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■ Das PortraitMr. Aktuelle Kamera

Er war die Antwort Erich Honeckers auf Karl-Heinz Köpke. Fast drei Jahrzehnte verkündete Klaus Feldmann aus den DDR-Fernsehstudios in Berlin-Adlershof dem Volk der DDR-Bürger Freud und selten auch das Leid des realen Sozialismus. Erntebrigaden, Planerfüllung, Freundschaftsbesuche, da konnte der heute 59jährige seinen Zuschauern was erzählen. Die DDR-Bürger kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und kürten den Überbringer guter Nachrichten 13mal zum DDR- „Fernsehliebling“ in der Sparte Ansager/Sprecher.

An den Inhalten habe er sowieso nichts ändern können, blickt Feldmann heute Mit dunkler Stimme für den Sozialismus?Foto: Ute Mahler/Ostkreuz

zurück, also trug er vor, was auf seinem Pult landete, immer akkurat und fehlerfrei. Daß es ihn manchmal gewürgt haben will, hat man ihm nie angesehen. Allerdings, so redet er sich heraus, trotz aller berechtigten Kritik an den staatstragenden Medien der DDR müsse man doch berücksichtigen, daß die Informationspolitik sich nicht von der großen Politik trennen ließ. „Damals herrschte Kalter Krieg – aber auf beiden Seiten.“ Honeckers Abgang zu vermelden war ihm nicht mehr vergönnt, Klaus Feldmann lag im Krankenhaus, anschließend war es vorbei mit der Sprecher-Karriere.

Sechs Jahre herrschte bei Klaus Feldmann Funkstille, am 1. September meldet er sich vor der Kamera zurück. Zunächst kommen allerdings nur 80.000 Haushalte im Süden Brandenburgs allabendlich in den Genuß von „Mister Aktuelle Kamera“. Beim lokalen Cottbuser Kabelsender Lausitz-TV verliest Feldmann wieder Nachrichten.

Der Minisender glaubt, die Zuschauer freuten sich bereits, die vertraute Stimme wieder zuhören. Nach einem Probeauftritt hätten diese sich jedenfalls mit großer Mehrheit positiv geäußert. Wenn die Einschaltquoten sich wieder auf einem Niveau einpendeln wie zu glorreichen Zeiten des Sozialismus, wird Feldmann nur ein paar ehemalige DDR-Bürger beglücken können. Er wird seine Fans sicher nicht enttäuschen. Nur einmal ließ sich Klaus Feldmann in 28 Sprecher-Jahren in der DDR 1976 etwas zuschulden kommen und wurde prompt mit einer Zwangspause belohnt. Doch nicht, daß er seinen Auftritt etwa durch einen Freudschen Versprecher verpatzt hätte, nein, nur ein wenig getragener will Feldmann die Erfolgsmeldung vorgetragen haben, nachdem eine feuchtfröhliche Geburtstagsfeier sein Gemüt erhellt hatte. Christoph Seils

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