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■ Das PortraitSurat Husseinow

Der Mann ist Multimillionär, Textilfabrikant, Chef einer eigenen Armee und seit vergangenem Jahr auch Träger der Medaille eines „Nationalhelden Aserbaidschans“. Was Surat Husseinow noch zur Macht im Staate Aserbaidschan fehlte, wurde dem 35jährigen am Mittwoch vom Parlament in Baku angedient: der Posten als Premierminister mit der vollständigen Kontrolle über das Innen-, Sicherheits- und Verteidigungsministerium. In nur einem Monat machte Husseinow damit seine Militärrebellion zu einem vollen Erfolg. Erst am 4. Juni hatte er sich in seiner Heimatstadt Gandscha der Waffen der abgezogenen russischen Armee bemächtigt und war mit ein paar tausend Soldaten in Riesenschritten auf Baku zumarschiert: Bald liefen Regierungssoldaten massenhaft zu den aus Husseinows Privatschatulle großzügig entlohnten Aufständischen über, der Parlamentspräsident wurde abgesetzt und der gewählte Staatspräsident Abdulfaz Eltschibej floh aus der Hauptstadt.

Husseinow soll gemeinsam mit dem doppelt so alten Gaidar Alijew – der erst letzte Woche dank der Militärrebellion zum Präsidenten wurde – in Baku regieren. Der Konkurrenzkampf zwischen dem jungen Abenteurer und dem Ex-KP- und Ex- Geheimdienstchef hat bereits begonnen. Direkt nach seiner Wahl kündigte Husseinow an, der Posten des Präsidenten werde bald abgeschafft. Vorher jedoch will er die Armenier schlagen. Der Krieg um die armenisch besiedelte Enklave Berg Karabach werde erst mit einem Sieg Aserbaidschans enden, verspricht er.

Mit der Kalaschnikow an die Macht Foto: Reuter

Bis zum Frühling dieses Jahres kommandierte Husseinow die aserbaidschanischen Truppen in Berg Karabach. Wegen anhaltender militärischer Niederlagen und seiner angeblichen putschistischen Absichten wurde er im April degradiert und zur „Persona non grata“ deklariert. Nach dem Beginn seines Aufstandes avancierte er jedoch schnell wieder zur wichtigsten Person des Landes. In Baku gilt er als „energischer, kluger und starker Führer“. Ihm wird eine starke Bindung an Moskau nachgesagt, was auch bedeutet, daß Aserbaidschan sich künftig doch der GUS anschließen könnte. Seine weiteren politischen Absichten sind unklar. Fest steht, daß Husseinow viele Rubelmillionen in den Krieg investiert hat. Dorothea Hahn

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