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Das PortraitDer unsichtbare Mann

■ Goh Chok Tong

Unmerklich ist Singapurs Premierminister Goh Chok Tong aus dem Schatten seines großen Vorgängers Lee Kwan Yew getreten. Als Goh 1990 das Amt des Regierungschefs übernahm, schien er nicht viel mehr als ein Platzhalter für den Sohn des alten Lee, den ehrgeizigen Lee Hsien Loong, der bis heute sein Stellvertreter ist.

Mittlerweile ist Goh unumstrittener Chef der People's Action Party (PAP) und wagt es zuweilen sogar, seinem Mentor zu widersprechen. Als Lee Kwan Yew zum Beispiel im vergangenen Jahr von einer Wiedervereinigung Singapurs und Malaysias sprach, erklärte Goh, dieses Thema stehe nicht auf der Tagesordnung.

Goh gehört zur zweiten Generation der Politiker Singapurs, das seit der Trennung von Malaysia 1965 ununterbrochen von der PAP regiert wird. Er unterscheidet sich von seinem Vorgänger, der als Seniorminister in seinem Kabinett die Rolle der grauen Eminenz spielt, durch einen sanfteren Stil. Politisch allerdings steht er Lee nahe: „Westliche“ Demokratie, Opposition, eine freie Presse betrachtet auch er als eine Bedrohung für die Stabilität des Landes. Auch er ist nicht bereit, auf das „Interne Sicherheitsgesetz“ zu verzichten, mit dem die Regierung Oppositionelle ohne Gerichtsverhandlung in Haft halten kann.

Der Werdegang des 1941 geborenen Goh ist typisch für die heutige Politikergeneration des Landes: Er wuchs in Pasir Panjang an der Südküste Singapurs auf, studierte Wirtschaft an der Universität von Singapur und machte seinen Magister in den USA. Goh spricht wie die meisten Singapurer Englisch und Chinesisch. Er sammelte seine ersten Berufserfahrungen als Manager bei einer Reederei und wurde Dozent für Ökonomie an der Universität von Singapur. 1976 überredete ihn der damalige Finanzminister zum Einstieg in die Politik. Bereits ein Jahr nach seiner Wahl ins Parlament ernannte Lee ihn zum Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Zwei Jahre später wurde Goh Handels- und Industrieminister. Später leitete er die Gesundheits- und Verteidigungsressorts.

Als Goh sich 1991 zum ersten Mal als Premierminister wiederwählen ließ, gelang es der Opposition erstmals, vier Sitze im Parlament zu erobern, was ihm die Schelte des Staatsgründers Lee Kwan Yew eintrug. In seiner Partei aber hat sich Goh mit seiner konzilianten Art einen guten Ruf geschaffen. Jutta Lietsch, Bangkok

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