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Das PortraitDer Anwalt mit dem goldenen Daumen

■ Axel Meyer-Wölden

Auf seinen Grand Slam Cup ließ er nichts kommen. Als ein Journalist kritische Worte über das millionenschwere Tennisspektakel verlor, stellte ihn Axel Meyer-Wölden höchstpersönlich zur Rede. Das Münchner Turnier der Tenniscracks, dessen Preisgelder selbst John McEnroe „obszön“ fand, katapultierte den smarten Anwalt aus der Anonymität des Rechteverwalters in das gleißende Licht der Öffentlichkeit.

Sein größter Coup gelang Meyer-Wölden, der am Montag 56jährig an Leberkrebs starb, als er 1993 Boris Becker von dessen Manager Ion Tiriac loseiste und selbst sein „Berater“ wurde. Becker war zuvor einer der schärfsten Kritiker des Grand Slam Cups gewesen, und Meyer-Wölden hatte ihn sogar beim Weltverband angeschwärzt („Er hat keinen Wehrdienst geleistet“), um seine Teilnahme zu erzwingen. Boris Becker verzieh, wurde nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freund Meyer-Wöldens und spielte fortan brav in München. Nach Erhalt der Todesnachricht sagte er sofort seinen Start beim Turnier in Boston ab.

Die Beratung von Sportlern wie Boris Becker, Marc- Kevin Goellner oder Mehmet Scholl war jedoch nur ein kleiner Teil der Aktivitäten des umtriebigen Juristen mit dem goldenen Daumen. Placido Domingo und Michael Jackson zählten zu seinen Klienten, beim Verkauf der Bundesliga-Fernsehrechte an Sat.1 spielte der Gründer der Verwertungsgesellschaft ISPR die tragende Rolle, und fast hätte er sogar Olympia nach Berlin geholt. Eigenmächtig parlierte er mit IOC- Chef Samaranch und schwor eine Schar von Wirtschaftsmanagern auf die olympische Idee ein. Die plumpen Berliner Olympiabewerber um Eberhard Diepgen waren jedoch zu selbstgefällig und ahnungslos, um zu erkennen, daß ihnen hier der ideale Promoter quasi in den Schoß gefallen war. Sie sabotierten seine Bemühungen und unterstellten dem beständig von hehren Zielen parlierenden Meyer-Wölden schnöde, daß es ihm bloß um die Fernsehrechte ginge.

So wurde es nichts mit der olympischen Krönung seines Lebenswerks, und auch der Grand Slam Cup ist bisher nicht über den Rang eines gutbezahlten Showturniers hinausgekommen. Nicht alles geriet zu Gold, was der geschäftstüchtige Axel Meyer- Wölden anfaßte, der das höchste Lob ausgerechnet von seinem Widersacher Ion Tiriac erhielt: „Er ist der einzige, der es geschafft hat, mich über den Tisch zu ziehen.“ Matti Lieske

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