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■ Das PortraitJoseph Kosuth

Bedeutungsprofi Foto: frieze

Zugespitzt hat sich mit ihm die Bedeutung der Kunst gewandelt. Statt gut gemachter Bilder als Fenster zur Welt schlug Joseph Kosuth 1968 in einem Manifest vor, sich an die Wahrnehmung hinter der Darstellung zu wagen. Doch davor hatte sich die Kunst bislang gehütet. Der Surrealismus zeigte Bilder aus der Fantasie, die das Nicht-Sichtbare nur sichtbar machten, und auch Duchamps Ready-mades kamen nicht um die Objekthaftigkeit herum. Kosuth jedoch wollte den Inhalt nicht mehr auf die Form reduziert wissen.

Damit löste der 1945 in Ungarn geborene Künstler eine Debatte um unantastbare Werte der Ästhetik aus. Zeitgleich hatte der New Yorker Kritikerpapst Clement Greenberg eine Lanze für formalistische Kunst gebrochen – und nun kam ein 23jähriger Student, der den Glauben an das Schöne als das Wahre mit knapper Logik aus den Angeln hob: Das Wesen von Kunst sei dem Werk nicht abzulesen, also müsse man seine Bedeutung in dessen Beziehung zur Erkenntnis suchen. Nicht die Phänomene selbst, sondern die Struktur ihrer Korrespondenz war gefragt. Da aber auch Gedanken erst am Beispiel ihre Überzeugungskraft entwickeln, zeigte Kosuth sein Modell anhand von Stühlen auf: Neben einen echten Stuhl aus Holz hängte er ein Foto desselben und die lexikalische Definition – aus dem einen Stuhl waren drei Modelle seiner Darstellung geworden, die miteinander zusammenhingen, ohne sich zu gleichen.

Es funktionierte. Kosuth wurde 1970 ins Museum of Modern Art eingeladen, zwei Jahre später war er auf der documenta 5 vertreten. Schnell machten sich Scharen von KünstlerInnen die Rhetorik von Kunst als Sprache zu eigen: Die Attitüde wurde wieder Form, mehr Dada als Konzept. Barbara Kruger druckte vermischte Darstellungen von Pop und Agitprop auf Plakatwände, die der beigefügte Text nur notdürftig verkontextualisierte. Auch Jenny Holzer blieb im Rahmen der Bilder. Selbst ihre mit Blut bedruckten Zeitungscover sind unhinterfragt aufgeladenes Material.

Mit seinem Projekt in der taz geht Kosuth in der Verwendung von Sprache einen Schritt weiter: Er verschiebt historische Bezüge, läßt einen vergangenen Begriff von Informationskultur mit der aktuellen Handhabung von Medien kollidieren. Die Zeitung ist der Text, der sich mit dem Text über Zeitungen in Beziehung setzt, was in der Tat die Struktur des Mediums ist: Die Botschaft ist Verbindung. hf

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