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■ Das PortraitMagische Kräfte

Adrett gekleidet und perfekt frisiert steht die junge Ehefrau am Herd. Herein kommt der Gatte und begrüßt das Weib mit einem zaghaft- züchtigen Küßchen, worauf dieses gleichsam zurückweicht, indem es sich buchstäblich in Luft auflöst. Irritiert hält der Gefoppte Ausschau und entdeckt ein Kätzchen, das sich an seine Waden schmiegt. Es hüpft in seine Arme und rückverwandelt sich in sein schelmisch lächelndes Gespons, derweil dem Kochtopf schwarze Rauchschwaden entsteigen.

Der in der popartigen Manier der Mittsechziger gestaltete Zeichentrickvorspann der Fernsehserie „Bewitched“ ließ schon ahnen, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehen würde. In der Tat gehörte die ausnehmend attraktive Heldin zu einer weltweit verstreuten, aber auf Fingerschnipp herbeieilenden Sippe von Hexen. Zwischen dem 17. September 1964 und dem 1. Juli 1972 ergaben sich einmal pro Woche Umstände, die den Einsatz übernatürlicher Kräfte rechtfertigten.

„Bewitched“ war eine der in den Sechzigern überaus beliebten „Supernatural Comedies“, die eingefahrene Rollenklischees travestierten. Nur scheinbar waren der Flaschengeist Jeannie oder die Hexe Samantha als Frauen verfügbar und dem Manne untertan. Tatsächlich lenkten die Traumfrauen das Geschehen und manipulierten den Herrn des Hauses nach Gutdünken. Ähnlich wie die beinahe gleichaltrige Elizabeth MontgomeryFoto: AP

„Bezaubernde Jeannie“ Barbara Eden wurde Elizabeth Montgomery durch die Rolle der unkonventionellen Hausfrau immens populär und trat damit aus dem Schatten ihres Vaters, des Schauspielers, Produzenten und Regisseurs Robert Montgomery, in dessen Serie „Robert Montgomery Presents“ sie 1951 als 18jährige ihr TV-Debüt gegeben hatte — überzeugend, wie die Kritiker meinten. Jahre später erinnerte sich die Schauspielerin: „Mein Vater stellte einige Artikel zusammen und schickte sie mir mit der Notiz: Glaub kein einziges Wort davon. In Liebe, Dad.“

Das Image der schelmischen Hexe überdauerte die Einstellung der Serie und hielt sich noch, als Elizabeth Montgomery bereits mit ganz anderen Rollen hervorgetreten war. Für das Porträt einer vergewaltigten Frau in dem vielbeachteten TV-Movie „A Case of Rape“ erhielt sie 1974 eine „Emmy“-Nominierung. Gut einem Monat nach ihrem 62. Geburtstag ist Elizabeth Montgomery am Donnerstag in Los Angeles ihrem Krebsleiden erlegen. Harald Keller

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