Das Portrait: Carlos-Komplize
■ Bruno Breguet
Haftbefehl gegen einen Verschollenen: Gestern bestätigte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten einen Bericht des Focus, es habe Haftbefehl gegen den Schweizer Bruno Breguet (45) erlassen, einen früheren Komplizen des in Frankreich inhaftierten ehemaligen venezolanischen „Superterroristen“ Ilich Ramirez Sánchez alias Carlos. Vorwurf: versuchter Mord und Herbeiführung eines Sprengstoffanschlags – Breguet soll an dem Anschlag auf das Münchner Sendegebäude von „Radio Free Europe“ im Februar 1981 beteiligt gewesen sein sowie 1982 an einem versuchten Anschlag auf den Chefredakteur einer in Paris erscheinenden arabischen Wochenzeitung.
Doch wo steckt Bruno Breguet? Die Spuren des Mannes aus Minusio im Schweizer Tessin, der in den sechziger Jahren in Syrien den bewaffneten Kampf erlernte, verloren sich im November vergangenen Jahres in Griechenland. Dort soll er zusammen mit Lebensgefährtin und Tochter Ferien gemacht haben. Als er auf der Rückreise in die Schweiz am 11. November in Ancona die Fähre „Lato“ verlassen wollte, ließen ihn die italienischen Behörden nicht von Bord und schoben ihn auf dem gleichen Schiff zurück. Danach verschwand er.
Breguets Anwalt erklärte kürzlich in einem Radiointerview, der französische Geheimdienst habe seinen Mandanten entführt, um ihn als Belastungszeugen gegen Carlos einzusetzen. Derzeit werde Breguet in einem Lager in Kroatien festgehalten.
Es wäre die zweite französische Haft für Breguet. Bereits 1982 wurden er und Carlos' damalige Lebensgefährtin Magdalena Kopp mit fünf Kilo Sprengstoff im Kofferraum in Paris verhaftet. Breguet bekam fünf Jahre Haft, Kopp vier. Der neue Haftbefehl gegen Breguet geht vermutlich auf Aussagen Kopps zurück. Die Deutsche war Ende 1995 aus Venezuela zurückgekehrt. Gut ein Jahr zuvor war Carlos vom Sudan an Frankreich ausgeliefert worden. Kopp entschied sich, mit Ermittlern über ihre Erfahrungen mit Carlos und seinen Freunden zu plaudern – darunter auch Breguet. Ende Februar erklärte der zuständige Staatsanwalt, Kopp sei nicht mehr Verdächtige, sondern „Zeugin“. Der jetzt bekanntgewordene Haftbefehl soll bereits am 7. Februar ausgestellt worden sein. Thomas Dreger
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