hinrunde hinnehmen hat müssen, eine Mitverantwortung trägt, soll nicht die besten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Lehmann bei Borussia haben. So richtig mochten sie sich wohl nicht, die beiden Keeper. Der Nachrichtenagentur DPA sagte Weidenfeller, er wolle sich nicht zur Verpflichtung Lehmanns äußern. " Ich halte mich da raus", sagte er.

Bundestrainer Joachim Löw, den Lehmann gestern angerufen hat, riet seiner Nummer eins, er solle sich "in Ruhe Gedanken machen, was er möchte". Ein möglicher Weggang von Arsenal London sei jedenfalls dessen persönliche Entscheidung. Auf ein paar Tage kommt es jetzt ohnehin nicht mehr an. Lehmann ist fit, er hatte keine Winterpause, ein Trainingslager bräuchte er nicht. Als Freund einer solchen Woche unter Männern gilt er schon gar nicht - und auf Oliver Kahn, Strichlisten und Fernsehkameras kann er auch gut verzichten.

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